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1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hallenähnlichen Raum, in dem die paar Tische und Stühle verloren wirkten. Um Besucher die Wartezeit zu verkürzen, lagen auf den Tischen Infobroschüren und einige Flyer, die auf irgendwelche Veranstaltungen hinwiesen.
    Und es gab die Frau mit dem schwarzen Brillengestell, das viel zu dick für ihr schmales Gesicht war. Das blond gefärbte Haar hatte sie zurückgekämmt, und sie saß hinter einer Glasscheibe, sodass sie jeden Besucher unter Kontrolle hatte, uns eingeschlossen.
    Wir schlenderten auf sie zu. Hinter den Brillengläsern wurden wir von einem strengen Blick betrachtet und abgeschätzt. Zu meiner Zeit hatte die Person hier noch nicht gesessen. Ich erinnerte mich an einen älteren Mann, der stolz darauf gewesen war, ein Schotte zu sein und eine stets leichte Whiskyfahne vor sich hertrug.
    Ihr Lächeln war so freundlich wie das Grinsen eines Tigers. Mit überraschend weicher Stimme sprach sie uns an.
    »Wie kann ich den Herren helfen?«
    Ich sagte unsere Namen und wollte hinzufügen, mit wem wir einen Termin hatte, aber sie wusste bereits Bescheid.
    »Das geht in Ordnung. Der Herr Professor erwartet Sie.«
    »Danke.« Ich lächelte und beugte mich vor. »Eine Frage noch. Eine etwas private.«
    »Bitte.«
    »Es liegt zwar schon einige Jahre zurück, aber auch ich habe hier mal studiert. Da saß ein Mann hier in der Anmeldung. Wissen Sie, was aus ihm geworden ist?«
    »Ha, Sie meinen Whisky Mac?«
    Klar, so hieß er. Jetzt fiel es mir wieder ein, wo sie den Namen gesagt hatte.
    Ich nickte heftig. »Genau den meine ich!«
    Die Frau hob die Schultern. »Ich kenne ihn auch nur vom Hörensagen. Er hat noch vor seiner Pensionierung aufgehört, um in seine Heimat zu seinem Sohn zurückzugehen. Er wollte ihm helfen, wie er sagte. Später erfuhren wir, dass sein Sohn eine Whisky-Destille betreibt. Ob er allerdings noch lebt, das weiß ich nicht.«
    »Danke.«
    »Sie kannten ihn gut?«
    »Ja, sehr gut sogar.«
    Die Frau mit der Brille lächelte verständnisvoll und schaute uns nach, als wir auf die Treppe zugingen.
    »Sie müssen in die erste Etage!«
    »Alles klar«, rief ich zurück.
    Wir sähen im ersten Stock einige Büsten auf Sockeln stehen und gingen einem Pfeil nach, vorbei an breiten Türen, hinter denen die Menschen saßen, die die Uni verwalteten. Die Decke über uns war so hoch, dass sogar noch Kugelleuchten genügend freien Raum hatten, um lang nach unten zu hängen, sodass sie wie Monde über unseren Köpfen schwebten, die allerdings kein kaltes, sondern ein weiches Licht verstreuten, das auf dem Fußboden einen schwachen Glanz hinterließ.
    Das Büro des Dekans lag ungefähr in der Mitte des breiten Flurs.
    Natürlich gab es ein Vorzimmer, an dessen Tür wir klopften und eintraten, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
    Eine ältere Frau schaute uns über die Ränder einer Brille hinweg an und hatte dabei ihre Stirn in Falten gelegt.
    Sie war der lebendige Mittelpunkt zwischen Akten und einem PC mit großem Bildschirm.
    »Der Professor erwartet Sie bereits. Sie sind doch John Sinclair?«
    Ich wurde angeschaut.
    »In Lebensgröße.«
    Die Vorzimmerlinde zeigte sich leicht pikiert und wies nur auf die Tür ihr gegenüber. Sie hielt es nicht mehr für nötig, uns anzumelden, und so standen wir wenig später im Büro des Dekans, das trotz seiner Größe mehr an eine Höhle erinnerte, was an den dunklen Möbeln lag, die als Schränke und Regale die Wände bedeckten.
    Hohe Fenster ließen nur verhältnismäßig wenig Licht eindringen, weil die Vorhänge teilweise zugezogen waren.
    Ich schaute mir den Professor genau an, als er sich von seinem Schreibtisch erhoben hatte und auf uns zukam.
    Er war ein recht kleiner Mensch, trug einen grauen Glenscheckanzug und eine Fliege von dunkelroter Farbe zum schwarzen Hemd.
    Der Kopf war im Verhältnis zum Körper recht groß, und auch die abstehenden Ohren fielen mir auf.
    Seine Augen funkelten fast schon vergnügt, als er uns die Hand schüttelte und sich vorstellte.
    »Das habe ich mir immer gewünscht«, sagte er.
    »Was, bitte?«, fragte ich.
    »Zwei Beamte vom Yard leibhaftig kennen zu lernen.«
    Ich winkte ab. »Nun ja, ob das so interessant ist, weiß ich nicht. Wir sind auch nur Menschen.«
    »Ja, aber sie haben einen besonderen Job.«
    »Das stimmt.«
    »Und jetzt meinen Sie, dass ich Ihnen helfen kann.«
    »Wir wollen es hoffen.«
    »Bitte, dann nehmen Sie Platz.« Er deutete auf eine Sitzgruppe, die er sicherlich von seinem Vorgänger übernommen hatte. So alt

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