1461 - Katakomben des Wahnsinns
Bauchgefühl.«
»Gut, dann horche mal weiter.«
»Wir sehen uns.«
Nachdenklich ging ich zum Rover, stieg ein und winkte meinem Freund zu, der vor der Haustür stand. Was mit einem von meiner Seite aus sehr widerwilligen Besuch in einer Zelle begonnen hatte, nahm für mich allmählich Konturen an, und Bills Vergleich mit dem Wespennest konnte ich nur zustimmen…
***
Nicht nur in der Schreinerei roch es nach Holz, sondern auch in der Wohnung der Dukes.
Betty und Alan Duke saßen am Tisch und nahmen ein Abendessen zu sich. Es gab Heringe nach nordischer Art, denn beide mochten den leicht süßlichen Geschmack.
Beide waren über fünfzehn Jahre miteinander verheiratet und hatten sich damit abgefunden, kinderlos zu sein, bis dann vor einem Jahr der kleine Paul gekommen war, und besonders Alan hatte sich über diesen Glückstreffer gefreut, war er doch immer darauf erpicht gewesen, einen Nachwuchs für seine Firma zu bekommen.
Er war fast 50, seine Frau knapp zehn Jahre jünger. Für Betty war es vom Alter her die letzte Chance gewesen, ein Kind zu gebären.
Die große Frustzeit war für sie vorbei, jetzt hatte sie eine tolle Aufgabe, und die Stunden im Büro mussten dann auf den Abend verlagert werden.
»Wie sieht dein Abend aus?« fragte Alan.
Betty schaute auf die Lampe über dem Tisch, die sie mit einem bunten Stoff bezogen hatte. »Ich muss noch mal kurz ins Büro. Das heißt, ich kann die Unterlagen auch hier im Haus durchsehen, bevor sie der Steuerberater bekommt. Da bin ich in der Nähe des Kleinen.«
»Das ist gut.«
Betty begriff die Antwort sehr schnell. »Soll das heißen, dass du noch mal weg musst?«
»Ja, in die Werkstatt.«
»Und?«
Duke hob die Schultern. »Mir hat der letzte Sarg nicht so gefallen. Ich muss noch etwas daran herumhobeln, bevor ich ihn dann lackieren lasse. Er ist nicht eben billig.«
Sie winkte ab. »Die Hendersons haben Geld genug. Mach dir dar über keine Gedanken.«
»Das sowieso nicht.«
»Und die Zeitung von heute hast du auch gelesen, oder?«
Alan schüttelte den Kopf. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
»Weil da etwas von dem Verschwinden dieser Leiche steht. Das Motorrad ist als Klumpen Blech gefunden worden, aber der Fahrer ist nirgendwo aufzutreiben.«
Duke nickte.
»Mal wieder«, flüsterte seine Frau. »Der ist doch nicht der Erste, und die anderen Verschwundenen sind auch nicht wieder aufgetaucht. Irgendwie ist mit das schon unheimlich.«
»Da kann man nichts machen.«
»Mehr sagst du nicht?«
Alan schaute in die leere Schale, in der noch ein Fisch in der Sahnesoße schwamm. »Was willst du denn hören?«
»Ich weiß nicht. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du mehr weißt.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht Intuition. Außerdem bist du in der letzten Zeit recht schweigsam. Das kenne ich sonst nicht an dir.«
»Kann sein, dass ich müde bin.«
»Wie kommt das denn?«
»Kann am Wetter liegen. Und man wird schließlich nicht jünger.«
»Stimmt.«
»Aber dafür bist du eine junge Mutter.«
Betty lachte. Sie strich dabei eine Strähne ihres halblang wachsenden Haares zurück. Die dunkle Fülle war bereits von vielen grauen Strähnen durchzogen, und sie dachte schon seit einigen Wochen über eine Färbung nach.
Ihr Mann stand auf. Er griff nach seiner Jacke, die an der Stuhllehne hing. »Ich gehe dann.«
»Gut. Eine Stunde?«
»Ja, damit komme ich aus.«
»Viel Spaß.«
Er winkte ab. »Den hat man bei der Herstellung von Särgen eigentlich nie. Egal, Job ist Job.«
Das kleine Wohnhaus lag zwar auf dem gleichen Gelände wie die Schreinerei, aber beide Häuser waren voneinander getrennt. Zudem war das Gebäude recht lang. Es hatte ein stumpfwinkliges Dach und mehrere Fenster. Neben dem Haus lagerte Holz in Stapeln. Dort standen auch der Gabelstapler und der kleine Bagger, der sehr beweglich war, wenn es darum ging, Holz anzuheben und es zu einer gewisser Stelle zu transportieren. Auf dem Gelände war es ruhig.
Die beiden Mitarbeiter hatten längst Feierabend gemacht und waren nach Hause gegangen. Da sich auch der Tag verabschiedet hatte und es dunkel geworden war, gaben zwei einsame Laternen Licht.
Während Alan Duke die wenigen Schritte ging, schaute er sich um wie ein Dieb. Er wusste ja, was auf ihn zukam. Man hatte ihn angerufen, und er würde auch nicht allein in der Werkstatt bleiben. Er war nur froh, dass seine Frau im Haus blieb, denn den Besucher, den er erwartete, musste sie nicht unbedingt
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