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1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wehrt sich noch immer. Er will weg. Er will Blut oder was auch immer.« Sie lachte und schleuderte ihn herum wie ein Spielzeug. »Aber er ist kein Vampir, verdammt. Er gehört nicht zu uns. Der gehört nicht mal in diese Welt.«
    Ich schaute wieder auf ihn, weil Justine ihn nicht mehr schüttelte.
    Aber er schrie nicht mehr. Er jammerte, denn auch einer wie er schien Schmerzen zu verspüren. Hin und wieder stieß er auch ein Jaulen aus, wuchtete sich herum, wollte trotz allem nicht aufgeben, aber da war er bei uns an der falschen Adresse. Eine Frau wie Justine Cavallo kannte kein Pardon.
    »Du weißt auch nicht Bescheid, John, oder?«
    »Nein.«
    »Was machen wir mit ihm?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Verständigen können wir uns wohl nicht mit ihm.«
    »Genau das ist das Problem, John.« Sie schüttelte ihn noch mal durch. »Wir werden kaum eine Chance haben, dass er uns zu den anderen führt. Sie sind verschwunden, und ich denke nicht, dass wir sie so schnell wiedersehen werden.«
    Ich wollte etwas sagen, aber sie kam mir zuvor. Nur redete sie nicht, sie handelte auf ihre Art. Einen Schritt ging sie zurück. Dabei änderte sie ihre Griffe und packte den Troll an den kurzen Armen.
    Es war nicht nur eine Geste, dahinter steckte schon mehr, denn der plötzliche Ruck sorgte dafür, dass der Troll getötet wurde. Und er starb einen hässlichen Tod, denn die Blutsaugerin erwies sich in diesem Moment als eine wahre blonde Bestie.
    Sie riss den Troll in der Mitte entzwei, als wäre der nur ein Stück Karton!
    Ich wurde aus nächster Nähe Zeuge des Vorfalls und bekam den Mund kaum zu. Es war ein zu schreckliches Bild, wie aus dem Körper zwei Hälften wurden. Eine dicke grüne Flüssigkeit tropfte auf den Boden. Der Kopf blieb noch ganz, denn der Riss hörte unter dem Kinn auf. Ich sah, dass sich die Augen des Trolls bewegten. Sie zuckten und rollten zugleich, sein Maul stand offen, und wir hörten so etwas wie gurgelnde Laute aus der Kehle steigen.
    »Na, ist das was?« fragte die Cavallo.
    Ich schaute auf das zappelnde Bündel. Ein normales Lebewesen, ob Tier oder Mensch, wäre längst tot gewesen. Nicht so dieser Troll.
    Und dass dies so war, dafür gab es nur eine Erklärung: Er war mit einem normalen Lebewesen nicht zu vergleichen. In ihm steckte eine magische Kraft, die nur aus einer anderen Welt stammen konnte.
    Aibon?
    Ich musste damit rechnen.
    Es war scheußlich, den zerrissenen Troll so vor sich zu sehen. Ich hob meine Beretta an, zielte auf seine Stirn und drückte ab.
    Die Kugel jagte in den Kopf. Sie zerschmetterte ihn.
    »Das war es, John«, sagte Justine.
    »Ja.«
    »Und jetzt können wir wieder von vorn anfangen.« Sie nickte zum Haus hin. »Ich hole mir noch das Gewehr. Geh du schon mal zum Haus hinüber.« Sie wandte sich ab, war mit ein paar Schritten an der Stelle, wo sie das Gewehr fallen gelassen hatte, hob es auf und schulterte es, sodass die Mündung zum Himmel wies.
    Ich dachte darüber nach, dass die Trolle eigentlich nicht wegen uns gekommen waren. Ihr Erscheinen musste etwas mit dem zu tun haben, was sich im Haus abspielte.
    Ein gutes Gefühl hatte ich nicht. Mit jedem Schritt nahm der Druck im Magen zu. Als ich in die Nähe der Tür kam, hörte ich das Weinen, das immer wieder von einer verzweifelten Frauenstimme unterbrochen wurde.
    Ich wartete auf die Cavallo und schaute sie dann an.
    Sie verstand meinen Blick und duckte sich. Dann lächelte sie.
    »Okay, ich weiß, was du willst. Du möchtest den Job allein durchziehen. Kannst du. Ich warte hier an der Tür. Einer muss ja Wache halten.«
    »Danke.«
    Justine ließ das Gewehr wieder sinken und betrachtete es lächelnd.
    »Ich könnte mich sogar daran gewöhnen«, erklärte sie.
    »Das passt nicht zu dir.«
    »Trotzdem.«
    Ich ließ sie stehen und zog die Tür behutsam weiter auf, um einen Blick in das Haus werfen zu können.
    Es war recht schwierig, denn hinter der Tür stand ein Gegenstand, der erst einem Druck wich. Ich erkannte eine leere Kinderkarre, und mir schoss die Röte ins Gesicht.
    Trolle und Kinder!
    Ein schreckliche Verbindung. Während ich noch darüber nachdachte, öffnete ich den Spalt so weit, dass ich in das Haus eintreten konnte. Es war nicht eben strahlend hell in dem kleinen Flur, aber als ich zur Treppe schaute, sah ich dort zwei Menschen sitzen.
    Einen nicht zu alten Mann mit trotzdem grauen langen Haaren, die er im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Neben ihm saß eine blonde Frau. Sie

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