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1459 - Die Hexe und ihr Henker

1459 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 1459 - Die Hexe und ihr Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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offizielle Dokument würde sie bestimmt beruhigen.
    »Was soll das?«
    »Scotland Yard, Madam. Es geht um einen Vorgang in Ihrer Boutique. Bitte, Sie sollten öffnen.«
    »Einen Teufel werde ich tun! Hauen Sie ab, und ich will die verdammte Klingel nicht noch einmal hören!«
    Das hatte gesessen. Eine derartige Abfuhr hatte ich selten erlebt. In mir stieg die Wut hoch, aber auch so etwas wie Unverständnis. Ich hatte mich ausgewiesen. Da hätte jeder Mensch, der kein Krimineller war, seine Wohnungstür geöffnet. Aber dafür hielt ich Laurie Andrews nun weiß Gott nicht. Es musste etwas anderes dahinter stecken, und das machte mich verdammt misstrauisch.
    Ich trat von der Tür zurück und stellte mich so hin, dass ich nicht mehr durch das künstliche Auge beobachtet werden konnte. Es gab keinen Grund für mich, die Tür aufzubrechen. Das wäre Hausfriedensbruch gewesen. Jeder Mensch hatte das Recht, in seine Wohnung einzulassen, wen er wollte.
    Und trotzdem. Diese Abfuhr war nicht normal gewesen. Stand Laurie Andrews womöglich unter Druck? Da ich nicht durch die geschlossene Tür schauen konnte, war das nicht einfach herauszufinden. Sehr wütend und abweisend war die Stimme gewesen. Gründe dafür gab es meiner Meinung nach nicht. Meine Gedanken bewegten sich im Kreis, wobei ich immer auf denselben Punkt zurückkam.
    Da stimmte etwas nicht!
    Und je mehr ich mir darüber Gedanken machte, desto dringender wurde mein Verlagen, in die Wohnung zu gelangen. Ich wusste nur nicht, wie ich das schaffen sollte.
    Sie wohnte in einem Penthouse, das wie ein zweites Haus auf dem Dach war. Und zu diesem Dach hin musste es einfach einen Weg geben.
    Eine Art Nottür, die auch nicht verschlossen sein durfte. Wenn es mal brannte, mussten die Bewohner die Chance haben, sich auf das Dach flüchten zu können. Von dort konnten sie dann unter Umständen durch einen Hubschrauber gerettet werden.
    Wo lag der Zugang zum Dach?
    Nicht nahe dieser Treppe. Auch nicht in dem kleinen Vorflur. Ich musste schon woanders suchen.
    Ich ging die sechs Stufen zurück in den Flur des 12. Stocks und in die Nähe des Lifts. Hier gab es mehrere Wohnungen, deren Zugangstüren sich nur an einer Flurseite befanden. Ich ging an ihnen vorbei.
    Keine Tür wurde geöffnet. Niemand verließ seine Wohnung. Ich war unbeobachtet und blieb erst stehen, als ich das Ende des Flurs erreicht hatte.
    Hier gab es keine weitere Wohnungstür mehr, aber eine, die aus Metall bestand und gestrichen worden war wie die Wand, sodass man sie leicht hätte übersehen können, wenn es nicht eine Nische gegeben hätte, in die sie eingelassen worden war.
    Ein Pfeil auf der Tür zeigte nach oben. Er sollte wohl den Fluchtweg andeuten.
    Ich sah eine schwarze und recht schwere Klinke, die ich nach unten drückte. Dann merkte ich auch, wie schwer die Tür war, die, als sie einmal in Bewegung war, lautlos und ohne viel Kraftaufwand nach innen schwang.
    Ein großer und dunkler Raum nahm mich auf. Der typische Geruch einer Maschinenhalle umfing mich. Es roch nach Öl. Ich hörte das Brausen einer Klimaanlage, denn von hier aus wurden die einzelnen Wohnungen gespeist. Es war zudem recht kühl. An den Wänden sah ich geschlossene Verteilerkästen mit einem roten Blitz auf der Türseite, und ich wunderte mich auch über die Sauberkeit, die hier herrschte.
    Noch mehr wunderte ich mich über den Gang. Er wurde von zwei Gittern eingefasst, und er brachte die Menschen zu einem bestimmten Ziel. Sie konnten dorthin laufen, ohne sich um die Technik zu kümmern. Ich sah alles im Licht meiner kleinen Leuchte, deren helles Dreieck ein Ziel traf, das mich lächeln ließ.
    Da war eine Treppe. Oder besser gesagt, eine Stiege aus Eisen, die in Richtung Decke führte.
    Das war der Ausgang, den ich gesucht hatte. Ich musste die Metallstufen hoch, um die Decke zu erreichen, denn dort gab es den Zugang oder den Ausgang.
    Noch vor der untersten Stufe leuchtete ich in die Höhe. Ja, da war das Metallviereck nicht zu übersehen. Hier befand sich der Notausgang. Die Luke war groß genug, um einen normal gewachsenen Menschen bequem hindurchsteigen zu lassen.
    Ab jetzt war die Sache ein Kinderspiel. Meine Hoffnung trog mich nicht. Ich sah neben der Luke einen roten Knopf, der von einem Gummischutz umgeben war.
    Mit den Daumen drückte ich darauf.
    Es klappte wie im Kino. Über mir öffnete sich die Luke. Eine Hydraulik schob das Viereck in die Höhe, und mein erster Blick fiel in den Nachthimmel über mir.
    Dunkle Wolken.

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