1459 - Der Dieb von Sira-VII
Bezeichnung für eine solche Überlebenseinheit - sah aus, als hätte irgend jemand versucht, ihn zweckentfremdend zu einem riesigen Schmorbraten zu verarbeiten. Wer oder was auch immer in dieser Hülle stecken mochte - er konnte schwerlich in der Stimmung sein, angesichts seiner unerwarteten Rettung einen Freudentanz aufzuführen. „Sofort Notdienst alarmieren!" befahl „Dao-Lin-H'ay über Funk. „Schnell!"
Mai-Ti-Sh'ou schluckte ihren Ärger hinunter und traf ihre Anordnungen. Sie tat es schnell, konzentriert und präzise.
Julian Tifflor eilte aus der Zentrale. Ge-Liang-P'uo folgte ihm und hörte, wie er unterwegs Verbindung zur PERSEUS aufnahm und das Schiff herbeibeorderte.
Als sie die Schleuse erreichten, öffnete sich gerade das innere Schott.
Eine Gruppe von Kartanin stand mit medizinischem Gerät bereit. Tifflor und Ge-Liang-P'uo starrten entsetzt auf das verschmorte Etwas, das aus der Schleuse geschwebt kam. „Die PERSEUS ist auf dem Weg hierher", sagte Julian Tifflor. „Ich lasse ein paar Experten herüberkommen."
Niemand antwortete ihm. Die Kartanin machten sich in rasender Eile über den SERUN her. Man brauchte kein Experte zu sein, um zu wissen, daß der Überlebende aus der SORONG nicht imstande sein würde sich aus eigener Kraft aus seiner Schutzhülle zu befreien. Und natürlich würde dieser Überlebende auch nicht transportfähig sein - zumindest nicht sofort.
Es gab nicht mehr viel, was von diesem SERUN noch funktionierte. Die Kartanin waren gezwungen, die Überlebenseinheit regelrecht aufzuschneiden. Tifflor zeigte ihnen die Stellen, an denen man das tun konnte, ohne den Überlebenden zusätzlich zu gefährden. „Tschubai soll Irmina Kotschistowa zu mir bringen", sagte er dabei in sein Funkgerät.
Dao-Lin-H'ay trat zu ihm. „Es ist Nikki Frickel", sagte sie leise. „Sie lebt."
Die Frage war nur, ob es auch dabei bleiben würde.
Die MARA-DHAO stand wieder neben der seltsamen Station im Innern des Black Holes von Siragusa. Die drei Anoree hatten das kartanische Raumschiff verlassen und sich ins Innere der Station begeben. Die PERSEUS schwebte in unmittelbarer Nähe. Das Wrackteil war an der Station verankert. Gestalten in Raumanzügen schwebten daran herum und suchten nach Spuren, die etwas über die Ursache der Katastrophe verraten konnten.
Noch wußte niemand, ob Nikki Frickel je imstande sein würde, über diese Dinge Auskunft zu geben, und weitere Überlebende hatte man nicht finden können.
Irmina Kotschistowa hatte nur einen kurzen Blick auf Nikki Frickel geworfen und sich dann nach Dao-Lin-H'ay und Ge-Liang-P'uo umgesehen. „Ich werde Hilfe brauchen", hatte sie gesagt und die verdutzten Blicke der kartanischen Experten dabei nicht zur Kenntnis genommen. „Sie braucht jeden Funken Mut und Kampfgeist, den sie bekommen kann. Ge-Liang ..."
„Sie weiß, was sie zu tun hat!" war Dao-Lin-H'ay ihr ins Wort gefallen und hatte Ge-Liang-P'uo dabei einen leichten Stoß versetzt.
Halte ihre Hand oder tu, was du sonst noch für nötig hältst, aber sorge dafür, daß unsere Freunde nicht zuviel erfahren!
Wenig später hatte man Nikki in die PERSEUS hinübergeschafft, und damit war vieles etwas einfacher geworden.
Dao-Lin-H'ay lehnte sich an die Wand und beobachtete Irmina Kotschistowa. Sie dachte an die Zeit, in der man auch bei den Kartanin solche Probleme mit Hilfe von Psi-Kräften anzugehen pflegte, und sie fühlte sich ein wenig wehmütig bei dem Gedanken, daß es damit aus und vorbei war.
Im Sternenreich von Kartan waren die Psi-Fähigkeiten heutzutage praktisch unbekannt. Nur die Erinnerung an die glorreichen Zeiten war geblieben. Die Kartanin bemühten sich vergeblich, im N'jala-System an die alten Traditionen anzuknüpfen - N'jalas Licht nutzte nichts, wenn nicht auch N'jalas Tränen hinzukamen. Damit aber war nicht mehr zu rechnen. In Kartan gab es keinen Paratau mehr, und selbst wenn es welchen gegeben hätte, wäre niemand mehr dagewesen, der ihn hätte nutzen können.
Das war einer der Gründe, weshalb Dao-Lin-H'ay und Ge-Liang-P'uo beschlossen hatten, die ihnen noch verbleibenden Kräfte vor der Besatzung der MARA-DHAO geheimzuhalten. Noch mehr Heldenverehrung hätten sie beim besten Willen nicht ausgehalten.
Die MARA-DHAO - Dao-Lin-H'ay hatte ein schlechtes Gefühl, wenn sie an das Schiff und seine Besatzung dachte. Sie hatten viel miteinander erlebt, aber das änderte nichts an der Tatsache, daß Mai-Ti-Sh'ou und ihre Leute sich in einer wenig angenehmen Lage
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