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1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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heran, sie tötete das durchsichtige Grün ab und breitete sich aus wie eine gewaltige Welle, die lautlos überschwappte.
    Wasser gluckerte.
    Oder nicht?
    Die Cavallo war sich nicht mehr sicher. Zwar stand sie noch mit beiden Beinen auf dem feuchten Boden, aber sie hatte trotzdem den Eindruck, ihn unter den Füßen verloren zu haben, denn sie hatte absolut keine Erklärung für das Geschehen, das sich vor ihren Augen abgespielt hatte.
    War der Troll, den sie geschnappt hatte, der einzige außerhalb des kleinen Tümpels gewesen?
    Diese Frage brannte ihr auf den Nägeln. Wenn sie sich umschaute, sah sie nichts, und dann kehrten ihre Gedanken wieder zu diesem Tümpel zurück.
    Da hatte sich für sie eine Chance eröffnet!
    Justine Cavallo gehörte zu den Kreaturen, die voll und ganz auf sich selbst vertrauten. Hilfe von anderen verschmähte sie.
    Außerdem konnte sie es nicht verkraften, dass man sie an der Nase herumführen wollte. Justine war immer diejenige gewesen, die gewisse Dinge vorgab, und das sollte auch so bleiben.
    Deshalb stand ihr Entschluss fest.
    Sie wollte diesem Troll folgen und sich in die Höhle des Löwen begeben. Jetzt war es von Vorteil für sie, dass sie nur äußerlich wie ein Mensch aussah, innerlich sah es anders aus. Sie brauchte nicht zu atmen, denn als Blutsaugerin lebte sie nicht, sondern existierte nur.
    Genau auf diese Tatsache setzte sie, als sie den Schritt nach vorn ging und mit dem rechten Fuß gegen die Wasserfläche tippte.
    Sie hörte das Platschen. Einige Tropfen flogen wie kleine Perlen in die Höhe, und erst als das Wasser ihren Knöchel erreichte, spürte sie den Widerstand.
    Weich, nachgiebig. Das Gegenteil von dem, was man als fest ansehen konnte.
    Schlamm, Sumpf – eine Mischung aus Schmutz, Erde und alten Pflanzen. Eben Morast.
    Der eine Fuß reichte ihr nicht. Der Test ebenfalls nicht. Wenn, dann wollte sie alles wagen.
    Und das probierte sie. Wie andere Menschen in ihre Badewanne steigen, so stieg sie in den Tümpel hinein und wartete darauf, das Gleiche zu erleben wie der Troll. Sie hoffte, dass die grüne Farbe bald erscheinen würde, um sie in die andere Welt zu ziehen, nur trat das nicht ein. Sie erlebte den Sumpf so, wie er immer war.
    Justine erschrak nicht. Es irritierte sie nur, dass sie reagierte wie ein normaler Mensch.
    Sie sackte ein.
    Und sie sackte tiefer.
    Recht schnell sogar, und ihr kam der Gedanke, dass auf diese Weise schon zahlreiche Menschen ums Leben gekommen waren. Nur war sie kein Mensch, sondern ein Vampir. Sie würde nicht ersticken, aber sie würde verschwinden, wenn es ihr nicht gelang, sich aus dieser zähen Masse zu befreien.
    Sie dachte an ihre Kräfte. Das würde sie schon schaffen. Das Gewehr hielt sie noch in der Hand und auch über Wasser, doch zu einer ersten Befreiungsaktion kam es nicht, denn plötzlich sah sie wieder etwas von oben nach unten fallen.
    Es landete mit einem klatschenden Geräusch neben dem Tümpelrand auf dem Boden.
    Ein zweiter Troll.
    Und der grinste sie an wie ein hungriges Raubtier…
    ***
    Die blonde Bestie verfiel nicht so schnell in Panik. Auch in ihrer nicht eben beneidenswerten Lage blieb sie cool.
    Der Troll starrte sie aus seinen bösen Augen an. Ein dämonisches Leuchten strahlte aus den grünen Pupillen, die zudem schillerten, als bestünden sie aus zahlreichen Facetten. Und als der Troll sein Maul weit aufriss, da hörte Justine ein wildes Fauchen.
    Sie blieb trotzdem gelassen und konzentrierte sich nicht auf diesen einen Troll. Ihr schossen Vermutungen durch den Kopf, dass sich der eine oder andere noch in der Nähe versteckt hielt und sie es später mit einer ganzen Bande zu tun bekommen würde. Das konnte ihr nicht gefallen, auch weil sie zusätzlich das Problem hatte, immer mehr in dieses verdammte Sumpfloch einzusinken.
    Da war nichts mehr von der gläsernen Welt vorhanden. Der kleine Tümpel hatte sich als mörderische Falle erwiesen. Das Wasser auf der Oberfläche war zwar vorhanden gewesen, letztendlich war es nur eine Täuschung gewesen.
    Justine warf einen kurzen Blick an sich hinab. Bis zu den Hüften steckte sie in der Masse, die immer mehr an ihrem Unterkörper zog, denn da lauerte die Tiefe.
    Der Troll hatte seinen Spaß. Er zeigte es durch Gesten, die sich einzig und allein auf sein Maul beschränkten, das er ständig veränderte.
    Das passte Justine nicht. Sie dachte an ihre eigene Befreiung. Lange durfte sie damit nicht mehr warten, und wahrscheinlich war der Troll erschienen, um zu

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