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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Misstrauen zerstreuen und erklärte, wer ich war.
    Das beruhigte sie einigermaßen, aber sie schauten sich auch gegenseitig an, und Elsa sagte dabei: »Ich denke, du kannst es ihnen schon sagen.«
    »Was?«, fragte ich.
    »Wir hatten Besuch«, flüsterte der Mann.
    »Lincoln Lester, der Henker?«
    Nach meiner Frage zuckte Tim Warren leicht zusammen. Und er gab zu, dass ein dunkel gekleideter Mann mit einem Beil bei ihnen erschienen war. Völlig überraschend. Sie hatten ihn nicht mal zur Tür hereinkommen sehen.
    »Und was wollte er von Ihnen?«, fragte Fiona.
    Erneut schauten sich die Geschwister an. Elsa sagte schließlich:
    »Es war so seltsam. Wir haben das alles nicht begriffen. Er hat sich bei uns entschuldigt. Dabei wussten wir nicht, wofür. Wir haben keine Ahnung. Er sprach von einem Unrecht, das er unserer Familie angetan hat. Aber davon haben wir nichts gewusst, oder, Tim?«
    »So ist es.«
    »Können Sie Genaueres darüber sagen?«
    Tim Warren schaute mich an. »Ja, auch wenn es nicht viel bringt. Er sprach von einem Mord, für den er um Vergebung bat.« Tim schüttelte den Kopf. »Eigentlich hätten wir ihn auslachen müssen, doch keiner von uns war dazu in der Lage. Wir hatten sogar das Gefühl, die Wahrheit zu hören, obwohl wir sie als absurd ansahen. Aber so ist das nun mal gewesen. Er bat um Verzeihung und wollte auch unsere Antwort haben.«
    »Konnten Sie ihm denn verzeihen?«
    »Sicher«, sagte Elsa Warren. »Das haben wir getan. Und ob Sie es glauben oder nicht, er war plötzlich glücklich. Er war uns zugleich dankbar, und dann ging er.«
    »Wie?«
    »Einfach so, Mr Sinclair. So, wie er auch gekommen ist. Er verschwand. Er ging durch die Tür. Er wurde zuerst eins mit ihr, und dann war er nicht mehr zu sehen.«
    »Was haben Sie dabei gedacht?«
    »Nichts, Mr Sinclair, gar nichts. Wir waren einfach von der Rolle, und das sind wir noch jetzt. So etwas haben wir noch nie erlebt. Wir kennen auch keine Erklärung. Das ist wie ein Spuk gewesen. Aus dem Nichts aufgetaucht und dann wieder weg.«
    »Hatten Sie auch Angst?«, fragte Fiona.
    Beide lachten auf.
    »Und ob wir Angst gehabt haben. Er trug ein verdammtes Beil bei sich. Ein Henkerbeil. Wir kennen solche Geräte von der Bühne, aber das von diesem Mann war echt. Er erklärte uns, dass er Lincoln Lester heißt und eine bestimmte Aufgabe hätte, die er erledigen müsste.« Elsa hob die Schultern. »Er sprach sogar davon, dass er sein Gewissen reinigen müsste. Ja, und dann hat er sich bei uns entschuldigt für das, was er unserer Familie angetan hat. Wir konnten damit nichts anfangen, da bin ich ehrlich.«
    »Das lag auch lange zurück.«
    »Ach, wissen Sie mehr, Mr Sinclair?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ja und nein. Eigentlich wissen wir zu wenig. Ich kann Ihnen nur sagen, dass diese Gestalt zu Menschen hingeht, um sich für das zu entschuldigen, was vor langer Zeit einmal passiert ist. Es waren Verbrechen. Morde, möchte ich sagen, und da ist auch Ihre Familie betroffen.«
    Tim Warren musste lachen. »Das glaube ich Ihnen nicht. Das kann nicht stimmen. Ich weiß von nichts, was eine derartige Entschuldigung gerechtfertigt hätte.«
    »Es liegt sehr lange zurück. Das ist ein Vorgang aus viktorianischer Zeit.«
    Das große Erstaunen der Geschwister konnte ich verstehen. Sicher bauten sich jetzt bei ihnen Fragen auf, aber Erklärungen wollte ich ihnen nicht geben. Sie würden sie noch mehr durcheinander bringen. Dafür beruhigte ich sie und machte ihnen klar, dass sie in der Zukunft nichts zu befürchten hatten.
    »Dann glauben Sie daran, dass er uns nicht mehr besuchen wird?«, fragte Elsa.
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Danke.«
    Wir hätten gehen können, aber mir drängte sich noch eine Frage auf. »Hat er noch irgendetwas gesagt, was wichtig für uns sein könnte?«
    Erneut schauten sich die Geschwister an. Und sie platzten tatsächlich mit einer Neuigkeit heraus.
    »Ja, beim Weggehen!«, sagte Elsa.
    »Und was?«
    »Dass er jetzt nur noch einen besuchen müsse. Dann hätte er es hinter sich. Oder, Tim?«
    Tim Warren nickte uns zu. »Ja, so ist es gewesen. Es sprach von einer Person.«
    »Hat er vielleicht den Namen genannt? Haben Sie ihn behalten?«
    Tim Warren dachte nach. Er kam nicht darauf, aber seine Schwester war besser.
    »Vic Morrow«, sagte sie. »Es ist der Name Vic Morrow gefallen. Ich irre mich nicht.«
    Ich blieb in den folgenden Sekunden sehr ruhig. Der Nachname war mir nicht neu, aber der Vorname. In Verbindung

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