147 - Panik in Porto
er verkaufen konnte. Zusammen mit den Photos…
„Indem ich mit deinem Motorino nach Porto fahre und dort ein Auto leihe. Ich habe eine Kreditkarte für diese Leihwagenfirma."
„Das ist gut", sagte sie. „Heute nachmittag? Du kannst ja sagen, daß du Mineralwasser kaufen willst."
„Irgend etwas wird mir schon einfallen", entgegnete er und rieb ihren Rücken mit Sonnencreme ein. Mit dieser Hexengeschichte solltest du aber nicht hausieren gehen."
„Deswegen spreche ich nur mit dir darüber. Du hast eine andere Art von Phantasie."
„Mit der ich mein Geld verdiene", schloß Oliver. „Du hast mich neugierig gemacht."
Roquette legte ihm flüchtig die Arme um die Schultern und sah in seine Augen.
„Die Vorgänge im Calanche-Turm haben etwas mit meiner Vergangenheit zu tun. Solange dort nicht Ruhe herrscht, leide ich darunter. Es ist schlimmer, als du dir vorstellen kannst, Oliver."
„Man wird sehen", brummte er, seltsam berührt. „Meine Meinung kann sich zwar täglich ändern, aber ich achte darauf, daß sie nie mit der Zeit geht."
Er war stolz, diesen Satz in seinem Schulfranzösisch hervorgebracht zu haben. Roquette küßte ihn auf die Stirn und wisperte:
„Man wird sehen, ganz sicher."
Thomas tauchte triefend und prustend auf und setzte die Preßluftflaschen krachend auf die Badeplattform ab.
„Hört zu flirten auf', rief er dröhnend. „Helft mir lieber aus dem schwarzen Zeug."
Der kleine Renault, alles andere als ein gepflegtes Neufahrzeug, keuchte die vorletzte Kehre hinauf. Im Kofferraum und auf den Rücksitzen stapelten sich Essen, Zeitschriften, Zubehör, gefüllte Plastikkanister, Kartons voller Flaschen und Mineralwasser - sie hatten einen Supermarkt geplündert und im Hafenrestaurant einen gemütlichen Tisch bekommen, trotz der vielen Gäste.
„August ist wirklich nicht der richtige Monat für Korsika", sagte Roquette, die an Olivers Schulter lehnte und versuchte, die Straße im Licht der mickrigen gelben Scheinwerfer zu erkennen.
„Meine lieben Freunde sind jetzt natürlich felsenfest davon überzeugt", gab Oliver zurück, „daß wir's miteinander treiben."
„Eine verständliche Vorstellung. Oder bin ich so abstoßend?"
„Das weißt du genau - ganz im Gegenteil", sagte er und trat den Gashebel nieder. Das rote Vehikel heulte im zweiten Gang auf und schob sich aus der letzten Kurve hervor, auf den Turm zu. Er war nichts weiter als eine schwarze Silhouette vor den Sternen, vom Mondlicht schwach angestrahlt und in seinen Konturen zu erkennen.
„Wenden", sagte die Frau. „Hier ist der beste Platz."
Es war ein Uhr dreißig. Oliver wendete mit äußerster Vorsicht auf einem breiteren Straßenstück, das nicht im mindesten gesichert war. Dann drehte er den Zündschlüssel herum. Stille. Feuchte Luft kam herein, als sie ausstiegen.
„Was jetzt?" murmelte er. Roquette schwieg und fing an, aus ihrem Koffer irgendwelche Dinge hervorzukramen. Sie stellte eine Flasche auf die Kühlerhaube und sagte im Ton äußerster, fremdartiger Bestimmtheit: „Laß mich machen. Wundere dich nicht und stelle keine dummen Fragen. Was dir vielleicht kindisch vorkommt, ist lebenswichtig für mich und dich."
„Okay."
Sie streifte ihm silberne Ketten um. Sie verteilte Weihwasser auf seiner Stirn und seinem Körper.
Sie gab ihm einen seltsam geformten Dolch und legte Seenotfackeln und eine Signalpistole neben den offenen Koffer, einen Revolver und andere Gegenstände. Schließlich wuchtete sie den Bolzenschneider aus dem Wagen. Olivers Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Er sah, daß von Sardinien her Nebel heranzog. Feuchtigkeit begann auf dem Wagendach und den Scheiben zu kondensieren.
„Scirocco kommt", sagte er leise. „Vielleicht haben wir bald dicken Nebel."
„Das ändert nichts", gab Roquette zurück. „Nimm einfach an, daß im Turm vier Gestalten aus einem Horrorfilm sind, die sich auf dich und mich stürzen werden. Nachher wirst du anders denken - wenn das passiert, was ich denke."
„Schon gut", sagte er mürrisch. „Mitgegangen, mitgehangen."
Er hatte nicht nur Schwierigkeiten mit der Überlegung, daß sich phantastische Dinge in das gegenwärtige Leben schieben könnten; er hielt es für unmöglich. Die Sicherheit, mit der eine vernünftige Person wie Roquette das Gegenteil behauptete und sich verhielt, als wäre Unsinn gleich auch Methode, verblüffte ihn und machte ihn unsicher. Er zuckte die Schultern und ließ sich den Bolzenschneider in die Hand drücken.
Sie ließ
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