1454 - Solo für den Satan
stellen.
Was sie da erfahren hatten, war verdammt hart gewesen und für sie beide nicht nachvollziehbar.
»Wollt ihr mehr wissen?« Ricarda nippte an ihrem Kaffee, ging zum festgeschraubten Tisch und setzte sich.
»Wenn du willst«, meinte Kylie.
Die Sängerin lächelte breit. »Ja, er hat mir Mut gemacht. Es war einfach stark. Es war super. Ich habe ihn schon immer geliebt, aber dann kam er zu mir.«
»Wann?«
»Es ist noch nicht lange her.« Ihr Blick verlor sich. »Ich habe ihn gespürt. Er brachte seinen Höllenatem mit, der nicht heiß war. Das ist alles Unsinn. Ich sah auch kein Feuer, aber ich erlebte eine Kälte, wie ich sie zuvor nicht kannte.«
»Es war kalt?«, hauchte Kylie.
Die Sängerin nickte, und dabei entstand ein ungewöhnlicher Glanz in ihren Augen. Er sah aus wie kalter Lack.
»Die Kälte seiner Welt. Ich habe sie gespürt. Ich habe mich darin gesuhlt und wohl gefühlt. Ich konnte sogar seine Stimme hören. Es war der reine Wahnsinn, und ich weiß jetzt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Er hat mich unterstützt. Er freut sich auf das Konzert, das ich zu seinen Ehren geben werde. Er hat mir versprochen, dass er in meiner Nähe sein wird.«
»Auf der Bühne?«, fragte Cynthia staunend.
»Ja, bestimmt.«
»Dann sehen wir ihn auch?«
»Ich kann es euch nicht versprechen. Ich weiß nicht, wie er erscheinen wird. Aber ich denke, dass ihr ihn spüren werdet. Seine Präsenz ist ungeheuer stark. Ihr werdet es erleben.«
Cynthia und Kylie wussten, dass dieses Thema für ihre Freundin erledigt war, und wenige Augenblicke später erschrak Cynthia über sich selbst, als sie eine Frage stellte, die ihr wie von allein über die Lippen gerutscht war.
»Was hast du mit dem Pfaffen gemacht?«
Wer gedacht hätte, Ricarda nicht mehr überraschen zu können, der irrte, denn sie zuckte nicht nur zusammen, sie stand plötzlich starr auf dem Fleck, und ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, sodass sich Cynthia Vorwürfe machte, die Frage überhaupt gestellt zu haben.
»Wie kommst du auf diese Frage?«
Hart waren die Worte ausgesprochen worden, und Cynthia bekam einen roten Kopf.
»Sag es mir, verdammt!«
»Hm – ich habe dicht gehört in der Nacht. Ich war nicht richtig wach, aber ich konnte verstehen, was du hinter der Falttür gesagt hast. Du hast von einem Pfaffen gesprochen, der nicht mehr am Leben ist.«
»Stimmt!«
»Dann hast du ihn getötet?«
»Ja!« Ricarda gab es zu und lachte. »Und es hat mir verdammt gut getan, der anderen Seite zu beweisen, wozu ich fähig bin. Ich kann nur wiederholen, dass es herrlich für mich gewesen ist. Das war der erste große Sieg, und ein zweiter wird folgen, der noch größer ist. Dieses Konzert heute Abend wird in die Geschichte eingehen. Es wird mein Solo für den Satan sein, darauf könnt ihr euch schon mal einstellen. Auf der Bühne werden nicht nur wir unseren Auftritt haben, sondern auch die Hölle, vertreten durch ihren Herrscher.«
Ricarda hatte die Worte voller Überzeugung gesprochen, denn sie wollte, dass ihre beiden Background-Mädchen voll auf ihrer Seite standen. Sollten sie nur den leisesten Zweifel haben, mussten sie abserviert werden. Aber daran war nicht zu denken. Zumindest nicht bei Kylie Dryer. In ihren Augen stand ein Ausdruck, der auf absoluten Gehorsam und Treue hinwies.
Und Cynthia?
Sie hielt den Kopf gesenkt. Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Das gefiel Ricarda nicht, deshalb ging sie zu ihr und hob ihren Kopf kurz in die Höhe.
»Sieh mich an!«
»Ja, ich…«
»Zweifelst du?«
»Nein, nein, ich zweifle nicht. Ich habe nur schon an den Abend gedacht.«
»Irrtum, Schätzchen, du hast Angst. Aber du hast auch gewusst, auf was du dich einlässt, wenn du an meiner Seite bleibst. Hast du das verstanden?«
»Ich weiß es.«
»Und ein Abspringen gibt es nicht. Das solltest du dir genau einprägen.«
»Ja, das tue ich. Ich wünsche mir, dass alles gut geht.«
»Das wünsche ich mir auch, und es wird gut gehen, ich verspreche es dir.«
Cynthia wurde losgelassen. Sie ging wieder zurück zu ihrem Platz.
Ihre Knie zitterten dabei, und sie hatte Mühe, die Beherrschung zu bewahren. Sie wünschte sich, dass Ricarda sie nicht heimlich beobachtete. Bisher hatte die dunkelhaarige junge Frau das alles als Spaß oder coolen Event angesehen, um das Establishment mal wieder richtig zu schocken. Durch die Musik zugleich auch die Sau rauslassen, aber nicht so stark, dass der Teufel den Takt vorgab.
Dann passierte etwas, das die
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