147 - Panik in Porto
den Scheinwerfer aufblitzen und sagte mit scharfer Stimme:
„Fiese Kreaturen scheuen das Sonnenlicht. Es tötet sie; denke an die Vampir-Fledermäuse. Das. grelle Licht der Signalraketen tötet sie nicht, macht sie aber verrückt. Sie sind gewarnt. Silber - in dieser Waffe und auf dem Dolch - Silber in jeder Form zersetzt ihre Körper. Deswegen der Schmuck."
Er nickte schweigend.
„Die Eisentüren sind voller Kreuze und bannen die Dämonen in den Turm. Wenn wir die Tür öffnen, sind sie frei. Wir müssen noch warten, um unser Risiko zu mindern."
Sie ging zum Eingang des Turmes. Oliver folgte ihr und schaute sich um. Seine Gedanken überschlugen sich: Es war vollkommen irre und wahnsinnig, worauf er sich einließ. Roquette tröpfelte mit Weihwasser eine Spur. Sie führte vom Turm auf die freie Fläche neben den Materialstapel, schrieb dort einen unregelmäßigen Kreis und führte wieder zurück.
„Die Arena. Der Kampfplatz. Sie können nicht hinaus. Wann ist Sonnenaufgang?"
„Ich hab's heute aus dem Bordbuch erfahren. Exakt vier Uhr fünfzig."
„Wir warten bis kurz vor vier, Oliver."
Also noch knapp zwei Stunden. Roquette nahm ihm den Scheinwerfer ab und ging einmal um den Turm herum. Sie leuchtete die Fenster an und nickte zufrieden. Die Gitter waren unbeschädigt. Den ganzen Tag lang hatte sie mit sich gekämpft, Dorian anzurufen. Andorra, Schloß Basajaun. Noch war sie überzeugt, es ohne die Hilfe des Dämonenkillers zu schaffen.
Vielleicht würde sie es bereuen. Sie glaubte es nicht und fühlte sich trotz der Gegenwart von - wahrscheinlich - vier Dämonen sicher. Olivers Präsenz half ihr, auch wenn er von abwehrender Skepsis erfüllt war. „Du bist kräftiger, Oliver", bat sie. „Knipse die Kette durch oder das Schloß."
„Trotz Polizeisiegel?"
„Ja. Bitte."
Es dauerte nur ein paar Sekunden. Oliver warf das Werkzeug unter die Rücksitze des Wagens. Roquette steckte eine rote Fackel zwischen einige Steinbrocken in der Mitte der unsichtbaren Arena aus Weihwasser. Langsam verging die Zeit. Oliver studierte die Mechanik des einfachen, schweren Riegels und versuchte, die Anzahl der Kreuze zu zählen. Es war vor kurzer Zeit mit viel Öl gearbeitet worden; die schwere, rostbedeckte Tür ließ sich vermutlich leicht öffnen.
Roquette kam zu ihm, lehnte sich gegen seine Brust und sagte leise:
„Sie wissen, daß ich hier bin. Sie wollen mich, weil ich ihr Geheimnis kenne. Denke daran, daß es keine Menschen sind, auch wenn sie ähnlich aussehen."
„Hmm", machte er. Dann zuckte er zusammen. Aus dem hohlen Innern des Turms kamen gespenstische Laute. Helle Stimmen sprachen miteinander. Ein langanhaltendes Zischen ertönte, ein heiseres Gelächter, dann etwas wie ein Peitschenknall. Roquette lächelte ihm zu, dann stellte sie sich direkt vor die eisernen Gitter. Ihr Gesicht verwandelte sich in eine Art erstarrte Maske. Sie glich plötzlich einer Gestalt aus einer altgriechischen Tragödie.
„Gisebauxe", sagte sie und fiel dann in einen Dialekt oder eine Sprache, die in Olivers Ohren nur noch entfernt französisch klang. Später erfuhr er, daß es sich um eine uraltes Französisch handelte. „Gisebauxe und Shyhr und Kattpatt", verstand er noch. Dann nichts mehr:
„Ich bin hier, die Gefährtin des großen, mächtigen Dorsan, der sein Ende gefunden hat. Ich warte auf euch. Ich werde euch vernichten, so wie den Geier und die Flattervampire. Ich öffne die Tür. Komm heraus, Gisebauxe, und kämpfe mit mir. Die Sterblichen werden diesen Kampf gewinnen, denn eure Zeit ist vorbei."
Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Im Turm spielte sich eine akustische Raserei ab. Hexensabbat? fragte sich Oliver und ertappte sich, darüber nachzudenken, ob es Sonnabend war. Schreien und Zischen, Heulen und der Ausdruck von irrer Wut. Jeder Laut jagte ihm einen Schauer über den Körper. Roquette ging in den Bannkreis zurück und entzündete die Rotlichtfackel.
„Öffne für drei Sekunden, auf keinen Fall länger, die Tür", sagte sie. „Und dann sofort wieder den Riegel in die Mauer."
„Ja."
Die Holztür knarrte und schien auseinanderbrechen zu wollen. Roquette hob den Arm. Als sie ihn senkte, zerrte Oliver am Riegel und öffnete die Tür. Er stand dahinter und wurde durch das Gitterwerk geschützt. Er zählte langsam und wollte sie wieder zudrücken, als er die Gestalten sah. Sie drängten sich an ihm vorbei, die Tür erhielt einen harten Schlag. Es waren zwei weibliche Gestalten und eine Schlange. Sie war nicht
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