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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Stimme der Kollegin.
    Ich drehte mich um. Fast wütend schaute sie mich an. »Sie haben ihn vertrieben, John. Ist Ihnen das klar?«
    »Ja, er ist weg.«
    »Und das nehmen Sie so einfach hin?«
    »Klar.«
    Fiona schloss ihre Wohnungstür. »Ich hatte gedacht, dass wir kooperieren. Sie sollten nicht immer daran denken, dass er ein zweifacher Mörder ist. Er könnte uns noch behilflich sein.«
    »Deshalb habe ich ihn auch laufen lassen.«
    Fiona Lester ging keinen Schritt mehr weiter. »Was hätten Sie denn sonst mit ihm getan?«
    Ich hob die Schultern an. »Oh, es gibt sicherlich einige Möglichkeiten.«
    »Hätten Sie ihn getötet?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es zu einem Kampf gekommen wäre.«
    Fiona Lester schloss für einen Moment die Augen. »Nein, das will ich nicht.« Sie lächelte vor sich hin und flüsterte: »Es ist komisch, aber ich scheine mich an ihn gewöhnt zu haben. Ich habe auch keine Angst mehr vor ihm.«
    »Nein?«
    Sie nickte mir zu. »Sie werden lachen, John, aber ich finde ihn sogar interessant. Meine Güte, wenn er wirklich aus dem vorvorletzten Jahrhundert stammt und sich noch an alles erinnert, was könnte er uns dann erzählen? Das wäre wunderbar.«
    »Klar. Wenn alles normal laufen würde. Aber das läuft es wohl nicht. Wir wissen nicht, was ihn bei den Geschwistern Warren erwartet, und er weiß es auch nicht.«
    »Dann wollen Sie hin?«
    »Ja!«
    »Ich gehe mit!«
    Meine spontane Antwort sollte ein Nein werden, aber der Blick in Fionas Gesicht sagte mir genug. Wenn ich sie nicht mitnahm, würde sie den Weg auch allein finden. Dass dieses Musical in London lief, war auch ihr bekannt.
    »Sagen Sie nicht nein, John!«
    »Okay.«
    »Dann lassen Sie uns fahren.«
    Gern nahm ich sie nicht mit, aber später würde ich noch mit Suko telefonieren…
    ***
    Manchmal muss man eine gewisse Abgebrühtheit an den Tag legen, um etwas zu erreichen. Da um das Musical-Theater herum kein einziger freier Parkplatz zu finden war, fuhr ich einmal um das Gelände herum, das an der hinteren Seite von einer recht hohen Mauer umgeben war.
    Aber in dieser Mauer gab es ein Tor, durch das sogar Trucks passten. Das musste so sein, wenn Kulissen angeliefert wurden, die man aus Kostengründen von anderen Theatern übernahm. Anscheinend erwartete man eine neue Ladung, denn das breite Metalltor stand sperrangelweit offen. So rollte ich auf das hintere Gelände des Komplexes und stellte den Rover in der Nähe von Mülltonnen ab.
    »Ob das klappt?«, zweifelte Fiona.
    »Es muss klappen.«
    Wir stiegen aus. Ich hatte die Tür an meiner Seite noch nicht ganz geschlossen, als ein glatzköpfiger Mann im grauen Kittel mit schnellen Schritten und fuchtelnden Armen auf mich zukam und dabei schimpfte, dass sein Kopf rot anlief.
    Erst als er vor uns stehen blieb, holte er Luft.
    »Was regt Sie so auf?«
    Er atmete erneut heftig und war dann in der Lage, eine Antwort zu geben. »Das kann ich Ihnen sagen. Sie dürfen hier nicht parken. Also hauen Sie ab, und zwar so schnell wie möglich.«
    »Und wenn nicht? Was geschieht dann?«
    »Werde ich die Polizei holen.«
    »Genau die ist schon da.«
    Der Kittelmann wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er schien zu begreifen, welche Antwort er bekommen hatte, und blickte mich ziemlich dümmlich an.
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis.
    »Ach«, sagte er nur.
    »Reicht das?«
    »Ähm – schon.« Er straffte sich. »Sind Sie denn dienstlich hier?«
    »Wenn wir uns die Vorstellung hätten ansehen wollen, hätten wir nicht diesen Weg genommen.«
    »Stimmt. Und was möchten Sie? Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
    »Mal schauen. Es geht um die Geschwister Warren.«
    »Um Tim und Elsa?«
    »Genau. Sind sie hier? Ich hörte, dass sie Probe haben.«
    »Im Moment ist Pause.«
    »Wie lange dauert sie?«
    »Eine Stunde schon.«
    »Wunderbar. Dann sind die beiden ja zu sprechen.«
    Der Kittelträger hob seine Hände. »Moment mal, was wollen Sie denn von ihnen?«
    »Mit ihnen sprechen. Und das Thema, das geht Sie nun wirklich nichts an, Mister.«
    Sein Gesicht rötete sich wieder. Da konnte er Gift und Galle spucken. Ich würde ihm nichts sagen. Außerdem drehte ich mich zur Seite, ließ ihn stehen und setzte mich per Handy mit Suko in Verbindung, den ich im Büro antraf.
    »Du hast Glück gehabt. Ich bin soeben reingekommen.«
    »Sehr gut. Gibt es was Neues?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Am interessantesten waren die Aussagen der

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