1458 - Die Spur der Haluter
mich in einer Stunde wieder, wenn ich etwa zwei Drittel von Big Planet umrundet habe."
Taravatos hielt sein Versprechen, doch seine Aussage änderte sich nicht. Die Population der Brindors war nicht explodiert. Es gab keine ökologische Katastrophe.
Die Gurrads hatten die Unwahrheit gesagt.
Ließ sich daraus ableiten, daß sie doch für die Manipulation der Kannibalkristalle verantwortlich waren?
Was sonst? überlegte Icho Tolot. Wir haben nur mit einer kleinen Gruppe von Gurrads gesprochen, aber es gibt viele Gurrads auf dieser Welt. Wir müssen klären, wie weit der Einfluß Kranars reicht. Ist er nur auf die kleine Gruppe beschränkt, bei der Sokrates jetzt ist, oder erfaßt er alle Gurrads auf Big Planet?
Als Icho Tolot mit den ersten zehn Terzrockern am Fluß im Schachtelhalmwald erschien, erwartete Domo Sokrat ihn.
Er war allein.
Icho Tolot verließ das bis an die Grenze seiner Kapazität beladene Beiboot. „Was ist los?" fragte er verblüfft. „Wo sind Kranar und seine Leute?"
„Verschwunden", antwortete Domo Sokrat schwerfällig. Ihm war anzumerken, daß er die Lethargiephase noch nicht ganz überwunden hatte. Er litt noch immer unter den Nachwirkungen. „Sie können nicht einfach verschwunden sein", bemerkte Icho Tolot. „Wohin sind sie gegangen?"
„Sie haben sich in ihre Häuser zurückgezogen und lassen sich nicht mehr blicken", erklärte der ehemalige Orbiter Atlans. „Ich habe nachgesehen und ihre Häuser durchsucht. Sie sind nicht mehr dort."
Das klang reichlich verwirrend, und Icho Tolot gab es zunächst auf, weiter in ihn zu dringen. Er eilte zu einem der Bäume hinüber, stieg hinauf bis zu einer der Wohnungen und ging hinein. Wie nicht anders erwartet, machte das Baumhaus nur äußerlich einen primitiven Eindruck. Drinnen war es mit allem modernen Komfort und hochentwickelter Technik ausgestattet. Von den Bewohnern fand sich keine Spur.
Mit Hilfe seines Antigravgeräts flog Icho Tolot zu anderen Häusern hinüber, um sie ebenfalls zu durchsuchen. Auch dort befand sich kein einziger Gurrad mehr.
Domo Sokrat kam zu ihm. „Irgendwo muß ein Transmitter sein", sagte er. „Nur durch ihn können sie geflüchtet sein."
„Das hat etwas für sich." Icho Tolot berichtete von dem Untersuchungsergebnis, das Taravatos erzielt hat. „Das überzeugt mich", erwiderte Sokrates. „Die Gurrads haben die Kristalle manipuliert, um alle Terzrocker von diesem Kontinent vertreiben und ihr eigenes Reich aufbauen zu können. Es sieht ganz so aus, als würden sie ihr Ziel erreichen."
Icho Tolot war noch nicht davon überzeugt, daß es so war, wie Domo Sokrat vermutete. „Ein Transmitter kann nur unter uns sein", stellte er fest. „Nirgendwo sonst könnten sie ihn vor uns verbergen."
„Unter uns? Wie meinen Sie das?" Er blickte sich verstört um. Sie schwebten vor einem Hauseingang über einer Brücke, die sich zu einem anderen Baum hinüberspannte. „Unter uns befindet sich nur der Sumpf. Darin kann kein Transmitter versteckt sein."
„Und nicht nur der Transmitter ist unter uns", fuhr Icho Tolot fort, so als habe er die Worte der anderen nicht gehört. „Da muß noch mehr sein. Beispielsweise eine technische Großanlage, mit der sie die Kannibalkristalle auf diesem ganzen Kontinent beeinflussen können. So etwas geht nicht mit einem Gerät, das in einen Handkoffer paßt. Dazu braucht man mehr, und dafür wiederum benötigt man Platz.
Eine große Halle etwa, sorgfältig gegen eine Umwelt abgeschirmt, wie es sie hier in der Äquatorzone gibt. Keine extrem hohe Luftfeuchtigkeit, keine Insekten, keine Mikroorganismen, die sich überall festsetzen und für Störungen sorgen."
Domo Sokrat blickte ihn hilflos an. „Ich verstehe nicht", stammelte er. „Dabei ist es doch so einfach!"
Icho Tolot eilte in das Baumhaus, ließ sich auf die Laufarme herabfallen und schlug wuchtig mit zwei Fäusten auf den Boden der anspruchsvoll eingerichteten Gurrad-Behausung. Der Fußboden brach auf, und der Haluter riß ihn mit seinen Händen noch weiter auf. „Ein Schacht!" Domo Sokrat ließ sich ebenfalls auf seine Laufarme sinken. „Ein Schacht", bestätigte Icho Tolot. „Der Baumstamm ist ausgehöhlt. Der Schacht führt in die Tiefe, und dorthin sind die Gurrads verschwunden. Irgendwo da unten muß es eine Höhle geben, in der die Gurrads einen Großteil ihres Lebens verbringen. Hier oben sind sie offensichtlich nur, um sich von der Arbeit dort unten zu erholen. Ich gehe davon aus, daß es da unten
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