1464 - Das Phantom von Phönix
kalt geworden war. Dann sah sie die Trümmer der Eingangstür, die überall am Boden zerstreut lagen.
Jennifer war bewußtlos. Ein unbeschreiblicher Ausdruck, eine Mischung aus Furcht und Entsetzen, hatte sich auf ihrem Gesicht eingegraben. Irmina untersuchte die Ohnmächtige. Ihre Kleidung war in Unordnung.
Die Mutantin öffnete Jennifers blusenähnliches Obergewand und bemerkte den blutunterlaufenen Striemen, der sich um den Hals gebildet hatte.
Da wurde ihr klar, was geschehen war.
Sie riß Jennifers Kleider vom Leib. Ihr Verdacht wurde sofort bestätigt.
Jennifer Thyrons Zellaktivator, den sie an einer Kette um den Hals getragen hatte, war verschwunden.
Viele Überlebende gab es nicht. Insgesamt 17 Cantaro wurden von der ODIN, der CIMARRON und der KAR-MINA im Lauf der ersten zwei Stunden nach der Schlacht aufgelesen. Man wußte inzwischen, wie man mit den Droiden umzugehen hatte. Die Koordinationsselektoren wurden ihnen aus den Körpern operiert. Danach sperrte man die Gefangenen in hyperenergetische Fesselfelder. Die Erinnerung an Daarshol war noch lebendig. Daarshol hatte es fertiggebracht, drei syntronische Komponenten seines Droidenkörpers miteinander zu koppeln und auf diese Weise den Verlust des Koordinationsselektors zu kompensieren. Man würde auf einen solchen Trick nicht noch einmal hereinfallen. Die Fesselfelder waren weitläufig strukturiert, so daß den Gefangenen ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit blieb. Die Verwundeten ließ man von Medorobotern versorgen, die sich durch kurzzeitig in die Feldhüllen geschaltete Strukturlücken Zugriff zu ihren Patienten verschafften.
Es ging auf vier Uhr Terra-Standardzeit, als an Bord der ODIN nahezu gleichzeitig zwei Hyperfunkgespräche der Priorität lempfangen wurden. Der erste stammte von Pradu men Kaan und hatte folgenden Wortlaut: „Eine weitere Phantom-Ortung. Diesmal besteht kein Zweifel, daß der Unbekannte Phönix endgültig verlassen hat."
Der Text wurde vom Bordrechner aufgezeichnet. Perry Rhodan las ihn und empfand Sorge. Das Phantom hatte sich abgesetzt. Wann? Bevor oder nachdem es seine Absicht verwirklicht hatte?
Er war noch mit seinen Gedanken beschäftigt, als der Hyperkom sich ein zweites Mal meldete. Diesmal bedurfte es keiner Aufzeichnung. Irmina Kotschistowas Stimme kam laut und deutlich über den Empfänger, und die Panik, die in ihren Worten mitschwang, war nicht zu überhören. „Der Schemen hat zugeschlagen. Jennifers Zellaktivator ist verschwunden !"
Perry Rhodan reagierte sofort. Sein Rundspruch erging an alle Schiffe, die sich derzeit noch zwischen den Planetenbahnen des Ceres-Systems im Raum befanden. „Die ODIN meldet sich ab und kehrt nach Phönix zurück. Die Aufräumarbeiten gehen planmäßig weiter.
Wir sehen euch in spätestens zwölf Stunden."
Eine halbe Stunde später schleuste sich die ODIN in einen der unterirdischen Hangars des Raumhafens auf Phönix ein. Transmitter brachten Perry Rhodan und Roi Danton nach Mandalay. Im Laufschritt bewältigten sie die kurze Strecke, die das Haus, in dem Jennifer Thyron und Ronald Tekener wohnten, von der Transmitterstation trennte.
Ronald Tekener erwartete sie im großen Wohnraum. Sein Gesicht wirkte steinern. „Sie lehnt es ab, daß ich ihr mit meinem Aktivator aushelfe", sagte er mit schwerer Stimme. „Irmina ist bei ihr. Sie hofft, den Zellverfall aufhalten zu können."
„Sie hat es am eigenen Körper geschafft", antwortete Perry Rhodan. „Es wird ihr auch bei Jennifer gelingen."
„Ja", sagte Tekener trocken.
Perry Rhodan ging auf den Narbengesichtigen zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich weiß, es ist schwer", begann er, schüttelte den Kopf und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Ein guter Tröster war ich noch nie. Also konzentrieren wir uns auf das, was wichtig ist. Hat Jennifer etwas beobachtet, was uns weiterhelfen könnte?"
„Sie hat eine Flamme gesehen", antwortete Ronald Tekener dumpf. „Eine überdimensionale Kerzenflamme und darin den Umriß eines fremdartigen Wesens. Sie bekam einen Schlag gegen den Schädel und spürte, wie ihr etwas am Hals zerrte. Mehr weiß sie nicht. Als Irmina sie fand, war der Zellaktivator verschwunden."
Perry Rhodan antwortete zunächst nicht. Sein Blick war zu Boden gerichtet. Ronald Tekener wartete eine halbe Minute, dann brach seine Unsicherheit durch. „Sie wird es überleben, Perry, nicht wahr?" fragte er hastig. „Sie wird nicht sterben, nur weil ein Monster daherkommt und ihr den
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