1459 - Der Dieb von Sira-VII
warteten.
In SIRA-VII waren noch immer Suchtrupps unterwegs. Die Station war sehr groß. Da der Nakk keine konkreten Hinweise darauf geliefert hatte, wonach man suchen mußte, hatte man keine andere Wahl, als jeden einzelnen Raum systematisch unter die Lupe zu nehmen.
Man hatte mit den wichtigeren Räumlichkeiten begonnen - den Schaltzentralen und Forschungslabors, der Funkstation, den Quartieren der Wissenschaftler und allen anderen Orten, an denen man wichtige Informationen vermutete.
Inzwischen war man bei den Mannschaftsquartieren angelangt. Sicherheitshalber untersuchte man auch die beiden anderen noch existierenden Stationen.
Die Ergebnisse, falls man sie so nennen wollte, waren niederschmetternd.
Die SIRA-Stationen waren schon vor langer Zeit verlassen worden. Die Mannschaften hatten alles mitgenommen und die Stationen gesprengt. Die PERSEUS war schon einmal hier gewesen, und schon damals hatte man vergeblich nach Informationen gesucht. Man fand auch jetzt nichts - keine Aufzeichnungen, keine Botschaften, keinen Hinweis darauf, wohin die Mannschaften geflohen waren und warum sie es für nötig gehalten hatten, die Stationen zu sprengen.
Keinen Hinweis auf die Anwesenheit späterer Besucher mit Ausnahme der wenigen Spuren, die Tifflor und seine Leute bei ihrem ersten Besuch hinterlassen hatten.
Keine Fallen.
Vor allem aber keine Spur, die sie zum verheißenen „Ort der Erneuerung" und der „Läuterung" oder gar zur „Lösung aller Probleme" hätte führen können. „Er hat uns belegen", behauptete Nia Selegris und holte die beiden Portionen aus dem Automaten. „Ich weiß nicht, warum, und es dürfte auch ziemlich sinnlos sein, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wer durchschaut schon einen Nakken? Aber der Hinweis auf SIRA-VII war eine Finte. Wir sollten diese Aktion abblasen."
„Das werden wir auch tun", erwiderte Tifflor. „Sobald die Anoree von sich hören lassen."
„Die Anoree, SIRA-VII - wir vergeuden hier doch nur unsere Zeit!"
Er sah sie erstaunt an, denn so heftig und ungeduldig gab sie sich selten. „Was ist mit dir los?" fragte er verwundert.
Sie riß sich zusammen und atmete tief durch. „Es gefällt mir nicht", sagte sie leise. „Ich bin so unruhig ... Tiff, hör mal, wir wissen doch jetzt, daß es auch auf normalem Weg möglich ist, in die Milchstraße hineinzukommen. Wozu sollen wir uns auf Experimente einlassen? Laß uns nach Phönix fliegen."
„Du hast anscheinend vergessen, warum die SORONG zerstört wurde. Der von dir erwähnte Weg in die Milchstraße ist mühsam und gefährlich. Wenn es den Anoree gelingt, eine Verbindung zum Perseus-Black Hole herzustellen ..."
„Und wenn es ihnen nicht gelingt?"
„Die Verbindung an sich existiert. Sie ist zwar blockiert, aber das läßt sich ändern. Du weißt, wie zuversichtlich Degruum sich dazu geäußert hat."
„Dann laß uns wenigstens die CASSIOPEIA nach Phönix schicken und Informationen einholen."
„Nein. Wenn wir hier Erfolg haben, sind wir schneller weg, als die CASSIOPEIA zurückkehren könnte, und ich will keine Zeit verlieren, wenn es soweit ist."
Er sah ihr an, daß sie noch eine ganze Reihe von Einwänden auf Lager hatte, und er wußte auch, daß sie im Grunde genommen recht hatte.
Selbst wenn sie über das Black Hole in die Milchstraße hineinkamen, würden sie viel zu spät dort eintreffen, um noch irgend etwas ändern zu können.
Zu spät, um die Zerstörung der SORONG oder irgendeines anderen Schiffes zu verhindern.
Zu spät, um einen ihrer Freunde zu retten.
Er schob sein Essen weg, denn ihm war plötzlich der Appetit vergangen. „Entschuldige", sagte Nia Selegris. „Das lag nicht in meiner Absicht."
Er lächelte - ein etwas mühsames Lächeln. „Wir sind alle ein bißchen nervös", murmelte er. „Ich gehe in die Zentrale.
6.
Erst im nachhinein wurde ihm klar, wieviel Zeit er mit Amimotuo verbracht hatte. Tagelang hatte er sich mit Ellerts Aufzeichnungen beschäftigt, nach Hinweisen gesucht, sich bemüht, neue Dateien zu öffnen. Es wurde höchste Zeit, daß er wieder einmal etwas anderes sah.
Ich muß dafür sorgen, daß Dao-Lin-H'ay ab und zu eine Pause einlegt, dachte er. Ich darf das nicht vergessen. Sie ist genau der Typ, der sich viel zu sehr in eine solche Sache verbeißt.
Aber er vergaß es schon in dem Augenblick, als er die Zentrale betrat und die seltsame Spannung spürte, die dort herrschte. „Wir haben etwas geortet", sagte Bolder Dahn knapper, als man es von ihm
Weitere Kostenlose Bücher