1452 - Entscheidung am Ereignishorizont
Positionskämpfe um die Vormachtstellung gab. Wenn ja, dann könnte man sich das vielleicht zunutze machen und beide gegeneinander ausspielen.
Aber so weit waren sie längst noch nicht. „Was kann der Grund für die Räumung dieser Station sein?" fragte Sedge Midmays weiter. „Ohne Paura-Station ist Anti-Paura nutzlos. Das wäre ein Grund."
„Also wird sie in ein anderes Black Hole verlegt?"
„Ein interessanter Gedanke - wäre durchaus möglich, daß es so ist."
„Mir ist dennoch nicht ganz klar, warum dieser Aufwand betrieben werden sollte."
Sedge Midmays gab sich nachdenklich. „Diese Station wurde erst vor einigen hundert Jahren für Zeitexperimente ausgerüstet. Aber sie war schon immer Bestandteil der Schwarzen Sternenstraßen, seit es solche gibt. Warum demontiert man sie dann und versucht nicht statt dessen, sie wieder in das Straßennetz zu integrieren?"
„Das geht über meinen Horizont", behauptete Lakardón. „Ich meinte ja nur", sagte Sedge Midmays. „Möglicherweise wollen das die Herren der Straßen aber gar nicht - nämlich Anti-Paura wieder mit dem Netz der Schwarzen Sternenstraßen verbinden."
Sedge Midmays verließ das Verhörzimmer und überließ den Nakken Sato Ambush. Der Verlauf der Befragung war vorher abgesprochen worden, und der Bordarzt der CIMARRON hoffte, daß seine letzten Worte Lakardón nachdenklich gestimmt hatte, so daß der Pararealist leichteres Spiel mit ihm hatte.
Im übrigen war eine Batterie von Meßgeräten auf Lakardón gerichtet, und man hoffte, aus seinen Reaktionen Rückschlüsse darauf ziehen zu können, wann er die Wahrheit sprach und was er ihnen verheimlichen wollte. „Eines ist gewiß", sagte Notkus Kantor, der zusammen mit Enza Mansoor die Meßgeräte bediente, bei Sedge Midmay Eintreffen, „nach Lakardóns Wissen besteht nicht die Absicht, Anti-Paura zu demontieren."
„Dann soll er die Wiederinbetriebnahme vorbereiten?" fragte Sedge Midmays. „Das ist damit keineswegs bewiesen."
*
„Ich danke dir aufrichtig, daß du mir Zugang zu den Datenspeichern verschafft hast, Lakardón", sagte Sato Ambush zur Begrüßung. „Warum kleidest du dich so seltsam?" fragte der Nakk. „Was, gefällt dir mein Kimono nicht?" fragte der Pararealist enttäuscht. „Dabei hätte ich gerade von dir erwartet, daß du einen Farbtupfer in dieser sonst so genormten Welt zu schätzen wüßtest. Wie ich euch Nakken darum beneide, Vorgänge im Hyperraum wahrnehmen und auswerten zu können. Diese Gabe macht euch zu einmaligen - und sehr begehrten Geschöpfen."
„Meine Fähigkeiten sind dahin - gemeuchelt von dem halutischen Monstrum", sagte der Nakk. Es klang traurig, was nicht unbedingt Ausdruck eines Gefühls sein mußte, weil sich die Stimmodulation durch die Sprechmaske ganz einfach steuern ließ. „Zwar kann ich mich nicht übermenschlicher Fähigkeiten rühmen", fuhr Sato Ambush fort, „aber ich habe mit wissenschaftlichen Methoden etwas ähnlich Verblüffendes erreicht. Ich habe einen Blick für die Pararealität gewonnen und bin sogar in der Lage, mich und andere in parallele Wirklichkeiten zu versetzen."
„Das ist mir zu hoch", behauptete der Nakk. „Parallele Wirklichkeiten nenne ich solche, die nur einen Strangeness-Quantensprung von der >realen< Wirklichkeit entfernt sind.
Wahrscheinlichkeiten, die verschiedene Kriterien nicht erfüllen und nicht genug Bestand haben, um Realität zu werden.
Manche dieser parallelen Wirklichkeiten sind jedoch der Realität so nahe, daß sie die Illusion von Realität hervorzurufen vermögen."
„Ich komme immer noch nicht dahinter, Pararealist." Es war spöttisch gemeint und klang auch so. „Macht gar nichts", sagte Sato Ambush leichthin. „Ich wollte dir eigentlich nur zu verstehen geben, daß ich für meine Leute gelegentlich, auch wenn sie meiner Wissenschaft die Anerkennung verweigern, so begehrt bin wie ihr Nakken für eure Auftraggeber."
„Nakken sind nicht käuflich", sagte Lakardón. „Ich weiß, ihr seid keines Herrn Diener", sagte Sato Ambush beschwichtigend. „Ihr kennt niemandem gegenüber Loyalität. Was ihr tut, das tut ihr aus Begeisterung an der Sache oder für eure eigenen Ziele. Und damit bin ich bei der Sache. Warum stehen die Nakken auf der Seite des die Milchstraße beherrschenden Systems? Das widerspricht eigentlich ihrer Mentalität. Es kann aber auch sein, daß euch die Schwarzen Sternenstraßen faszinieren. Das kann aber auch wiederum nicht sein, weil ihr diese gar nicht für euch
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