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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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einen Scheißdreck an«, sagte Cleveland, denn als ihr Vorgesetzter konnte ihn nichts zwingen, höflich zu sein.
    Vermutlich hatte er erkannt, was uns blühte, wenn sich dort drinnen die Freier auf Rosalie stürzten. Statt den Abtrünnigen rauszuholen, würden wir sie retten müssen. »Husch«, sagte er zu mir. Ich überquerte die Straße und betrat das Ol’ Kozmik Blews. Hinter der Tür war ein Tresen, an dem diverse stark behaarte Kretins mit narbigen Visagen aus großen Humpen Flüssigkeiten zu sich nahmen. Ätzender Geruch machte meinem Magen zu schaffen. Im Hintergrund saßen Männer auf Plüschsesseln und Sofas und schäkerten mit Damen, die nach der Definition unserer unterirdischen Kultur keine waren.
    Ein bulliger Knabe mit goldenen Ohrringen, der hinter dem Tresen stand und Humpen spülte, knurrte mich an: »Du bist doch wohl kein Pirat, hm?«
    »Aber nein.« Um nicht aufzufallen, bestellte ich ein Biir.
    »Wie kommste auf so was?«
    »Wehe, du bist ‘n Pirat«, sagte der Zapfer. »Ich hab die Schnauze voll von Piraten. In diesen Laden kommt mir kein Pirat mehr rein!« Er griff hinter die Theke und baute einen hölzernen Aufsteller vor mir auf, auf dem PIRATEN MOMENTAN UNERWÜNSCHT stand.
    Gleich darauf kamen Willard Grover und Artie Crow rein.
    Sie warfen mit fünfhundert Jahre alten Plastikkärtchen um sich, die eins unserer Kommandos bei Ausgrabungen gefunden hatten. In manchen Gegenden der neuen Welt galt das Zeug inzwischen als Zahlungsmittel, weil noch niemand über die Industrie verfügte, es zu falschen.
    Bei den Trinkern machten sie sich sogleich beliebt. Auch die Damen in den fadenscheinigen Klamotten machten sich an sie ran. Es war mir eine Freude, ihnen zuzuschauen: Willard war als Ehemann natürlich gehandikapt. Dass Artie im Grunde seines Herzens ein Spießer war, sah man an seinen roten Ohren.
    Captain Cleveland spazierte an uns vorbei, als hätte er uns noch nie gesehen. Er enterte die Treppe in den ersten Stock hinauf, unter dem Poncho eine Drillpistole.
    Ich scherzte mit einer Bordsteinbarbarin namens Barbie herum, doch ich hatte ihren Namen kaum gespeichert, als es über uns krachte und eine gewaltige Staubwolke die Treppe hinab wehte.
    Heiseres Geschrei. Der Wirt brüllte »Piraten!« Die Damen in den fadenscheinigen Fetzen suchten quietschend das Weite auf der Straße, wo schon der Mob zusammen lief. Von oben kam Lärm, und mir wurde klar, dass Cleveland es offenbar nicht nur mit dem Renegaten zu tun hatte, sondern auch mit Kozmik Kid und seinen Mannen.
    Ich schaute Willard an. Willard schaute mich an. Artie Crow fegte mit langen Sätzen die Treppe hinauf und feuerte Schüsse ab. Als die käsebleichen Gäste, die teils nackend, teils mit heruntergelassenen Hosen auf den Gang stürzten, seine Schusswaffe erblickten, wichen sie erst einmal zurück.
    Willard folgte Artie auf dem Fuße. Ich zögerte, denn ich war trotz meiner großen Klappe eigentlich nicht als Held auf die Welt gekommen. Da ich allerdings auch nicht allein in der Gaststube zurückbleiben wollte, lief ich hinter meinen Kameraden her.
    Im ersten Stock wurden wir von Armbrustbolzen empfangen.
    Einer nagelte meinen linken Ärmel an den Türrahmen. Der Schütze flog gleich darauf mit einem Loch in der Brust nach hinten. Artie Crow, der ihn erledigt hatte, pustete wie ein Cowboy aus einem alten Film in den Lauf seiner Kanone und zwinkerte mir zu.
    Ich riss meinen Arm vom Türrahmen los und schaute mich nach Captain Cleveland um, ohne ihn zu sehen. Vor uns sprangen drei Kerle – vermutlich Kids Bedienstete – hinter umgestürzten Tischen und Sesseln hervor. Zwei hechteten zu den Fenstern, schlugen sie ein und sprangen in die Tiefe.
    Der Dritte holte aus und schleuderte einen Dolch auf Willard, der sich aber ducken konnte. Wieder krachte Arties Drillpistole. Der Messerheld griff sich an den Hals und fiel tot um.
    Artie trat eine halb offene Tür auf und verschwand im Nebenraum. Willard Grover hockte inzwischen breitbeinig auf einem am Boden liegenden Barbaren und schlug ihm die Augen blau. Neben mir fuhr jemand in die Höhe, der zum meinen Entsetzen einen antiken Revolver in der Kralle hielt, dessen Lauf er mir in den Mund schob.
    In so einer Situation setzt es bei dir aus! Ich stand wie gelähmt da und hob die Hände. Meine Zähne bissen in den Lauf des Schießeisens, das eklig nach Metall schmeckte. Ich sah dem Burschen in die Augen. Er war etwa sechzehn und hatte mehr Angst wie ich. Dass Artie zwei Mann umgelegt hatte,

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