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1459 - Die Hexe und ihr Henker

1459 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 1459 - Die Hexe und ihr Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mantel.«
    »Das brauchst du nicht«, erwiderte Laurie schnell. »Ich habe das Richtige für dich.«
    »Wie schön.«
    Laurie zog die Tür zum begehbaren Kleiderschrank auf. Ihr Herzklopfen hatte sich etwas abgeschwächt. Die unmittelbare Lebensgefahr schien vorbei zu sein. Sie konnte wieder durchatmen. Das tat ihr gut, und irgendwie würde sie aus dieser Situation auch wieder herauskommen.
    Laurie gehörte zu den ordentlichen Menschen. Das war in ihren Boutiquen der Fall, wo alles nach Modellen und Farben geordnet seinen Platz hatte, und ebenso verhielt es sich in ihrer Wohnung.
    Die hellen Kleidungsstücke hingen an der rechten, die dunkleren und bunten an der linken.
    Die Hexe folgte ihr in den begehbaren Kleiderschrank. Sie schaute auf die Kleider, nickte, flüsterte etwas, das sich wie ein Lob anhörte und zog Laurie an der Schulter herum.
    »Das Kleid dort!«
    »Gut.«
    Lucia hatte eine gute Wahl getroffen. Das Kleid war allerdings nicht nur weiß. Es hatte einen cremefarbenen Grundton. Es ließ sich mit einem Reißverschluss schließen, und der Stoff würde sich um den üppigen Körper der Hexe schmiegen.
    Laurie nahm es vom Bügel und übergab es der Hexe.
    »Sehr gut.« Die Nackte prüfte es mit ihren kalten Blicken und zeigte ein feines Lächeln. Mit einer Hand strich sie über den Stoff, öffnete den Reißverschluss, dann zog sie das Kleid an wie einen Mantel.
    Es passte nicht perfekt, es war etwas eng. Das merkte sie, als sie den Reißverschluss hoch zog. In Höhe der Brüste gab es einige Probleme, aber letzt endlich war das Kleid zu, auch wenn noch ein Ausschnitt zurückgeblieben war.
    »Das ist gut, Laurie.«
    »Ich weiß.«
    »Wir gehen!«
    Laurie schluckte. »Wohin?«
    »In dein großes Zimmer.«
    »Und dann?«
    »Warte es ab!«
    Lauries Herz schlug abermals schneller. Mit ihrer Ruhe war es wieder vorbei. Sie ahnte, dass die Hexe und ihr Henker nicht nur gekommen waren, um sich hier ein Kleid zu besorgen. Es ging um mehr, um viel mehr, das begriff sie in diesem Moment.
    Warum gerade ich?, dachte sie. Warum hat diese Person mich ausgesucht? Wieso keine andere? Was habe ich ihr getan?
    Sie hätte fragen können, aber sie traute sich nicht. Es konnte sein, dass Lucia selbst darauf zu sprechen kam, aber das war mehr eine Hoffnung.
    Noch bevor sie das Wohnzimmer erreichten, fand Laurie den Mut, die Frage zu stellen.
    »Warum hast du mich ausgewählt? Hätte es nicht auch eine andere Person sein können?«
    »Nein!«
    »Bitte, dann…«
    »Geh weiter!«
    Laurie musste gehorchen. Der geringste Widerstand hätte den Henker auf den Plan gerufen. Einen Menschen hatte er bereits ermordet. Laurie wollte nicht, dass es noch mehr wurden.
    Der Henker hatte seinen Platz nicht verlassen. Noch immer stand er mit dem Rücken zur Scheibe, schaute in das Zimmer und sah die beiden eintreten.
    Sie blieben stehen.
    »Darf ich jetzt die Antwort erfahren?«, flüsterte Laurie.
    »Ja, du…«
    Etwas unterbrach sie mitten im Satz. Es war das Läuten der Türglocke. In den nächsten Sekunden bewegte sich niemand. Nur die Augen der Hexe verengten sich.
    »Wer kann das sein?«, flüstert sie schließlich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Erwartest du Besuch?«
    »Nein.«
    »Gut.« Die Hexe nickte. Dann drehte sie sich um und sagte: »Ich werde mich darum kümmern.«
    Laurie Andrews erbleichte. Sie wollte nicht noch einen Mord, aber dagegen tun konnte sie nichts…
    ***
    Ich stand vor der Tür und wartete darauf, dass sich auf der anderen Seite etwas tat. Da passierte jedoch nichts. In Anbetracht der schon leicht fortgeschrittenen Stunde war das nicht ungewöhnlich. Ich dachte an den anderen Besucher. Vielleicht war es ein Mann, mit dem sie intim war. Es konnte also sein, dass sich Laurie Andrews und ihr Freund bereits hingelegt hatten. Trotzdem wollte ich, dass sie erwachten, und startete einen zweiten Versuch.
    Diesmal ließ ich den Finger noch länger auf dem Klingelknopf liegen. Dieses Geräusch hätte Laurie wecken müssen, falls sie nicht bewusstlos war oder ein Schlafmittel genommen hatte.
    Dann überraschte mich die Stimme.
    »Wer ist da?«
    Ich stieß die Luft aus.
    »Mein Name ist Sinclair, John Sinclair. Ich muss mit Ihnen reden, Mrs Andrews.«
    »Und?«
    »Nicht durch eine Tür. Ich denke, Sie sollten mich in die Wohnung lassen.«
    »Ich kenne Sie nicht, verdammt!«
    Die Barschheit der Antwort überraschte mich schon.
    »Bitte, ich bin Polizeibeamter.« Nach dieser Erklärung hielt ich meinen Ausweis vor das Guckloch. Dieses

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