Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
irgendwelchen Hinweisen Ausschau halten.
    Der Boden um den Tümpel herum war weich. Die Füße drückten sich schnell in die dunkle Masse ein, und so schaute sie genauer hin, denn auch die Trolle hätten durchaus Spuren hinterlassen müssen.
    Genau das traf zu!
    Justine zuckte zusammen, als sie die Abdrücke am Rand des Tümpels sah. Und sie erkannte auch, wohin sie zeigten. Und zwar zum Schlammwasser hin. Es sah so aus, als wenn die teuflischen Wichte in das brackige Sumpfwasser gestiegen wären, um dort zu verschwinden. Zusammen mit ihrer letzten Beute.
    Das Kind würde keine Chance mehr haben. In späteren Jahren würde man es finden, vorausgesetzt der Sumpf war so gnädig, den Leichnam wieder freizugeben.
    Sie setzte ihren Weg um den Tümpel fort. Das Gewehr lag locker in ihrer Armbeuge. Furcht hatte sie nicht, denn sie vertraute auf ihre Kräfte und würde auch mit einem halben Dutzend Trollen fertig werden.
    Plötzlich erstarrte die Vampirin!
    Ewas hatte sie gestört. In ihrer Nähe war das Knacken aufgeklungen, aber auch über ihrem Kopf.
    Sie schaute hoch und drehte sich dabei im Kreis.
    Der Troll fiel aus dem Baum auf sie nieder. Er sah mit seinen abgewinkelten Armen und Beinen aus wie ein übergroßer Frosch, der sein Maul weit aufgerissen hatte.
    Justine sprang nicht zur Seite. Sie blieb eiskalt stehen, fixierte den Troll für einen winzigen Augenblick und riss dann das Gewehr in die Höhe.
    Sie schoss nicht, denn sie hatte etwas anderes vor. Der Troll, den sie normalerweise erwischt hätte, prallte mit seinem breiten Körper genau auf die Gewehrmündung. Von dort prallte er ab und landete auf dem Boden.
    Bevor er sich erheben konnte, drückte die blonde Bestie ihren rechten Fuß auf den Körper. Der Druck war so stark, dass der Troll in die Erde gepresst wurde. Da er auf dem Rücken lag, schaute Justine in die hässliche Fratze mit dem weit geöffneten Maul, in dem die Zähne blitzten.
    Sie sah auch das Grün der Augen, das selbst in dieser Dunkelheit funkelte, und jetzt grinste sie auch.
    »Wo versteckt ihr euch?« flüsterte sie. »Los, gib Antwort! Oder kannst du nicht reden?«
    Der Troll krächzte, keuchte und versuchte, dem Druck des Fußes zu entkommen. Er schlug um sich, aber er schaffte es nicht, sich durch diese Bewegungen zu befreien, denn Justine Cavallo kannte kein Pardon.
    Schließlich musste sie einsehen, dass mit dem Troll keine Kommunikation möglich war. Sie hob den rechten Fuß an und trat zu.
    Der Troll rutschte über den glatten Boden am Rand des Teichs und platschte hinein. Justine reichte das nicht. Sie wollte ihn zur Hölle schicken, hob das Gewehr, legte schon an – und erlebte etwas Ungewöhnliches.
    Die Oberfläche des Tümpels veränderte sich. Von einem Moment zum anderen verschwand das Braun des Sumpfes. Es verwandelte sich in eine grüne Farbe, und dann war kein Wasser mehr zu sehen.
    Aus großen Augen schaute die Cavallo durch ein rundes Fenster hinein in den Boden…
    ***
    Ja, es gab durchaus Augenblicke, da war auch eine Blutsaugerin sprachlos.
    Genau das erlebte Justine Cavallo hier. Sie hatte nicht die geringste Erklärung dafür, dass sich der Tümpel so verändert hatte. Da war nichts mehr von dem mit braunem Wasser bedeckten Sumpfloch zu sehen. Jetzt befand sich dort die grünliche Glasmasse, die den Blick in tiefere Regionen freigab.
    Justine Cavallo konnte es nicht fassen. Sie drückte beide Füße so fest wie möglich in den weichen Boden, starrte in den Tümpel und entdeckte inmitten der grünen Fläche den Troll, der langsam tiefer sank.
    Er schwebte dort, als würde er von unsichtbaren Engelsschwingen getragen.
    Wie war das möglich?
    Der Mund der Blutsaugerin verzerrte sich. Es gab einen Anfang dicht vor ihr, und es gab auch ein Ende. Aber sie wusste nicht, wo es lag. Irgendwo in einer geheimnisvollen dunklen Tiefe, wo sich das Grün verlor und eine Schwärze begann, die mit der Finsternis der Hölle zu vergleichen war.
    Je länger sie auf die Oberfläche schaute, umso mehr war für sie zu sehen. Es gab die Umrisse, die Schatten, die auch verschiedene Formen hatten, nur war nicht zu erkennen, wer sie warf. Und sie sah nur den einen Troll, der in das andere Reich hinein sank. Die anderen waren verschwunden und auch das Kind bekam sie nicht mehr zu Gesicht.
    Sie war Zeugin und sah noch etwas, das sie durcheinander brachte. Das Tor schloss sich wieder. Von woher die grüne Masse kam – wahrscheinlich von allen Seiten – war nicht zu sehen. Sie drängte sich

Weitere Kostenlose Bücher