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1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Denken Sie daran, wie groß die Zahl der Studierenden hier ist. Da kann man nicht jeden kennen. Sie fielen mir erst auf, als sie verschwunden waren und die große Suche anfing.« Er schüttelte den Kopf und wechselte das Thema. »Sie können fragen, was Sie wollen. Aber ich begreife es nicht. Das schlimme Ereignis liegt drei Jahre zurück. Es ist ja nun Gras darüber gewachsen, zumindest bei denen, die nicht unmittelbar betroffen sind.«
    »Nicht bei uns.«
    »Und wieso nicht?«
    Ich legte meine Stirn in Falten und holte durch die Nase Luft.
    »Wir haben einen bestimmten Grund, dass wir hier sitzen. Es könnte sein, dass sich eine neue Spur ergeben hat.«
    »Ach«, sagte der Professor nur und staunte uns aus großen Augen an. »Welche denn?«
    Jetzt hatte ich ein Problem, denn es war nicht leicht, ihm die Wahrheit zu erklären. Die Dinge waren logisch nicht zu fassen. Erst recht nicht für einen Intellektuellen wie den Professor, der bestimmt nicht an Magie oder Welten glaubte, die jenseits der unsrigen lagen. Bei ihm musste alles erklärbar sein, und das war leider in diesem Fall nicht so.
    Der Dekan hatte mein Zögern bemerkt. Er sagte: »Sie wollten von einem Grund sprechen, Mr Sinclair.«
    »Ja, das wollte ich.«
    »Und?«
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte dabei. »Es ist alles nicht so einfach. Man muss bereit sein, sich gewissen Dingen zu öffnen.«
    »Wofür zu öffnen?«
    Ich hatte mich entschlossen, ihm die Wahrheit zu sagen, als etwas dazwischen kam.
    Der Professor, Suko und ich horchten auf, als wir die lauten Stimmen aus dem Vorzimmer hörten. Selbst die Schall schluckende Tür konnte sie nicht völlig unterdrücken.
    Wir verstanden nicht, was gesagt wurde. Die aufgeregte Stimme der Vorzimmertante war ebenso zu hören wie die eines Mannes.
    Der ließ sich wohl nicht aufhalten. Seine Stimme nahm an Lautstärke zu. Ein Zeichen, dass er sich der Verbindungstür genähert hatte, und Sekunden später stieß er auch schon die Tür auf.
    Ein älterer Mann taumelte in das Büro. Er war völlig außer sich.
    Nach wenigen Schritten blieb er stehen, fuhr durch sein Gesicht und das graue Haar, und atmete keuchend.
    Er schien etwas sagen zu wollen, aber damit hatte er Probleme, weil er noch ziemlich außer Atem war.
    »Kennen Sie ihn?«, fragte ich den Dekan.
    »Ja, ich kenne ihn«, sagte er. »Das ist Freddy Braddock. Er arbeitet hier als Hausmeister. Er erledigt kleinere Reparaturen und so weiter.« Der Professor schüttelte den Kopf. »Ich weiß allerdings nicht, was in ihn gefahren ist.«
    Das war auch Suko und mir ein Rätsel. Wir wurden abgelenkt, weil die Vorzimmerdame in der offenen Tür erschien, mit den Armen fuchtelte und eine Erklärung hinzufügen wollte.
    Das passte dem Professor nicht. Er winkte ihr mit beiden Händen zu. »Bitte, bleiben Sie in Ihrem Büro und schließen Sie die Tür.«
    »Wie Sie möchten, Herr Professor.«
    Die Frau zog sich zurück. Der Hausmeister hatte inzwischen eine Sitzgelegenheit gefunden. Da kein Sessel mehr zur Verfügung stand, hatte er auf einer dieser fahrbaren Trittleitern Platz genommen. Sie stand vor einem Regal.
    »Und nun sagen Sie endlich, was Sie in diesen Zustand vorsetzt hat«, forderte der Dekan ihn auf.
    Freddy Braddock nickte. Er musste sich erst noch sammeln. Als er seine Antwort hervorstieß, hatten wir Mühe, sie zu verstehen. Dann aber ließen die Worte uns aufhorchen.
    »Die Toten«, flüsterte er, »die Toten sind zurück…«
    ***
    Dieser Satz ließ nicht nur Suko und mich staunen, er erschütterte auch den Dekan, der zunächst nichts sagte und seinen Mitarbeiter nur anstarrte.
    So vergingen Sekunden, in denen wir unbeweglich sitzen blieben.
    Braddock schwieg jetzt. In unregelmäßigen Abständen holte er keuchend Luft.
    Suko und ich warfen uns bezeichnende Blicke zu. Unausgesprochen stand das Einverständnis zwischen uns, und wir wussten beide, dass wir auf der richtigen Spur waren.
    Er hatte die Toten gesehen.
    Und wir glaubten ihm. So schauspielern konnte kaum einer. Seine Furcht war echt. Es musste für ihn grauenhaft gewesen sein, mit einem derartigen Anblick konfrontiert zu werden. Er saß vor uns und zitterte. Das Gesicht dabei hochrot, wobei seine Blicke durch den Raum wieselten.
    Professor Hilton hatte sich wieder gefangen. Er zupfte an seiner Fliege, dem Gurgelpropeller, räusperte sich und fragte mit leiser Stimme: »Können Sie das noch mal wiederholen, Mr Braddock?«
    »Nein, das ist nicht nötig«, antwortete ich an seiner Stelle.

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