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146 - Der Dämon aus dem Knochensee

146 - Der Dämon aus dem Knochensee

Titel: 146 - Der Dämon aus dem Knochensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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das Ta!, unansehnlich und verwelkt. Im Zeitraffer war ihr Leben dahingerast, als der Energie-Vampir sie geküßt hatte. Vor ihr lag nicht mehr viel. Vielleicht noch ein paar Wochen.
    Sie wußte nicht, wohin sie gehen sollte. Jeder Schritt war beschwerlich und sinnlos, ja sogar gefährlich, denn jeder Schritt konnte sie an eine unbekannte Gefahr heranführen, der sie nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
    Die Zeit des Kämpfens war vorbei.
    Eigentlich fühlte sich Riga jetzt schon so gut wie tot. Warum setzte sie sich nicht einfach auf den Boden und wartete auf das Ende, das schon so nahe war?
    Sie hatte keine Angst vor dem Tod. Wenn man alt ist, lernt man, sich darauf einzustellen, vorzubereiten, und Riga war alt, uralt. Sie stolperte.
    Beinahe wäre sie gestürzt.
    Erschöpft lehnte sie sich an einen Felsen und strich sich das lange Haar, das jetzt stumpf und grau war, aus dem runzeligen Gesicht.
    Gichtig und knotig waren ihre Finger. Die einst so zierliche, schmale, geschmeidige Hand glich jetzt einer häßlichen Klaue, die nichts mehr festhalten konnte.
    Sie hatte von Hexen gehört, die Energie-Vampiren zum Opfer gefallen waren. Actro war bei weitem nicht der einzige. Die meisten Hexen waren bald danach zugrunde gegangen.
    Die klein gewordene Flamme ihres Lebens war in aller Stille erloschen. Aber es gab auch Hexen, die sich wieder erholt hatten, die wieder zu Kräften gekommen waren.
    Eine geringe Anzahl nur, aber sie hatten bewiesen, daß man den Kuß eines Energie-Vampirs auch überleben konnte. Natürlich hatten sie dazu sehr viel Glück gebraucht - und die Frucht eines bestimmten Baumes, der sehr selten war.
    Wenn sie es schafften, davon zu essen, blühten sie wieder auf. Es lag in der Hand des Zufalls, ob sie so einen Baum fanden, oder ob sie daran vorbeigingen, ohne ihn zu bemerken.
    Pechschwarz sollten die Früchte sein, prall gefüllt mit neuer Lebenskraft.
    Riga schloß die Augen und versuchte sich zu erinnern. Hatte sie schon einmal einen solchen Baum gesehen?
    Sie glaubte ja, aber sie wußte nicht mehr, wo er stand. Jemand hatte sie gewarnt, von den schwarzen Früchten zu essen. Sie konnte sich nicht erinnern, wer es gewesen war.
    Sie wußte jedoch, daß die schwarze Frucht für jemanden, der jung und im Vollbesitz seiner Kräfte war, ein tödliches Gift enthielt. Hätte sie damals davon gegessen, wäre sie gestorben.
    Würde sie heute davon essen, dann würde der Saft der schwarzen Frucht ihr Kraft und Jugend zurückgeben.
    Ich muß ihn finden, diesen seltenen Baum, ging es Riga durch den Kopf.
    Mit glanzlosen Augen blickte sie zurück. Von den Höllenbanditen war nichts mehr zu sehen. Sie hatte von Actro und seinen Männern nichts mehr zu befürchten.
    Ob Actro von dem seltenen Baum wußte?
    Riga glaubte nicht, denn sonst hätte er sie nicht fortgehen lassen. Er hätte sie getötet, um die Gefahr zu bannen, daß sie wieder zu Kräften kam und sich an ihm rächte.
    Schwach schleppte sie sich weiter. Ihr altes Herz rumpelte. Erschrocken blieb Riga stehen und griff sich an die Brust. War es schon soweit? Sie horchte in sich hinein. Einen Moment glaubte sie, ihr Herz habe aufgehört zu schlagen, aber dann spürte sie das schwache Klopfen.
    Sie durfte noch eine Weile weiterleben.
    Das Tal weitete sich, und zwischen den Felsen ragten Büsche und Bäume auf. Alle Arten von Bäumen, aber nicht der, den Riga so dringend brauchte.
    Eine fette brennende Ratte querte Rigas Weg. Das Tier blieb kurz stehen und sah die Hexe an. Für gewöhnlich waren diese Tiere sehr angriffslustig, aber an Riga war die Ratte nicht interessiert. Sie verschwand zwischen klotzigen Steinen, und Riga setzte ihren beschwerlichen Weg fort.
    Die Anstrengung wäre zuviel für sie gewesen, wenn die Hoffnung sie nicht aufrechterhalten hätte.
    Sie hatte schon oft Glück gehabt -warum nicht auch diesmal?
    Wenn es mir gelingt, wieder jung und schön zu werden, kehre ich zu Mortimer zurück, dachte sie. Wir werden Actro gemeinsam töten, und dann gehe ich mit Mortimer fort von hier. Auf der Erde beginne ich an seiner Seite ein neues Leben. Alles hängt nur von einer einzigen schwarzen Frucht ab.
    Die Talränder verflachten, und vor Riga breitete sich eine weite Ebene aus -steppenhaft.
    Die Hexe hatte den Eindruck, schon einmal hier gewesen zu sein. Ja, sie erinnerte sich ganz dunkel daran, daß es gefährlich war, durch diese Ebene zu gehen, denn hier lebten viele weiße Vipern, deren starkes Gift selbst mächtigen Dämonen zum Verhängnis werden

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