1452 - Die Vodoo-Mutter
Bill Conolly, der immer wieder die gleichen Flüche ausstieß und mit seinem Schicksal haderte, das ihm den Verlust der Bewegungsfreiheit seiner Beine gebracht hatte.
Er hatte Sheila zu sich gebeten. Mit ihr zusammen wollte er versuchen, Freiübungen zu machen. Sheila hielt die Knöchel seiner Beine umklammert und versuchte, mit ihm Rad zu fahren, was auch gelang, doch darüber konnte sich Bill nicht freuen, denn er selbst spürte kaum etwas davon.
»Irgendwann klappt es, Bill! Die Lähmung wird nicht für alle Zeiten andauern. Sie wird sich abschwächen.«
»Das sagst du!«
»Ja, und das meine ich auch so.«
»Warten wir es ab!«
Ich hatte außerhalb in der Nähe der offenen Tür gestanden und war dem Gespräch gefolgt. Verstehen konnte ich Bill, denn ich hätte kaum anders reagiert. Ob eine schnelle Heilung tatsächlich möglich war, da hatte ich schon meine Zweifel.
So sehr ich meinen Freund Bill auch bedauerte, momentan ging es für mich um etwas anderes.
Der Fettsack Kilgo stand im Vordergrund. Ich ging davon aus, dass er diesem Haus einen Besuch abstatten würde. Das musste einfach so sein.
Suko hatte sich noch nicht gemeldet. Das würde er auch erst tun, wenn er etwas Verdächtiges entdeckte.
Und noch jemand war sehr aufmerksam. Johnny hatte innen vor der Haustür Position bezogen und ließ den kleinen Monitor nicht aus den Augen. Kameras bewachten den Eingang des Grundstücks.
Auch in der Dunkelheit war etwas zu sehen, zwar unscharf, aber immerhin.
Johnny hörte mich und drehte sich um. »Nichts, John. Bisher hat sich niemand gezeigt.«
»Das dachte ich mir fast.«
»Ich weiß auch nicht, ob es sich lohnt, pausenlos auf den Bildschirm zu starren. Ich glaube nicht, dass Kilgo so dumm sein wird und den normalen Weg nimmt, wenn er ins Haus eindringen will.«
»Bleib trotzdem hier.«
»Und du?«
»Ich warte auf Sukos Anruf. Aber ich werde mich dabei in das dunkle Wohnzimmer stellen, um von dort den Garten unter Kontrolle zu halten.«
»Und du willst nicht rausgehen?«
»Das weiß ich nicht.«
Johnny schlug vor, dass wir uns gemeinsam umschauen könnten, doch dagegen hatte ich etwas. »Nein, nein, bleib du mal hier stehen. Es ist besser, wenn wir keine Möglichkeit außer Acht lassen.«
»Okay, weil du es bist.«
Ich lachte und schlug ihm auf die Schulter.
Johnny quälte sich ein Lächeln ab und fragte mich besorgt: »Wie geht es Dad?«
Ich hob die Schultern. »Es hat sich nichts verändert. Dein Vater leidet weiter.«
»Das ist eine Katastrophe für ihn, John. Ich kann nur hoffen, dass er die Lähmung wieder loswird. Wie auch immer.«
»Irgendwann wird es klappen, denke ich.«
»Gut. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich etwas entdeckt habe.«
Ich nickte und machte mich auf den Weg in das dunkle Wohnzimmer. Ich huschte wie ein Schatten durch das Haus und blieb auch ein Schatten, als ich vor der breiten Panoramascheibe stehen blieb und in den Garten schaute.
Da tat sich nichts. Er lag in einer winterlichen Stille. Es lag allerdings kein Schnee mehr. Die sehr kalte Zeit war vorbei.
Noch hatten die Büsche und Sträucher keine Knospen bekommen.
Bei Tageslicht hätte ich den Garten gut überblicken können, aber jetzt in der Nacht hatte ich mit zu vielen Schatten zu kämpfen, zumal die Beleuchtung nicht eingeschaltet war.
Ich hatte nicht darauf geachtet, wie lange ich im Wohnraum stand, bis plötzlich Johnny auftauchte. Er ging schnell, und ich hörte ihn heftig atmen.
»Was ist denn?«
»Du musst kommen, John!«
»Warum?«
»Vor dem Tor hat ein Wagen gehalten. Ich kann ihn nicht ganz genau erkennen, glaube aber, dass es sich um ein Wohnmobil handelt.« Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.«
Eine weitere Frage verkniff ich mir. Ich eilte hinter Johnny her. Er hatte seinen Eltern nichts gesagt. Das war auch in meinem Sinne.
Vor dem Bildschirm blieben wir stehen. In der Tat malte sich in seiner Mitte ein hellerer Umriss ab. Johnny hatte von einem Wohnmobil gesprochen, und ich musste ihm zustimmen. Zudem stand er so, dass er mit seiner Frontseite auf das Tor wies.
Darüber wunderte ich mich ebenso wie Johnny.
»Was wollen die, John?«
»Keine Ahnung. Ich denke, wir werden es bald erfahren.«
Er erschrak. »Du willst sie reinlassen?«
»Sie oder ihn – ja.«
»Dann hat es Kilgo geschafft.«
»Abwarten, Johnny. Öffne mal das Tor.«
»Gut, auf deine Verantwortung.«
»Klar. Tu mir nur den Gefallen und halte dich zurück. Am besten lässt du dich nicht
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