1452 - Entscheidung am Ereignishorizont
nützt. Bleibt also nur noch die Möglichkeit, daß ihr euer eigenes Süppchen kocht."
„Wie meinen?"
„Was führt ihr eigentlich im Schild, Lakardón?"
„Siehst du die Antwort nicht in einer Pararealität?"
„Ich bin noch auf der Suche nach der richtigen, Lakardón", sagte Ambush. „Aber zuvor muß ich mich noch mit ganz banalen Dingen beschäftigen. Es geht um verlorene Dateien aus dem Syntronverbund von Anti-Paura."
„Damit hat mich der Medikus schon die ganze Zeit über gequält", sagte Lakardón. „Ich könnte mir vorstellen, daß ich sie gelöscht habe, aber ich weiß nicht mehr, warum ich es tat."
„Ich sagte verlorene Dateien, nicht gelöschte", betonte Sato Ambush. „Wo ist da der Unterschied?"
„Nun, die gelöschten Dateien sind mitsamt ihren Verzeichnissen aus den Speichern entfernt, sie sind unwiederbringlich ausradiert", erklärte Sato Ambush. „Und zwar so endgültig, daß nicht einmal mehr ihre einstige Existenz bewiesen werden kann. Die anderen Dateien, die ich als verloren bezeichne, werden im Register des Syntronverbunds jedoch immer noch als vorhanden geführt. Das heißt, es wird vom Syntron simuliert, daß sie noch existieren, doch ein Aufruf erbringt kein Ergebnis.
Kannst du mir sagen, wohin diese Datensätze entschwunden sind, was aus ihnen geworden ist?"
„Ich habe überhaupt keine Ahnung, was du meinst", sagte der Nakk. „Das ist schade, denn ich glaube, bei diesen verlorenen Dateien liegt die Lösung des Problems", sagte der Pararealist. „Welches Problem?"
„Dein Problem, Lakardón, das du als vergessen ausgibst."
„Erzähle mir davon, vielleicht fällt mir etwas dazu ein", forderte Lakardón, und Sato Ambush brauchte keinen Lügendetektor zu befragen, um zu erkennen, daß der Nakk echtes Interesse am Thema hatte. Das war es also, was ihn wirklich beschäftigte. Nur schade, daß diese Erkenntnis nichts über Lakardóns wahre Ziele aussagte. „Die Daten, von denen ich spreche, sind Dokumente über die Zeitexperimente", führte Sato Ambush aus. „Sie wurden auf recht eigene Weise gespeichert, nämlich als eine Art eingefrorene Realität, die man durch einen Aufruf als perfekte Illusion vorgeführt bekommt. Man glaubt dabei, die eingefangenen Szenen selbst zu erleben. Es ist wie ein tatsächliches Erleben. Es muß phantastisch sein, wenn man Zugriff auf diese Dateien hat."
„Du verwirrst mich", sagte Lakardón. „In einem Moment sprichst du so, als hättest du diese Dateien gehandhabt, im nächsten aber deutest du an, daß du nicht an sie gelangen kannst. Was ist nun richtig?"
„Richtig ist, daß Anti-Paura-Station nicht einsatzbereit ist, solange die verlorenen Dateien unkontrolliert herumschwirren", erklärte Sato Ambush. „Denn wenn diese nicht in die Speicher zurückgeholt werden können, können die dazugehörigen Register nicht gelöscht werden, und die Schaltzentrale blockiert. Ich als Pararealist hätte die Möglichkeit, diese außer Kontrolle geratenen Daten, die als destrukturierte Wirklichkeiten vorhanden sind und ihren Spuk treiben, zu ordnen und wieder in die Speicher zurückzubringen. Damit wäre uns allen geholfen."
„Warum tust du es dann nicht?"
„Stell dich nicht so an, Lakardón", sagte Sato Ambush heftig. „Du weißt, daß ich nichts tun kann, solange ich keine genauen Informationen über die Speichertechnik habe. Diese Informationen besitzt nur du, ich brauche sie von dir, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Du bist der einzige, der dieses Wissen besitzt. Gemeinsam können wir der Lage Herr werden."
„Nur schade, daß ich dieses Wissen vergessen habe", sagte Lakardón bedauernd. „Aber vielleicht erinnere ich mich wieder, wenn ich enger mit dir zusammenarbeiten könnte und aktiv am Geschehen beteiligt wäre. Ich bin sicher, daß mir dann alles wieder einfällt, Pararealist."
„Nichts zu machen", sagte Sato Ambush und wandte sich zum Gehen. „Überlege es dir noch einmal!" rief ihm Lakardón nach. „Ich verkümmere in diesem Gefängnis und merke, wie mein Gedächtnis immer mehr nachläßt..."
Als Sato Ambush in den Kontrollraum kam, bestürmte ihn Sedge Midmays sofort mit einer Nachricht. „Als Lakardón den Vorschlag machte, aktiv mit dir zusammenzuarbeiten, da war er in höchstem Maß erregt", sagte er atemlos. „Ich glaube, er wittert Morgenluft. Der Nakk führt irgend etwas im Schild."
„Ich fürchte, daß ich sein Angebot werde annehmen müssen, wenn er nicht doch noch weich wird", sagte Sato Ambush. „Ich muß den
Weitere Kostenlose Bücher