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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Paddy über die aktuelle Lage der Welt erfahren hatte… In Europa zog man überall Truppen zusammen, um sie gegen die Daa’muren zu führen. Hier jedoch, in ihrer unmittelbaren Umgebung, herrschte Ruhe.
    Die Ruhe vor dem Sturm?
    Gegen 3:00 Uhr richtete Ayris sich auf. Sie setzte sich auf die Bettkante, schob sich den Stöpsel ins Ohr, schaltete das Diarium ein und lauschte der Stimme des toten Captain Flannagan…
    ***
    Dem ersten Oberweltbesuch folgte drei Wochen später ein zweiter, bei dem es aber nicht primär darum ging, am Leben zu bleiben.
    Nein, diesmal sollten wir schon eine kleine Aufgabe lösen: Es ging um die Lokalisierung eines Mannes, der die Präsidentin beraten und sich vor einigen Wochen an die Oberwelt abgesetzt hatte.
    Eigentlich hätte es der Präsidentin egal sein können, ob jemand aus ihrem Beraterkreis lieber im Dreck lebte und mutierte Insekten im Kochtopf hatte statt ein sauberes Bunkerleben zu führen, aber immerhin war es nicht ausgeschlossen, dass er die Barbarenführer darin unterstützte, den Bunker zu stürmen und die Präsidentin zu stürzen. Und sei es nur, um für sich selbst Vorteile zu erwirken.
    »Der Renegat«, sagte Captain Cleveland, »könnte den oppositionellen Kräften einen Lageplan des Bunkers zeichnen, einschließlich unserer Waffenkammern. Um das zu verhindern, hat der Nationale Sicherheitsrat befohlen, dass wir ihn zurückholen, damit unsere Justiz sich mit ihm beschäftigen kann.«
    Er schaute uns der Reihe nach an und blieb dann vor Artie Crow stehen, der inzwischen sein Intimfeind geworden war.
    »Ihre Aufgabe, Lieutenant Crow, besteht darin, die etwaigen Kräfte im Umfeld des Renegaten zusammen mit Ihren Kameraden abzulenken, damit ich ihn festnehmen kann.«
    »Sie, Sir?« Arties Stimme troff vor Hohn. »Mit Verlaub, Sir, ich gebe zu bedenken, dass der Teil des Plans, den Sie für sich reserviert haben, der weitaus verantwortungsvollste ist. Wäre es da nicht besser, wenn ich das übernähme?«
    »Abgelehnt, Lieutenant«, knirschte Cleveland. Er war jetzt schon auf hundertfünfzig.
    »Aber…« Artie Crow holte tief Luft und setzte zu einer brillanten Erwiderung an, die aber leider nicht mehr über seine Lippen kam.
    »Beim nächsten Aber«, schnauzte Cleveland, »sitzen Sie dreißig Tage wegen Insubordination ab, Lieutenant.« Er knurrte böse.
    »Jawoll, Sir.« Artie knallte die Hacken zusammen und erdolchte Cleveland mit einem Blick.
    Am nächsten Abend staffierte die WCA-Maskenbildnerei vier Fünftel unseres Quartetts wie muskelprotzige Dummbolzen aus. Rosalie malten sie an wie eine Bordsteinschwalbe, doch zum Glück war sie so unverdorben, dass sie glaubte, sie stelle eine Tänzerin dar.
    Dann schickte man uns wieder rauf. Da jede Geheimaktion einen unverfänglichen Decknamen brauchte, dachte ich mir einen aus: Winterkrieger, weil gerade Winter war und wir derart kriegerisch aussahen, dass selbst unsere Maskenbildner vor uns erschauderten. Dass der Name dann auf ewig an der Einheit hängen blieb, konnte damals niemand ahnen.
    An der Oberwelt war es inzwischen noch kälter geworden, sodass überall große Feuer brannten, die kilometerweit zu sehen waren. Diese Feuer lockten jede Menge Figuren an, die aus dem Westen kamen und nicht scharf darauf waren, sich irgendeiner staatlichen Autorität unterzuordnen.
    Dem Bürgermeister und unserer Präsidentin war jedoch nicht daran gelegen, die Einwohnerzahl Waashtons ins Unermessliche steigen zu lassen. Eins war ihnen klar: Wenn die Fremden unkontrolliert in die Stadt einsickerten, würden sie auch irgendwann anfangen, sich in Parteien, Gruppen, Clans und Sekten zusammen zu finden und Strukturen zu bilden. Und dann würden der Fettsack und sie es schwer haben, dem eingewanderten Mob ihren Herrschaftsanspruch zu verklickern.
    Seien wir doch ehrlich: Da bricht eine Großfamilie in einer von ekligen Mutanten heimgesuchten Gegend ihre Zelte ab und siedelt sich in einem Gemeinwesen an, baut Hütten oder nimmt leere Ruinen in Beschlag. Wenn sie ihren kleinen Kartoffelacker bestellt haben und die Ernte vor der Tür steht, geht im Erdreich eine Luke auf, Typen in Silberanzügen und Waffen kommen raus und sagen: »Wir sind eure Herren. Wir haben zwar ein halbes Jahrhundert unter der Erde gelebt, aber wir haben das Sagen, und wenn ihr hier leben wollt, müsst ihr uns gehorchen. – So, und nun gebt uns gleich mal einen Teil der Ernte…«.
    Diese Angst bewegte also die Präsidentin und den Bürgermeister. Fettsacks Gendarmen

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