Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte ihren Körper gegen den des Mannes gelehnt und weinte.
    Als ich gesehen wurde, zuckte der Mann zusammen. Angst stahl sich in sein Gesicht. Der Ausdruck war sehr bald wieder verschwunden, als er meinen Ausweis sah und ich noch einige begleitenden Worte dazu gesagt hatte.
    »Wieso sind Sie hier?«
    »Es geht auch um Sie und die Fotografie.«
    Jetzt ging ihm ein Licht auf. »Dann hat Al McCormicks Freund reagiert?«
    »Das hat er.«
    Er zeigte sich erleichtert. Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an, denn er wies auf die noch immer vor sich hin weinende Frau.
    »Sie hat ihr Kind verloren, Mr. Sinclair. Die Trolle haben es geholt…«
    ***
    Justine Cavallo war weiterhin als Wächterin vor der Tür geblieben.
    Ich war mit dem Mann und der Frau in das Wohnzimmer gegangen, das im Erdgeschoss lag. Die Frau hieß Judith Hill, ihr verschwundener Sohn hörte auf den Namen Timmy. Das hatte ich von Peter Login erfahren. Er hatte etwas zu trinken besorgt. Judith musste ihr Glas mit beiden Händen festhalten. Sie zitterte auch jetzt noch, manchmal sogar so stark, dass Wasser überschwappte und ihre Hände nässte.
    Peter Login zeigte sich zwar auch mitgenommen, aber er konnte sprechen. Dabei schaute er nicht mich an, sondern starrte auf den bunten Flickenteppich auf dem Boden.
    So etwas hatte auch er noch nicht erlebt. »Als hätte das Schicksal seinen großen Hammer hervorgeholt«, flüsterte er, »um richtig damit zuzuschlagen. Genau zum richtigen Zeitpunkt.«
    Ich wusste, was er damit meinte. »Sie haben Mrs. Hill herbestellt?«
    »Nein, sie wollte eines meiner Bilder kaufen. Es hat sich in der Gegend herumgesprochen, dass ich male. Mrs. Hill hatte sich telefonisch angemeldet. Ich habe sie also erwartet. Aber ich wusste nicht, dass sie mit ihrem Kind kommen würde.« Er schüttelte den Kopf.
    »Hätte ich es gewusst, dann hätte ich sie gewarnt. So aber war nichts zu machen. Und ich konnte ihr beim besten Willen nicht zur Seite stehen.« Er zog die Nase hoch. »Ja, das ist die ganze Geschichte.«
    »Und Sie haben auch gesehen, wer das Kind holte?«
    »Klar, die Trolle.« Er lachte bitter. »Die meisten Menschen wollen mir ja nicht glauben, dass es sie gibt. Aber ich weiß es besser, Mr. Sinclair. Ich habe sie gemalt, und sie entsprangen nicht meiner Fantasie, das kann ich beschwören. Den Beweis haben wir ja leider bekommen.« Er nickte vor sich hin.
    »Den Trollen geht es also um die Kinder.«
    Peter Login hob den Kopf an. Er schaute an mir vorbei durch die Scheibe in den wilden Garten hinein. Bei seiner Antwort senkte er die Stimme, damit Judith Hill ihn nicht hörte.
    »Ja, Kinder sind ihnen wichtig.«
    »Was haben sie mit ihnen vor?«
    Er hob die Schultern an und sagte unter einem leisen Stöhnen:
    »Kennen Sie die alten Geschichten denn nicht, die wirklich mehr sind als nur Geschichten und Legenden?«
    »Sagen wir mal so: Ich habe schon von ihnen gehört, aber nicht alles für bare Münze genommen.«
    »Sehen Sie. Selbst hier habe ich Probleme, die Wahrheit zu verkünden. Das ist nun mal so.«
    »Ich denke aber nicht, dass die Kinder von den Trollen getötet werden – oder?«
    »Doch und nein zugleich.«
    »Ist das nicht ein Widerspruch?«
    »Ja, schon. Sie wollen ja etwas von ihnen.«
    »Und das wäre?«
    »Ihre Seelen. Die Trolle schöpfen ihre Kraft aus der Reinheit der Kinderseelen. Wenn sie das geschafft haben, sind die Kinder für sie wertlos geworden. Das hat man hier erlebt. Nicht nur in der Gegenwart wie jetzt wir, sondern auch in der Vergangenheit. Da sind dann die Leichen der Kinder wieder zum Vorschein gekommen.« Er lachte auf und schüttelte den Kopf. »Das muss man sich mal vorstellen. Sehr alte Leichen, aber durch das Moor noch gut erhalten. Mehr kann ich auch nicht sagen. Sie sind namenlos. Niemand weiß mehr, wann sie im Sumpf versenkt wurden, aber das ist alles zweitrangig, denke ich. Wichtig ist, dass sie weitermachen und wohl niemand sie stoppen kann, Mr. Sinclair.«
    Ich nahm dies nicht als einen Vorwurf hin. Wir hatten alles versucht. Nur waren wir leider zu spät gekommen und hatten Timmy nicht mehr retten können.
    »Wir müssen den Jungen finden. Und ich denke, dass Sie mir dabei helfen können, Mr. Login.«
    »Wieso ich?«
    »Sie kennen sich aus.«
    »Ja, in der Theorie.« Er strich über seinen gekrümmten Nasenrücken. »Das ist alles nicht so leicht, wie Sie sich das vielleicht vorstellen, Mr. Sinclair.«
    »Erzählen Sie.«
    »Wie schätzen Sie die Trolle ein?«
    »Als sehr

Weitere Kostenlose Bücher