1454 - Solo für den Satan
angespannte Atmosphäre innerhalb des Wohnmobils zerriss.
Ein Handy ließ seine schrille Melodie ertönen.
Es war Ricardas Apparat, der auf einer Ablage lag. Sie schnappte sich das schmale Ding und flüsterte etwas, nur nicht ihren Namen.
Den nächsten Satz sprach sie lauter aus. »Ach, du bist es, Joel. Stimmt was nicht mit dem Aufbau?«
Was Joel sagte, das hörte nur Ricarda. Cynthia und Kylie schauten sie nur an und versuchten, aufgrund ihres Verhaltens herauszufinden, wie die Nachricht lautete.
Begeisternd war sie nicht, das war an Ricardas Reaktion abzulesen. Ihre Stirn zeigte tiefere Furchen, der Mund war schmal geworden, und wenig später bellte sie eine Frage in den Apparat.
»Kann uns das stören?«
Joel antwortete etwas.
»Gut, ich werde es mir merken«, zischte Ricarda. »Aber es ist kein Grund, das Konzert abzubrechen. Ende.«
Ricarda hielt das Handy so hart umklammert, als wollte sie es zerquetschen. Ihre dunklen Augen schienen Blitze zu schleudern. Sie holte scharf Luft, und wurde von zwei Augenpaaren angeschaut, wobei weder Cynthia noch Kylie wagten, ihr eine Frage zu stellen.
Sie legte das Handy wieder zur Seite und wandte sich ihren Begleiterinnen zu.
»Ihr kennt Joel.«
Beide nickten.
»Die Bullen waren bei ihm.«
»Wieso?«
Kylie erhielt keine Antwort auf ihre Frage. »Sogar Scotland Yard. Der Pfaffe wurde gefunden, und jetzt suchen sie mich, um mir Fragen zu stellen.«
»Wieso dich?«
Ricarda schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich stehe zwar unter dem Schutz des Teufels, aber alles weiß ich auch nicht. Ich habe keine Ahnung, wie sie auf mich gekommen sind. Es ist mir ein Rätsel.«
Cynthia und Kylie sagten zunächst nichts. Sie starrten Ricarda zwar an, aber die sah aus, als wären ihre Blicke ins Leere gerichtet.
Auf ihrer Gesichtshaut zuckte nicht ein Muskel.
»Kommen sie auch her?«, fragte Cynthia dann.
»Eher nicht, denn Joel hat ihnen gesagt, dass er nicht wüsste, wo ich mich aufhalte.«
»Haben sie ihm das abgenommen?«
»Anscheinend schon, denn sie sind wieder gegangen.« Ihr Mund verzog sich. »Ich lasse mir nicht von diesen Hundesöhnen meinen Auftritt kaputt machen, das schwöre ich euch. Wir ziehen ihn durch. Sollten sie versuchen, mich von der Bühne zu holen, werden sie ihr blaues Wunder erleben.«
»Du schaffst das schon!«, sagte Kylie.
Cynthia schwieg. Sie war längst nicht so optimistisch wie ihre blonde Freundin…
***
»Glaubst du ihm?«, fragte Suko.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, dieser Joel weiß mehr, als er zugeben wollte.«
»Und warum hat er dann nichts gesagt?«
»Weil er Angst hatte.«
»Meinst du?«
Ich nickte. »Das war ihm anzusehen. Ich kann auch nicht glauben, dass er Ricarda nicht kennt. So hat er ja getan.«
»So scharf würde ich nicht urteilen, John. Dieser Joel gehört zum Fußvolk. Soviel mir bekannt ist, gibt die Sängerin ihr erstes Konzert. Sie wird sich eine Mannschaft zusammengetrommelt haben. Oder sie hat die Leute bei einer entsprechenden Agentur bestellt. Das kannst du heute alles machen. Die bauen dir die Bühne auf und wieder ab. Danach trennen sich dann die Wege, weil sie zu einer anderen Veranstaltung müssen. Deshalb würde ich die Aussagen nicht so streng sehen.«
Sukos Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Ich hatte jedoch auch weiterhin meine Probleme damit und verließ mich lieber auf mein Bauchgefühl.
Wir hielten uns nicht mehr im unmittelbaren Bereich der Bühne auf, die schon fast fertig installiert worden war. Backstage wurde noch gearbeitet. Vor allen Dingen an der Anlage.
Soeben war ein Truck eingetroffen, von dem zahlreiche Toilettenhäuschen abgeladen wurden. Erste Zuhörer waren noch nicht gekommen, aber es dauerte auch noch ein paar Stunden bis zum Auftritt.
Wir hatten London in östlicher Richtung verlassen, hielten uns allerdings stadtnah auf. Die Themse floss nicht weit von uns entfernt, aber dieses Gelände gehörte nicht zum unmittelbaren Hochwassergebiet. Dafür lag der Fluss doch zu weit weg. Der nächste größere Ort hieß Barking & Dagenham. Betreten hatten wir ihn nicht. Wir waren nur an seiner südlichen Peripherie vorbeigefahren, um den großen Friedhof zu erreichen, der keiner mehr war.
Im letzten Jahrhundert, als die schweren Kriege tobten, hatte man hier zahlreiche Opfer des Wahnsinns begraben. Es gab kaum Namen. Man hatte die Gräber kaum mehr besucht. Man hatte dann eine Gedenkstätte mit Mahnmal errichtet, den Untergrund planiert und den Friedhof in
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