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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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jung. Wir waren erst ein paar Jahre zuvor an die Oberwelt zurückgekehrt. Der grenzenlose Horizont, die Witterung… alles war unglaublich neu für uns… Es war – gerade in der Anfangsphase – sehr abenteuerlich… Manchmal denke ich gern daran zurück.«
    »Ich bin bestens informiert.« Ayris zwinkerte ihm zu. »Bis vor kurzem gehörte ich selbst zu dem Verein, und Captain Flannagan hat mir so manche Räuberpistole aus vergangenen Zeiten anvertraut… Vielleicht setzen wir uns ja mal zusammen und ich erzähle Ihnen davon…«
    Die Andeutung wirkte, trotz der schlagkräftigen Stabsärztin, die seine Gefährtin war. In der Mittagspause nahm Colonel O’Hara an dem Tisch Platz, an dem Ayris mit seinem Neffen und Major Rothaar saß.
    Nachdem Paddy und Major Rothaar gegangen waren, sprach O’Hara das Thema Winterkrieger von sich aus an.
    »Wir kamen uns damals vor wie Eroberer einer neuen Welt… Es war alles so fremd… Die primitiven Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen in die vom Eis befreite Stadt strömten… Sie hatten merkwürdige Vorstellungen, glaubten an Dämonen, die unter der Erde leben, und an verrückte Gottheiten… Und dann die Bauwerke, die wir erforschten… geborstene Kuppeln, Wolkenkratzer… Damals wurden die ersten Expeditionen ausgeschickt, die erforschen sollten, ob außer uns noch andere Zivilisationen überlebt hatten… Sie waren nicht sehr erfolgreich. Jedenfalls nicht in unserer unmittelbaren Umgebung…«
    Ayris fachsimpelte mit ihm über die Anfangsjahre der Winterkrieger, doch kaum hatte sich das Thema dem jungen Captain Crow zugewandt, als die ISS wieder eine günstige Position einnahm und sie das Gespräch abbrechen mussten.
    »Reden wir doch heute Abend weiter«, schlug O’Hara vor und legte seine rechte Hand auf Ayris’ linke. »Ich habe einen nicht amtlichen Termin an der Oberwelt. Vielleicht schließen sie sich mir an?«
    ***
    Captain Ayris Grover hatte das Rathaus schon oft von außen gesehen: eine Festung mitten in der Stadt. Ein klotziges sechsstöckiges Bauwerk aus der Epoche vor der Eiszeit. Früher hatte es das Schatzamt beherbergt.
    Die Menschen von heute wusste nicht mehr, was ein Schatzamt war. Das Wort Schatz hatte seine Bedeutung freilich nicht verloren, obwohl man sich darunter etwas anderes vorstellte. Laut den Historiendateien waren die Forscher nach dem Abtauen des Eises irgendwann auch ins Schatzamt gelangt: Die riesigen Geldscheinberge, die in den zahlreichen Kelleretagen langsam auftauten, hätten sich vorzüglich zum Feuermachen geeignet.
    Inzwischen hatte der Bürgermeister von Waashton das Gebäude in Besitz genommen – nicht wegen seiner Schönheit, sondern weil es aus solidem Stein gefertigt und leichter zu verteidigen war als ein Holzbau – vorausgesetzt, die Kräfte, die es belagerten, verfügten nicht über Granatwerfer.
    Von den Herren, die sich heute Abend in dem gigantischen Marmorsaal ein Stelldichein gaben, konnte man es kaum vermuten. Dennoch: Je länger Ayris sich umsah, umso mehr neigte sie zu der Annahme, dass die Menschen, die sich hier versammelt hatten, um des Bürgermeisters 65. Wiegenfest zu feiern, aus Kreisen domestizierter Banditen stammten. In jeder irgendwie strukturierten Gesellschaft, so hatte sie während der Ausbildung gelernt, konnte man den Stand der Korruption an den Wänsten der herrschenden Klasse ablesen.
    Der Fettsack war heute der Feisteste unter dem Sternenhimmel, und es war zu befürchten, dass er es auch morgen noch sein würde.
    Der Saal wimmelte von gut genährten Menschen. Sie plünderten das üppige Büffet, plauderten miteinander oder lauschten einer Gesangsgruppe, die, obwohl aus fünf Köpfen bestehend, nicht mal zweistimmig singen konnte.
    Ayris zählte ein Drittel der Gäste, kam bis siebzig und hörte auf. Colonel O’Hara führte sie herum. Sie lernte junge Oberwelt-Macher kennen (alte Macher hielten sich hier nicht lange), die furchtbar klug über die Expansion schwadronierten, die natürlich »von Waashton ausgehen müsse«, und die sie mit dreisten Blicken auszogen.
    Sie schrak zusammen, als sie auch den Daa’muren Mountbatton in der Menge erkannte. An seinem Arm hing eine junge Frau, die Ayris schon in der Kaschemme gesehen hatte.
    Sie hielten langstielige Gläser in den Händen und prosteten seltsam teilnahmslos den anderen zu.
    Bei Licht besehen war die Begleiterin des Colonels nicht die Einzige, die heute Abend in diesem Saal wie eine Untote aussah.
    »Hübsch hässlich, die neue

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