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1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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finden?
    Im Endeffekt schon. Aber es ging ihr auch um die Trolle, die sie als Feinde ansah. Konkurrenten im eigentlichen Sinne des Wortes waren sie nicht. Aber es gab etwas anderes, was mir Sorgen bereitete.
    In dieser Gegend kannten sich die Trolle aus. Der Wald hinter dem Haus war zwar kein Dschungel, aber an bestimmten Stellen sicherlich verdammt dicht, und er war meiner Ansicht nach nicht nur das Versteck der Trolle, sondern auch der Weg in das Paradies der Druiden. Nicht der gesamte Wald, doch in ihm würde es bestimmt eine Stelle geben, an der die Grenzen fließend waren.
    Den zu finden war schwer. Nur blieb mir keine andere Möglichkeit. Ich glaubte nämlich nicht daran, dass die Trolle mit ihrer Beute in den Ort geflohen waren. Vielleicht hatten sie Aibon schon erreicht oder hockten noch mit ihrer Beute unter irgendeinem Baum, um sich am Blut des Kindes zu ergötzen.
    Bei diesem Gedanken brach mir der Schweiß aus. Es stand für mich fest, dass ich in den Wald musste.
    Hinter mir wurde die Tür geöffnet. Ich drehte mich um und sah Peter Login, der sich über die Schwelle schob. Mit einem Flackerblick schaute er mir ins Gesicht. Seine Haut war bleich geworden.
    Schweißperlen verteilten sich auf ihr.
    »Haben Sie was herausgefunden?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er wollte es nicht glauben und fragte weiter: »Keine einzige Spur, Mr. Sinclair?«
    »So ist es.«
    Login schloss die Augen. Er ließ sich zurückfallen und fand an der Hauswand Halt. »Verdammt«, flüsterte er, »was soll ich denn jetzt der Mutter sagen?«
    »Gar nichts!« erwiderte ich gepresst. »Wenn Sie gefragt werden, sagen Sie ihr einfach, dass ich unterwegs bin, um ihren Sohn zu finden.«
    »Aber das sind Sie nicht.«
    »Ich werde es bald sein.« Mit der rechten Hand deutete ich zum Wald hin. »Ich denke mal, dass sich die beiden dort verborgen halten. Ein besseres Versteck kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ja, das schon. Nur werden sie ihn…«, er schluckte. »Verdammt, Sie wissen schon, was ich meine. Trolle sind nicht niedlich. Sie sind böse, grausam und mordlüstern. Und sie wollen Kinder. Den Beweis haben wir ja. Der Sumpf hat einige dieser Leichen freigegeben.«
    »Aber der Sumpf befindet sich nicht im Wald – oder?«
    »Nein.« Er kam mir entgegen, um mir etwas zu zeigen. An der rechten Hausseite wies er vorbei. »Wenn Sie in diese Richtung laufen, landen Sie irgendwann im Sumpf.«
    »Danke.«
    »Für einen, der ihn nicht kennt, ist er lebensgefährlich, Mr. Sinclair. Ich kann mir schon vorstellen, dass der Troll mit seiner Beute in der Sumpfgegend verschwunden ist. Da sind sie sicher, und da kennen sie sich verdammt gut aus.«
    Den Jungen dort suchen zu müssen war natürlich fatal. Besonders für jemanden, der sich dort nicht auskannte. Wenn ich dort hineinstolperte, begab ich mich in große Lebensgefahr.
    Was tun?
    Der Maler sah meinen Blick auf sich gerichtet. Er machte sich seine Gedanken, und bereits an seiner abwehrenden Haltung erkannte ich, dass er mir kaum helfen konnte oder wollte.
    »Bitte, Mr. Sinclair, wenn Sie wollen, dass ich mit Ihnen in den Sumpf gehe, muss ich Sie enttäuschen. Das kann ich nicht. Ich war dort so gut wie nie. Und es gibt nicht viele Menschen, die sich in diese Gegend wagen.«
    »Es ist mir schon klar. Dann werde ich wohl allein…«
    Etwas passierte, das mir im wahrsten Sinne des Wortes die Stimme verschlug.
    Der Knall eines Schusses!
    Wir hörten ihn beide. Wir vernahmen auch das Echo, das uns entgegenschmetterte, und zugleich sprachen wir unsere Gedanken aus.
    »Das war im Wald, Mr. Sinclair!«
    »Genau. Und das Gewehr kenne ich auch!«
    Nun wusste ich, wohin ich mich zu begeben hatte, und einen zweiten Schuss wartete ich gar nicht erst ab…
    ***
    War der Schlamm gierig oder das Loch?
    Justine Cavallo hätte beinahe über den Vergleich gelacht, der ihr durch den Kopf geschossen war, doch danach war ihr nicht zumute.
    Sie musste tatsächlich erkennen, dass es auch für sie Grenzen gab und dass sie trotz ihrer mehr als übergroßen Kräfte nicht von allein aus dem Sumpfloch herauskam. Wenn sie sich bewegte, sackte sie noch schneller ein. Das Zeug war zäh, es klebte an ihrem Körper. Es ließ keine Bewegungen zu, die ihr eine Befreiung gebracht hätten.
    Sie fluchte vor sich hin.
    Immer wieder drückte sie sich nach vorn, dem Rand des Sumpflochs entgegen. Ein Erfolg war ihr nicht beschieden. Dafür hörte sie immer deutlicher das Schmatzen und Gurgeln in ihrer unmittelbaren Nähe, als würde

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