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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Visier. Er drückte ab, zog ihm aber nur einen zweiten Scheitel.
    Kid kreischte auf, ließ die Waffe aber nicht los. Ich lag auf dem Boden und riss an seiner Kanone. Kid klammerte sich wie ein Blöder an sie. Da trat Crow vor, richtete sein Schießeisen auf Kids Schläfe. Ich ließ Kids Kanone los und legte mich flach hin. Während sich Kids Kopf in seine Bestandteile auflöste, krümmte sich sein Zeigefinger und feuerte eine Salve durchs Treppenhaus.
    Fähnrich O’Hara schrie auf – wie ich später erfuhr, bekam er einen fünfzehn Zentimeter langen Holzspan vom Türrahmen in die linke Schulter –, dann sah ich, dass meine Kniescheibe davon spritzte, bevor die Beine des Toten erschlafften und Kid auf mich fiel.
    Als der Pulverdampf sich legte, lag Sergeant Rosalie Grover tot auf der Treppe.
    Ich nahm mir vor, dass ich angesichts von Typen wie Artie Crow eins nie wieder sein wollte: Mr. Nice Guy.
    Ach ja: Wenigstens hatte Crosseyed Kid tatsächlich geblufft.
    Es waren keine Kinder im Raum gewesen…
    ***
    Wen Arthur Crow nun auf dem Gewissen hatte und aus welchen Gründen – für Ayris Grover spielte es keine Rolle mehr.
    In dem Wissen, dass seine Taten die Mächtigen nicht scherten, solange er auch für sie die schmutzige Arbeit erledigte, hatte Jimmy Flannagan sich nach der schweren Schussverletzung in die Archivgrüfte versetzen lassen.
    Artie Crow hatte Karriere gemacht. Er hatte schnell einen Dienstgrad nach dem anderen durchlaufen, Konkurrenten überholt und war schließlich in die höchsten Ränge der Bunkerhierarchie aufgestiegen. Mit der Zeit hatte er sich die Hörner abgestoßen, hatte soldatische Tugenden zu seinem Credo erhoben und war in gewisser Weise in der Tat zu einem guten Soldaten geworden – sofern man einen Soldaten »gut« nennen wollte. Dies war vermutlich auch notwendig gewesen, um die höheren Weihen zu erhalten; niemand setzte einen unkontrollierbaren Schlagetot auf wirklich wichtige militärische Positionen.
    Auf Ayris hatte Arthur Crow jedenfalls als General und später als Präsident einen überaus integeren Eindruck gemacht.
    Bis zu jenem Gespräch mit dem angeblichen Colonel Mountbatton in einer Kaschemme von Waashton zumindest.
    Was war eigentlich aus Hymes’ Vorgänger und dessen Vorgängerin geworden, die Flannagan »Präsidentin« nannte?
    Seltsam; sie war erst vor zehn oder zwölf Jahren in den Ruhestand gegangen, doch Ayris kannte ihren Namen schon nicht mehr.
    »Sie sind aber heute schwer in Gedanken, Ma’am«, sagte Sergeant Paddy, als er mit einem dampfenden Muntermacher in ihr Büro kam.
    Ayris sah zu ihm hoch. »Ein Todesfall«, sagte sie.
    »Oh, das tut mir Leid. Familie?«, fragte Paddy.
    »Ein Freund meiner Eltern. Captain Flannagan.« Ayris seufzte. »Kannten Sie ihn?«
    »Ah!« Paddy nickte. »Der alte Kauz aus dem Archiv!« Er nickte. »Ja, ja. Ein sympathischer Bursche. Ein bisschen schwatzhaft vielleicht, ein bisschen finster und in seiner Weltsicht zu fatalistisch eingestellt… Ich hab oft im Archiv zu tun. Er hat mir hin und wieder komische Geschichten über Typen aus der Steinzeit erzählt: George Bush, Jim Trash, Richard Nixon, Hiram Holiday, Ronald Reagan, Jiminy Cricket. Hab nie gewusst, welcher von denen wirklich gelebt hat. Hatte ‘ne ganz schön Phantasie, der alte Mann. Hatte vermutlich auch einen an der Waffel.«
    »Er war früher bei den Winterkriegern«, sagte Ayris, als erkläre dies alles.
    »Oh!« Sergeant Paddy, den Türknauf in der Hand, stutzte.
    »Mein Onkel Raymond auch!«
    Ja, Onkel Raymond. Colonel O’Hara. Ayris dachte an den sympathischen alten Burschen mit dem weißen Haar, dem sie es verdankte, dass sie nun im Büro eines Hochverräters saß.
    Falls es jemanden gab, der eine Persönlichkeit wie Crow ausschalten konnte, musste er ganz oben auf der Leiter stehen – etwa Chef des Nationalen Sicherheitsrates sein.
    Hatte Colonel O’Hara nicht angedeutet, dass er sauer war, weil Crow niemanden aus der Bunkerbürokratie in seine Planung einweihte? War der Colonel nicht ein potenzieller Verbündeter bei der Entlarvung des Mannes, der mit dem Feind paktierte?
    »Wie ich von meinem Assistenten Paddy hörte«, sagte Ayris vor Beginn der Zehn-Uhr-Konferenz im Korridor zu Colonel O’Hara, »haben auch Sie früher bei den… Sie wissen schon… gedient.«
    »Oh, ja, gewiss.« O’Hara nickte. »Ich hab als Fähnrich da angefangen. Das waren wüste Zeiten. Was wir getan haben, war eigentlich nichts, womit man sich brüstet. Aber wir waren

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