1459 - Der Dieb von Sira-VII
schwer zugänglichen Speichern dieses Objekts fand man geheimnisvolle Daten, die sich auf ein Schwarzes Loch bezogen. Und natürlich konnte Dao-Lin-H'ay, die offenbar vor nichts zurückschreckte, prompt etwas mit diesen Daten anfangen.
Black Holes waren die Schreckgespenster aller Raumfahrer - die Kartanin bildeten da keine Ausnahme. Wer einen solchen Moloch ortete, der tat gut daran, ihm aus dem Weg zu gehen. Sich einem Schwarzen Loch zu nähern, das war ungefähr so vernünftig, als stecke man den Kopf in einen Konverter: Hinterher wußte man dann zwar vielleicht, wie sich ein Stück Fleisch in einem Mikrowellenherd fühlte, aber man hatte nichts mehr davon. Und genau dies war der Punkt, an dem auch bei den Kartanin die allen intelligenten Lebewesen eigene Neugier endete.
Nur Dao-Lin-H'ay schien eine Ausnahme zu sein - sie bestand darauf, daß die MARA-DHAO aller Vernunft zum Trotz in dieses Schwarze Loch hineinzufliegen hatte.
Zur allgemeinen Überraschung kam man in durchaus lebendigem Zustand an Dao-Lin-H'ays neuestem Ziel an. Einige Experten hatten das natürlich vorher gewußt - sagten sie jedenfalls. Die nächste Überraschung bestand darin, daß es im Innern des Schwarzen Loches gar nicht so finster zuging, wie man es dem Namen nach vermuten konnte. Im Gegenteil: Es war ausgesprochen hell darin - und nicht so einsam, wie man hätte glauben können. Zuerst fanden sie die Station, bemannt von einer Horde schießwütiger Roboter. Dann trafen Schiffe ein, und in diesen Schiffen befanden sich Freunde von Dao-Lin-H'ay - Was auch sonst? dachte so mancher, dem die Abenteuerlust mittlerweile gründlich vergangen war.
Konnte man es einem braven Kartanin übelnehmen, wenn ihn angesichts derartiger Entwicklungen ein leichtes Schwindelgefühl packte und er sich ohne Rücksicht auf Mei-Mei-H'ars Befehle und sämtliche Treueschwüre in die rauhen Gebirgstäler von Kartan zurücksehnte?
Dort, unter Freunden und Verwandten, würde es sicher angenehm sein, über die wohl seltsamste Reise zu berichten, die je ein Kartanin unternommen hatte. Es würde um so angenehmer sein, als man dieses Abenteuer dann hinter sich hatte.
Solange man aber mittendrin steckte, war es ganz und gar nicht lustig, zumal man noch nicht einmal wußte, wie man aus diesem leuchtenden Mikrokosmos jemals wieder lebend entkommen sollte.
Sie hatten Heimweh und fühlten sich unsicher wie Kinder auf dem Grund einer verrufenen Schlucht in Kartans wilden Gebirgen, wenn der Schneesturm losbrach und den Heimweg versperrte. Dao-Lin-H'ay wußte das. Aber es gab noch einen anderen Aspekt: Solange die MÄR ADHAO das einzige Schiff in dieser unheimlichen Umgebung gewesen war, hatte dieses Unternehmen in den Augen der Kartanin noch einen gewissen Sinn erfüllt - sie liebten es, sich als Eroberer zu fühlen und sich in dem Gefühl zu sonnen, die ersten zu sein und sich an Orten zu befinden, die niemand vor ihnen gesehen hatte. Aber die Ankunft der Terraner hatte sie aus diesem Traum herausgerissen. Sie fühlten sich um ihre hehren Gefühle betrogen - geradeso, als hätten sie soeben unter Lebensgefahr einen scheinbar unerreichbaren Gipfel bezwungen, nur, um oben festzustellen, daß von der anderen Seite des Berges eine Seilbahn heraufführte, von der sie nichts geahnt hatten.
Wäre es nur um die Galaktiker gegangen, so hätten die Kartanin deren Anwesenheit vielleicht noch akzeptieren können.
Es waren vor allem die drei Anoree, die ihnen - seltsam unnahbar und entrückt, weit jenseits aller kartanischen Lebensart -regelrecht aufs Gemüt drückten, zumal diese Anoree nicht gerade kooperativ waren, wenn es um die Wünsche der Kartanin ging. „Eine Schwarze Sternenstraße nach Ardustaar?" hatte einer von ihnen gefragt. „Was ist Ardustaar?"
Man zeigte es ihm auf einer Sternenkarte. „Es gibt keine Straße dorthin", hatte der Anoree kurz und bündig erklärt und sich abgewandt. „Laß uns zurückkehren!" hatte Mai-Ti-Sh'ou die ehemalige Wissende daraufhin gebeten. „Soll dieses Schwarze Loch sich selbst erforschen - was geht uns das an? Es kann uns und unserem Volk keinen Nutzen bringen. Auf Kartan wird man sich Sorgen um uns machen. Wir haben viel zu berichten."
„Bald", hatte Dao-Lin-H'ay sie vertröstet. „Laß uns noch ein wenig bleiben. Es wird sich lohnen."
Aber Mai-Ti-Sh'ou war davon nicht recht überzeugt, und dabei war gerade sie die treueste unter Dao-Lin-H'ays Bewunderern. Wenn selbst Mai-Ti-Sh'ou zu zweifeln begann, wurde es kritisch. „Ich
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