1451 - Die Siragusa Formeln
sich heraus, daß die Scuuru zwar als Schaltmeister der Schwarzen Sternenstraßen dienten, sie jedoch nicht wirklich beherrschten. Die großen Unbekannten im Hintergrund waren die Anoree, eine Rasse von humanoiden Wesen. Von einem System der Unterdrückung konnte allerdings keine Rede sein - die Scuuru ordneten sich freiwillig unter.
Aber nicht einmal die Anoree kannten das gesamte Straßensystem. Sie hatten keine der Verbindungen selbst erbaut, sondern alles nur von einem wahrscheinlich ausgestorbenen Volk erbeutet. An diesem Punkt ergab sich die Querverbindung zur Milchstraße. Vor langer Zeit hatte sich ein Zweig der Anoree abgespalten. Dieser Zweig hieß Cantaro...
Ein erster Hinweis!
Tifflor beschloß, die Galaxis Neyscuur zu verlassen. Die PERSEUS, die CASSIOPEIA und die BARBAROSSA ließen sich unter den Ereignishorizont eines erschlossenen Black Holes fallen, und am Ende dieser Schwarzen Sternenstraße kamen sie in Point Siragusa heraus. Bei ihnen war als vierte Einheit die YALCANDU, das Schiff eines Anoree.
Tifflor war froh um diese Begleitung: So kehrte er mit einem greifbaren Verbündeten zurück.
Hoffentlich war der Anoree ein Verbündeter. Niemand konnte sich dessen wirklich sicher sein.
Die Passage lief reibungslos ab, und als niemand mehr damit gerechnet hatte, schob eine Überraschung all ihre Pläne auf
7.
Das Dröhnen der Triebwerke verstummte plötzlich.
In die unverhoffte Stille drang das Aufatmen vieler Personen. Sie hatten es tatsächlich überlebt, dachte Dao-Lin, die Formeln der Siragusa-Datei erwiesen sich hiermit als zumindest teilweise zutreffend.
Endlich ließ auch sie erleichtert Luft entweichen. Die Verantwortung für die MARA-DHAO samt Besatzung blieb weiterhin bei ihr, und dieses Bewußtsein verhinderte, daß sich Dao-Lin ganz entspannte. „Sämtliche Abteilungen klar?" fragte Mai-Ti-Sh'ou laut.
Nacheinander trafen Klarmeldungen aus dem ganzen Schiff ein. Der übliche Geräuschpegel einer Zentrale erhob sich; in vertrauter Atmosphäre begann die Arbeit.
Die ehemalige Wissende starrte auf die Bildschirme. Es schien, als sei die MARA-DHAO von milchigem Licht umgeben, das nach allen Richtungen hin völlig identisch den Raum erfüllte. Dao-Lin mußte an Nas-Kios Worte denken. Womöglich finden wir einen abgetrennten Mikrokosmos vor, mit eigenen Gesetzen und unbekannter Ausdehnung... Genauso war es offenbar.
Jedenfalls stimmten die Verhältnisse in keiner Weise mit dem Bild überein, das sich Dao-Lin noch vor ein paar Tagen vom Innern eines Schwarzen Loches gemacht hatte. „Ortungsergebnisse auf den großen Schirm!" befahl Mai-Ti-Sh'ou.
Dao-Lin war froh, daß sie sich in diesem Augenblick nicht selbst um die Schiffsführung kümmern mußte. So galt ihre Konzentration ungeteilt den ersten Ergebnissen. Viel kam dabei allerdings nicht heraus: Die Orter stellten weder fest, wo das Innere des Black Holes endete, noch wo sein eigentliches Zentrum lag. „Stimmen die Gleichungen noch?" fragte sie.
Hinter ihr stand Nas-Kio-P'ing und starrte ebenso angestrengt auf den Schirm wie die ehemalige Wissende. „Zumindest, soweit ich es beurteilen kann. Meine Kollegen sitzen in den Laboratorien und rechnen über den Syntron ständig alles durch. Sie werden Alarm schlagen, wenn etwas schiefläuft."
„Gut zu wissen...Es ist sehr hell draußen, du hattest recht. Aus welchem Grund?"
„Ich weiß es noch immer nicht genau."
„Dann gib mir eine Theorie."
„Wir schweben irgendwo unter dem Ereignishorizont. Das Licht, das wir hier sehen, kann diese Grenze nicht überwinden. Und je mehr Materie und Licht das Schwarze Loch mit den Jahrtausenden einfängt, desto mehr Helligkeit ist förmlich eingeschlossen."
„Einleuchtend", gab Dao-Lin-H'ay zu. „Und noch etwas. Wenn wir den Begriff Schwarze Sternenstraßen wörtlich nehmen, folgt daraus, daß Point Siragusa irgendwie mit anderen Black Holes verbunden ist.
Auch auf diesem Weg könnte zusätzliches Licht in dieses Mikrouniversum dringen."
Dao-Lin sah hinaus in das milchige Weiß ringsum. „Haben wir es tatsächlich mit einem Mikrokosmos zu tun?" wollte sie wissen. „Können wir uns auf die Gesetze einstellen, die hier gelten?"
„Es ist ein kleines Universum für sich", behauptete Nas-Kio nüchtern. „Und die Formeln der Siragusa-Datei beschreiben uns, wie wir damit umzugehen haben. Ich kann dir nichts wirklich anschaulich erklären. Solange der Syntron jedoch rechnet, können wir auch steuern. Frage die
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