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1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war sie schon.
    Das grüne Leder glänzte speckig, aber man saß in diesen alten Dingern sehr bequem. Wasser und Gläser standen auf einem runden Holztisch aus der Zeit des Jugendstils bereit, und ich sagte nicht nein, als wir aufgefordert wurden zuzugreifen.
    Auch Suko trank, und dann konzentrierten wir uns auf den gespannten Gesichtsausdruck des Professors.
    Ich hatte ihm am Telefon nicht genau gesagt, um was es ging. Ich wollte sehen, wie er reagierte, wenn ich ihn mit der Vergangenheit konfrontierte. Und als ich direkt mit der Tür ins Haus fiel, da veränderte sich seine Haltung. Er schien sich fast in eine Schnecke zu verwandeln, die sich in ihr Haus zurückzieht.
    »Das ist lange her, Mr Sinclair.«
    »Ich weiß. Aber manchmal kann die Vergangenheit die Gegenwart beeinflussen. Es steht fest, dass die sechs Studenten bis heute nicht wieder aufgetaucht sind?«
    »Das ist richtig.«
    »Danke, Professor. Ich hätte in den alten Polizeiakten nachlesen können, aber ich wollte mit Ihnen sprechen, gewissermaßen einem Zeugen, der den Fall persönlich erlebt hat.«
    »Und der dennoch nichts weiß«, erklärte er mit erhobenem Zeigefinger. »Hätte ich etwas gewusst, dann wäre der Fall längst geklärt.«
    »Das glauben wir auch«, sagte Suko. »Aber wir möchten es aus erster Hand erfahren.«
    Professor Hilton dachte nach. »Was soll ich dazu sagen?« Er trank einen Schluck Wasser. »Wir haben uns damals große Sorgen gemacht und wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, was mit den Studenten passiert ist. Aber wo wir auch nachfassten und wen wir auch fragten, wir landeten im Nichts.«
    »Was heißt das?«
    Der Dekan schaute Suko an. »Nichts, wir haben nichts gefunden. Keinerlei Hinweise. Nicht den Hauch einer Spur. Wir haben nicht herausgefunden, ob sie etwas vorbereitet haben. Ihre Wohnung wurde durchsucht und…«
    Ich unterbrach ihn. »Pardon. Sie sagten Wohnung?«
    »Ja, die Gruppe lebte in einer WG.«
    »Verstehe.«
    »Sie haben auch nichts mitgenommen. Sie sind gegangen, waren verschwunden und sind bis zum heutigen Tag nicht wieder aufgetaucht. So liegen die Dinge.« Er winkte ab. »Sie glauben gar nicht, was ihre Kollegen hier herumgefragt haben, aber da gab es keine Spuren, die sie hätten weiterbringen können.«
    »Man hat auch nach ihnen gesucht?«, fragte Suko.
    »Und wie!«, flüsterte der Professor, bevor er einen Schluck Wasser trank.
    Er sprach weiter, nachdem er das Glas wieder abgestellt hatte.
    »Die ganze Universität wurde auf den Kopf gestellt, die Umgebung ebenfalls. Wir standen in ständigem Kontakt mit den Eltern, aber auch die wussten nichts, denn ihre Kinder hatten sich bei ihnen nicht abgemeldet.«
    »Und wie lautete damals das Fazit?«
    »Verschollen, Mr Suko. Sechs junge Menschen, die einfach verschollen waren.«
    »Haben Sie an ein Verbrechen gedacht?«
    »Natürlich, das haben wir. Daran denke ich auch heute noch.« Er zwinkerte. »Kann es denn sein, dass sechs Menschen spurlos verschwinden, ohne dass man je etwas von ihnen findet?«
    »Das weiß ich nicht.« Suko hob die Schultern an. »In der Regel ist es nicht so leicht, aber es gibt Ausnahmen. Wir sind in unserem Beruf schon mit den ungewöhnlichsten Dingen konfrontiert worden. Für uns ist es auch möglich, dass Menschen verschwinden, ohne dass sie wieder auftauchen.«
    »Manchmal auch als Tote?«, sagte der Professor.
    »Glauben Sie denn, dass sie tot sind?«
    »Nein, das will ich nicht behaupten, Mr Sinclair.« Er hob abwehrend seine Hände. »Ein sechsfacher Mord. Um Himmels willen, das ist…« Er wusste nicht mehr weiter und schüttelte den Kopf.
    »Es könnte auch Selbstmord gewesen sein«, sagte ich. »Ein sechsfacher Suizid, Professor. Haben Sie daran schon mal gedacht?«
    Er konnte zunächst nicht antworten. Mit einem ungläubigen Blick schaute er mich an. Er musste nach Worten suchen und flüsterte:
    »Sie – Sie glauben tatsächlich, dass ich so etwas akzeptiere, Mr Sinclair? Ich soll an einen sechsfachen Selbstmord glauben?«
    »Moment, davon habe ich nicht gesprochen. Sie sollen nicht daran glauben, man muss es nur in Erwähnung ziehen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass es zu einer derartigen Tat kommt. Möglich ist alles, Professor Hilton.«
    »Ja, ja, schon…« Er schüttelte den Kopf und sackte in seinem Sessel zusammen. »Trotzdem, an so etwas mag ich nicht glauben.«
    »Kannten Sie die Verschwundenen?«, erkundigte sich Suko.
    Professor Hilton winkte ab. »Was heißt kannten.

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