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1464 - Die Vergessene

1464 - Die Vergessene

Titel: 1464 - Die Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte.
    Portman bekam den Mund nicht mehr zu. Die Schmerzen, die er beim Aufprall am Boden verspürt hatte, waren nicht mehr vorhanden. Aus seiner Kehle drangen Laute, die auch ein Tier hätte abgeben können.
    Das Ohr lag auf dem Tisch und blieb dort liegen, denn Fatima kümmerte sich nicht mehr darum. Sie wollte nahe an Portman heran. Dazu brauchte sie nur einen etwas längeren Schritt zu gehen, was sie auch tat. Sie bewegte ihr Bein dabei so geschmeidig wie eine Tänzerin. Das enge Kleid spaltete sich dabei an den Seiten, weil dort die Schlitze sehr hoch gezogen waren.
    Dann kniete sie nieder.
    Sie sagte nichts. Sie atmete nicht mal. Sie tat alles mit einer völlig lautlosen Gelassenheit. Ihre Züge blieben dabei unbewegt, und erst als sich ihr Gesicht etwa eine Handbreit vor dem des Mannes befand, öffnete sie den Mund.
    Was sollte das werden? Ein Kuss?
    Vorstellen konnte Portman es sich nicht. Allein die Tatsache, von einer Person geküsst zu werden, die soeben eines ihrer Ohren abgerissen hatte und angeblich mehrere Tausend Jahre alt war, machte ihn mehr als unruhig.
    Sie beugte sich tiefer, immer tiefer.
    Rick Portman lag auf dem Rücken und war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Das Gesicht der Frau nahm sein gesamtes Blickfeld ein.
    Aber er sah es nicht unbedingt so klar. Die Züge verschwammen vor seinen Augen, und nur ihre Augen blieben ungewöhnlich klar.
    Dann sprach sie. Sehr leise zwar, aber sie war genau zu verstehen, und jedes Wort hörte sich gezischt an.
    »Ich brauche dich, Mann. Ich brauche dich als Mensch. Ich will deine Kraft haben. Ich will damit überleben. Ich muss es tun, denn es gibt keine andere Lösung.«
    Sie ist kein Vampir, verdammt! schoss es Rick Portman durch den Kopf. Sie hat keine langen Zähne, die sie mir in den Hals schlagen kann…
    Der letzte Ruck vor dem Kontakt. Plötzlich war alles anders. Zwei Lippen pressten sich auf Portmans Mund. Sie drückten hart, sehr hart zu, als wollten sie seine Lippen nach innen pressen. Und er spürte ihre Zunge in seinem Mund.
    Das war kein erotischer Kuss. Hier ging es um etwas anderes, und das merkte Rick sehr bald. Nicht nur, dass die Zunge tief in seine Mundhöhle drang, es passierte noch etwas. Die Frau saugte sich an seinen Lippen fest.
    Sie biss nicht, sie trank auf ihre Art und Weise. Sie saugte und schluckte, sie gab die entsprechenden Geräusche ab, und Rick Portman wusste nicht, wie ihm geschah. Alles veränderte sich. Erwehrte sich auch nicht, aber er hatte allmählich den Eindruck, in den Körper oder in die Gesamtheit der Frau hineingesogen zu werden und dort zu ertrinken.
    Etwas kam über ihn, das er nicht beschreiben konnte. Noch atmete er durch die Nase, aber je länger diese Unperson ihren Mund auf seine Lippen presste, umso stärker wurde seine Schwäche.
    Zuerst hatte er sie kaum gespürt oder nicht darauf geachtet. Das änderte sich nun. Er empfand es als schlimm, immer schwächer zu werden, ohne etwas dagegen unternehmen zu können.
    Der Vergleich mit einem rasend schnellen Alterungsprozess schoss ihm durch den Kopf. So und nicht anders musste man sich fühlen, wenn man alterte. Es war furchtbar, denn mit dem Alter wuchs die Schwäche.
    Da wurde ihm das Mark aus den Knochen gesaugt. Sein Körper schien sich aufzulösen und sich dabei auf dem Boden auszubreiten.
    Obwohl er auch weiterhin die Augen offen hielt, sah er immer verschwommener, und die Gesichtszüge über ihm lösten sich auf. Sie schienen wegzuschwimmen, aber die Verbindung zwischen ihm und der Frau blieb noch bestehen.
    Immer mehr wurde ihm geraubt. Intervallweise nahm sein Leben ab oder das, was sein Leben ausmachte. Der Geist, die Seele, der Lebensatem, den er jetzt verlor.
    Portman fühlte sich nicht mehr schlapp. Er fühlte überhaupt nichts mehr. Es schmolz alles dahin, was ihn als Menschen ausgemacht hatte.
    Noch gab es den Herzschlag.
    Poch – poch – das waren Hammerschläge, die in seinem Kopf einen Widerhall fanden.
    Schlagartig änderte sich alles. Es begann mit der Verlangsamung des Herzschlags. Er raste los, er überschlug sich. Schmerzen durchzogen wie Messerstiche seine Brust, und Sekunden später hatte er das Gefühl zu zerplatzen.
    Etwas raste auf ihn zu.
    Es war dunkel, es war groß und mächtig, und diesem Etwas konnte er nicht mehr ausweichen.
    Mit brutaler Wucht fiel es auf ihn nieder und zerstörte ihn radikal.
    Als letztes Gefühl im Leben glaubte Rick Portman, zu explodieren.
    Es schien seinen Körper zu zerreißen, aber er spürte

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