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147 - Panik in Porto

147 - Panik in Porto

Titel: 147 - Panik in Porto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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erklärte Serge: „Ich glaube, ich habe vorhin einen ganz guten Weg gefunden. Wir müssen nur hinunter zur Straße."
    Sie verließen den Hügel, gingen die nächste Steigung schräg an, verschwanden in einem kleinen Wäldchen und turnten schließlich einen steilen Hang bis zu einer Kehre der Straße hinunter. Der schmale Weg führte zur asphaltierten Straße.
    Hintereinander, langsam und ihre Kraft schonend, marschierten die jungen Franzosen nach Westen. Die Straße lag im Schatten. Es war herrlich kühl, der Wind verhinderte, daß sie schwitzten. Zweimal änderte die Straße in engen Kurven ihre Richtung, dann führte sie in leichten Schlangenlinien frei auf den Turm zu. Sie verlief entlang des höchsten Grates der Calanche, deren Felswände rauh und mehrfarbig, geschichtet und marmoriert, vom Wind geschmirgelt und dennoch von hartnäckigen kleinen Pflanzen durchsetzt waren.
    Meistens schwiegen sie, wenn sie wanderten. So auch jetzt. Sie brauchten ihren Atem und kamen rasch, aber ohne jede Eile vorwärts. Immer wieder erhaschten sie Ausblicke von schwer zu übertreffender Schönheit. Noch waren Dunstreste in den Tälern und über dem Meer. Aber deutlich zeichnete sich als grauschwarze Silhouette weit vor ihnen, scheinbar direkt vor dem senkrechten Westabsturz der Calanche, der Rundturm mit der ausgezackten Krone ab. „Da ist er!"
    Gegen den milchigen, lichtdurchfluteten Dunst wirkten der klobige Turm und die glatte Felsfläche bedrohlich und unheimlich. Niemand dachte aber in dieser Stunde an irgendwelche eingebildeten Gefahren. Die Studenten hatten höchstens Angst davor, daß ein Mauerbrocken herunterfallen könnte. Sie erreichten die gestapelten Baumaterialien und setzten die Rucksäcke auf dem glatten Plastiküberzug ab.
    „Auch ziemlich einsam", sagte Serge. „Bis auf die vielen Verbotsschilder."
    Neugierig kamen sie näher. Serge holte die Kamera wieder aus dem Seitenfach. Er hatte ein trockenes Handtuch um das teure japanische Fabrikat gewickelt. Einen solchen alten Turm hatten sie noch nie so nahe gesehen, und irgendwie waren sie von dem Hauch der langen Geschichte beeindruckt. Der Haupteingang war durch eine Plombe geschützt, ein Gendarmeriesiegel klebte daran, und ein maschinengeschriebenes Blatt in einem Plastikumschlag wies aus, daß der Turm wegen dringender Ermittlungen geschlossen und das Betreten strengstens verboten war.
    „Nur keinen Ärger mit den Gendarmen", meinte Yvonne und stemmte ihre Hände in die Seiten. „Innen wird der Turm auch nicht ansehnlicher sein als außen."
    Sie umrundeten den Koloß aus wuchtigen, unregelmäßigen Blöcken. An vielen Stellen blühten breite Salpeterbänder aus. Wind und Sand, Regen und Salzwasser hatten die Oberfläche bestimmter Steine förmlich glattgefegt. Der Basalt wirkte wie poliert. Die Wände der Außenfront waren unregelmäßig und voller weit hervorstehender Bruchflächen.
    „Ich versuch's einmal", meinte Serge, gab einem Mädchen die Kamera und hangelte sich an einem Stein hoch, machte einen Klimmzug und stellte seine Fußspitzen auf die Kante.
    „Geht ganz leicht", rief er. „Ich schaffs bis nach ganz oben."
    „Hör mit dem Unsinn auf, Serge", rief Yvonne, aber Serge kletterte ohne große Mühe weiter. Ab und zu traten seine Schuhe weißes Gesteinsmehl oder Staub aus den Spalten. Oder seine Finger lockerten einzelne Splitter aus brüchigem Kalkgestein.
    „Du wirst dir das Genick brechen", rief Francine und legte den Kopf in den Nacken. Serge war schon zwei Meter unterhalb derjenigen Stelle, an der die Mauer in einem dreieckigen, nach unten spitz zulaufenden Loch ausgebrochen war. Zwei Minuten nach Francines Ruf schwang er sein Bein über die Rundmauer.
    „Geschafft!"
    Serge winkte nach unten und setzte sich, beide Beine nach innen, auf die brüchige Mauer. Er wendete den Kopf und sah geradeaus. Vor ihm war die Plattform des Turms. Balkenreste und Löcher in der Mauer bewiesen, daß es einst darüber einen zweiten Boden gegeben hatte. Die Reste dieser Plattform waren verschwunden.
    Serge machte einige Schritte und wippte in den Knien. Unter ihm war ein zischelndes Wispern zu hören.
    Serge ging weiter. Die Balken, oder was immer unter den steinernen Platten diese Plattform hielt, federten fast unmerklich durch. Noch ein weiterer Schritt nach vorn, und die Bewegungen wurden stärker.
    „Das ist mir etwas unheimlich", sagte Serge leise zu sich selbst und drehte sich herum. Der Boden war mit Sand bedeckt, mit zusammengepreßten trockenen

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