146 - Der Horror-Butler
Stufen hoch.
»Das kann ich auch erklären. Ich kann alles
erklären ...« Diana Wilburns Stimme klang schon entschlossener. Mit Hilfe von
Milton und Jerome richtete sie sich auf.
»Geht’s, Diana ?« fragte ihr Verlobter.
»Ja.«
»Wie war das mit dem Spuk, Diana ?« schaltete Lord Everthon sich ein. »Was hast du hier
erlebt ?«
Da sprudelte es aus ihr heraus. Ohne lange
Umschweife erzählte sie, was ihr passiert war. Dann deutete sie nach oben.
»Noch ehe ich die Treppe erreichte, um aus dem Haus fliehen zu können, wurde
ich von einer unsichtbaren Kraft gepackt und in die Höhe gerissen... Ich
schwebte unter der Decke und drehte mich immer im Kreis ... Dann wurde ich nach
vorn gedrückt und in die Tiefe. Etwa aus zwei Meter Höhe dann - als die Treppe
schon hinter mir lag - stürzte ich ab ... Ihr starrt mich ungläubig an, aber es
stimmt! Es stimmt alles ... So glaubt mir doch .«
Sie reckte sich und konnte schon wieder
allein stehen.
John of Everthon lief los, um das Zimmer, in
das die zukünftige Schwägerin angeblich durch seine Musik gelockt worden war,
zu inspizieren. Er schaltete das Licht ein und blickte sich um.
Der Flügel war stumm. Die Wand mit dem
Gemälde war so wie immer. John suchte sie ab, konnte jedoch keine Fuge
entdecken, die ihn auf das Vorhandensein jener Geheimtür hingewiesen hätte, die
Diana Wilburn entdeckt haben wollte. Es war alles unverändert, und es gab
nichts, was sein Mißtrauen geweckt hätte.
Diana wollte den Raum, als alle anwesend
waren, selbst noch mal sehen.
Die Tür zum Zimmer des Butlers klappte leise
auf.
James stand auf der Schwelle, steif Und
würdevoll wie immer. Er trug einen dunkelblauen, knöchellangen Morgenmantel,
dessen Saum und Revers mit silbergrauem Samtband eingefaßt waren.
Mit ernster Miene musterte er seine
Herrschaften.
»Pardon, Mylord. Ich hörte Geräusche, und mir
war auch, als hätte jemand geschrien ... Ich habe mir erlaubt, mich etwas
früher hinzulegen. Miß Diana war es recht so .«
Die zuletzt Genannte nickte. »Und nun sind
Sie durch den Lärm aufgewacht, nicht wahr ?« fragte sie
spitz.
»Sehr wohl, Miß Diana. Ich habe im ersten
Moment geglaubt zu träumen. Aber dann hörte ich schnelle Schritte und entschloß
mich, doch noch mal nach dem Rechten zu sehen .«
Diana Wilburn schluckte trocken. »Korrekt wie
immer, James, wie ?« sagte sie dann in scharfem
Tonfall. »Mich wundert, daß Sie nicht in Weste und weißen Handschuhen
auftauchen .«
»Dazu, Miß Diana, hatte ich keine Zeit mehr.
Den Umständen entsprechend angepaßt ist der Morgenmantel durchaus, Miß Diana,
wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben .«
»Ich erlaube Ihnen jede Bemerkung, James,
auch wenn sie noch so hochgestochen klingt. Vielleicht könnten Sie genau so
geschraubt erzählen, was wir zusammen hinter der Geheimtür erlebt haben .«
Die schwarzen, buschigen Augenbrauen des
Butlers hoben sich dezent in die Höhe. »Hinter der Geheimtür? Ich weiß nicht,
wovon Sie sprechen und nehme an, Sie scherzen .«
»Nach Scherzen, James, ist mir nicht zumute«,
entgegnete die Malerin rauh. »Ich habe alles gesehen, was Sie getrieben haben.
Sie scheinen einen sehr engen Kontakt zu Ungeziefer zu haben. Und nicht nur
das, James: Sie stehen - mit dem Teufel im Bunde, nicht wahr? Sind Sie
eigentlich ein Mensch? Oder sind Sie ein - Dämon? Einer, der sich nur als
Mensch verkleidet hat und der abends nach dem Schlafengehen seine wirkliche
Identität zeigt, wie? «
»Diana!« Milton of Everthon schnappte nach
Luft. »Was soll das? Warum greifst du James so an? Was ist nur los mit dir ?«
»Zum Teufel noch mal, jetzt platzt mir aber der
Kragen !« Die junge Frau konnte nicht mehr anders, riß
sich los und schrie so laut, daß es durch die langen Gänge hallte. »Was denkt
ihr eigentlich von mir ?« Mit blitzenden Augen sah sie
einen nach dem anderen an.
»Beruhige dich doch, meine Tochter ?« sagte Jerome Lord of Everthon und legte seine Hand auf
ihren Unterarm. »Du bist sehr aufgeregt und ...«
Da tat sie etwas, was sie zuvor noch nie
getan hatte. Sie fiel dem Lord ins Wort. »Natürlich bin ich aufgeregt. Ich habe
auch allen Grund dazu. Was ich euch erzählt habe, das habe ich mir doch nicht
aus den Fingern gesogen! Hier im Haus stimmt etwas nicht, hier geht etwas vor,
was uns alle bedroht... Und es geht von ihm aus !« Sie
deutete auf James, der blaß und ernst aussah, aber auch jetzt noch nichts von seiner
Würde verlor. »Vielleicht wollte er mich töten . ..
Aber
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