1450 - Die Herren der Straßen
hatte sich verändert, und er wußte nicht, was es war.
Mittlerweile hatte er nahezu vergessen, wer er ursprünglich gewesen war. An den wirklichen Jesco Tomaskon erinnerte er sich kaum noch. Er verschwendete keinen Gedanken an ihn, sondern konzentrierte sich gänzlich auf die vor ihm liegende Aufgabe.
Er wollte Hyperfunksignale abstrahlen, die den Cantaro klar und deutlich anzeigten, wo der Unterschlupf der Organisation WIDDER zu finden war.
Dabei war er sich dessen bewußt, wie seine Mission enden würde. Doch der nahe Tod berührte ihn nicht. Er ließ ihn ebenso kalt, wie der Tod von Karl Prenthane.
Er lächelte sogar, als er die Hyperfunkzentrale betrat, in der nur eine junge Frau Dienst tat. Sie drehte sich nach ihm um und erwiderte sein Lächeln.
Tomaskon blieb stehen und stützte die Hände auf den Hüften ab. Seine rechte Hand war nur noch eine Daumenbreite vom Kolben seiner Waffe entfernt. Doch das bemerkte sie nicht. Sie war arglos.
In diesem Augenblick, als Tomaskon zu seinem Energiestrahler greifen und sie töten wollte, verspürte er einen leichten Stich im Kopf. Er zögerte, als es kurz vor seinen Augen zu flimmern begann.
Zugleich begriff er, daß etwas Entscheidendes geschehen war.
Veegran war soeben gestorben.
Ich war mit ihm verbunden! erkannte er.
In der Gen-Station hat er mich zu seinem Werkzeug gemacht. Er hat mich aktiviert, und eben hat er sich von mir verabschiedet.
Aber er war nicht frei. Die Verbindung zu dem Cantaro war abgerissen, doch das änderte nichts an den Befehlen, die man ihm auf biologischem Wege einprogrammiert hatte. „Was ist los mit dir?" fragte die junge Frau. Sie stand auf und trat auf ihn zu. „Stimmt etwas nicht?"
Sie blickte ihn forschend an. Sie hatte klare, dunkle Augen, die ihn vorübergehend verwirrten. „Wer bist du überhaupt?" Sie wich einen Schritt vor ihm zurück, und der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich. Furcht flackerte darin auf. „Ich habe dich noch nie gesehen."
„Das spielt keine Rolle", erwiderte er und griff nach seiner Waffe.
*
Als Perry Rhodan den Raum verließ, in dem er den Cantaro Veegran verhört hatte, erfüllte ihn nur ein einziger Gedanke.
Wie ging es Gucky?
Er wollte auf schnellstem Weg zum Ilt.
Wenn er stirbt, will ich bei ihm sein, schwor er sich. Wenigstens das!
Auf halbem Weg kam ihm Homer G.
Adams entgegen. „Wie geht es ihm?" fragte Rhodan. „Unverändert schlecht", erwiderte der Chef der Widder. „Seine Vitalfunktionen erlöschen."
„Komm, wir gehen zu ihm", drängte Rhodan. „Ich war gerade bei ihm", wehrte „Romulus" ab. „Es hat keinen Sinn. Er ist von Spezialisten und von Medo-Robotern aller Art umgeben. Wir kommen nicht näher als zehn Schritte an ihn heran. Wir können ihn noch nicht einmal sehen. Er ist unter technischem Gerät förmlich begraben."
„Was ist mit seinem Zellaktivator?"
„Obwohl er einwandfrei funktioniert, hat er offensichtlich keinerlei Wirkung auf ihn."
„Das begreife ich nicht."
Adams griff nach seinem Arm. Mit der anderen Hand zog er ein beschriftetes Papier aus der Tasche. „Ich muß dir etwas sagen, Perry. Wir sind bei der Entschlüsselung weitergekommen. Das zweithöchste Entschlüsselungsniveau enthält eine knappe Meldung. Sie war in beiläufig erscheinenden Nebensätzen versteckt."
„Und?" Rhodan war nicht bei der Sache.
Er dachte nur an den Ilt. „Der Text lautet: Lakardón erzielt mit Anti-Paura gute Fortschritte. Die Herren der Straße sind mit ihm zufrieden."
Rhodan war wie elektrisiert. „Wiederhole das noch einmal", bat er. „Ich wußte, daß es dich interessiert", erwiderte Adams und zitierte den Satz noch einmal. „Das nenne ich eine Überraschung", sagte Rhodan. „Lakardón ist der Tarnname des Nakken, mit dem ich es im Black Hole Paura, im Bereich der Säulen der Vergangenheit, zu tun hatte."
„Sein richtiger Name ist Tawala", ergänzte Adams. „Bisher haben wir angenommen, daß der Nakk bei der Explosion der Black-Hole-Station ums Leben gekommen ist. Aus dieser Notiz aber geht hervor, daß er noch lebt und an diesem Ort arbeitet. Wie war das doch? Anti-Paura?"
„Richtig. Anti-Paura. Und das kann eigentlich nichts anderes sein als die Gegenstation der Schwarzen Sternenstraße, die im Black Hole Paura beginnt und im Perseus Black Hole endet", stellte „Romulus" fest.
Diesen Weg waren Rhodan und seine Freunde schon einmal gegangen. Sie kannten die Position des Perseus Black Hole. „Da ist aber noch etwas, das uns zu denken geben
Weitere Kostenlose Bücher