147 - Stunde X
stieß den Barbaren zu Boden und sprang in großen Sätzen zur Androne der Königin.
Und dann ging alles sehr schnell: Der Commodore hieb auf die Spinnengardisten ein, die unmittelbar neben der königlichen Androne standen, sprang auf das Tier und warf die vor Schrecken starre Jolanda aus dem Sattel. Mit der Rechten umschlang er die Königin, mit der Linken entriss er ihr die Zügel. Ehe Chorr’nizz und Ul’anbar überhaupt reagieren konnten, schwirrte das Fluginsekt schon Richtung Klippen davon.
Chorr’nizz stimmte ein wütendes Brummen an. Mit wilden Gesten scheuchte er die Männer aus Fraace aus dem Sattel seiner Androne und kletterte selbst auf das Tier. Ul’anbar und zwei seiner Gardisten konnten sich gerade noch an den Lederriemen des seitlichen Sattel- und Zaumzeugs festhalten, bevor das Fluginsekt abhob. Die anderen Spinnengardisten rannten am Boden hinter ihnen her.
Chorr’nizz hörte Lubaan brüllen, und aus den Augenwinkeln sah er, wie der Barbar seinen Jagdbogen spannte und der königlichen Androne hinterher zielte. »Nicht schießen…!«, rief er. Die Angst um seine Königin presste ihm das Herz zusammen.
Zu spät – Lubaans Pfeil sirrte an ihm vorbei und bohrte sich in Villagordos Rücken. Im gleichen Moment sackte Ch’zzaraks Fluginsekt nach unten weg und verschwand jenseits der Klippen.
Der Gelbschwarze brummte und zischte. In ohnmächtiger Wut und voller Angst um seine Königin hieb er auf die Androne ein. Endlich erreichte das Tier den Klippenrand. Voller Entsetzen sah Chorr’nizz seine Herrin im Kies des Strandes mit dem Commodore kämpfen. Die königliche Androne stand teilnahmslos daneben.
Chorr’nizz lenkte sein eigenes Tier im Sturzflug hinab.
Ul’anbar und seine Gardisten seilten sich blitzschnell an klebrigen, durchsichtigen Fasern ab. Als Chorr’nizz landete, fielen sie bereits über Villagordo her. Ul’anbar zerrte die Königin unter ihm weg, die beiden anderen schlugen ihre Kauzangen in die Beine und den Oberkörper des Commodore.
Was sich hier eigentlich abspielte, begriff Chorr’nizz so wenig wie die Großspinnen. Und wie sie, trieb ihn allein panische Angst um die Königin und blinde Wut auf den Angreifer an.
Villagordo schleuderte die beiden Gardisten von sich, als wären sie hohle Chitinhüllen. Ohne sich noch nach Ul’anbar und der Königin umzusehen, spurtete er in gewaltigen Sprüngen dem knapp sechzig Meter entfernten Meer entgegen.
Chorr’nizz sah weder den abgebrochenen Pfeil in Villagordos Rücken, noch die schuppigen Klauen, in die seine Hände sich verwandelt hatten. Ein einziger Gedanke füllte sein Hirn aus: den Commodore jagen und ihn töten. Er spreizte seine beiden Flügelpaare, und mit ihrer Unterstützung wurden seine Schritte bald noch länger als die des Humanoiden.
Als Villagordo schon hüfttief im Meer watete, holte Chorr’nizz ihn ein. Er packte ihn mit drei Krallenpaaren, riss ihn nach hinten um – und erschrak, als er statt einem menschlichen ein silberschuppiges Reptiliengesicht vor sich sah.
Villagordo versank im Wasser, und Chorr’nizz mit ihm, denn er ließ seine Beute nicht los. Sein Hinterleib krümmte sich, sein Stachel bohrte sich in den Unterbauch des Verfluchten, der gewagt hatte, die Königin von Aarachne anzugreifen.
Doch nur diesen einen Augenblick lang wähnte Chorr’nizz sich am Ziel seiner mörderischen Wut. Statt in Zuckungen zu verenden, spannte sich der fremde Körper unter ihm an, und ein Stoß von vier Gliedmaßen zugleich schleuderte den massigen Leib des Insektoiden in hohem Bogen Richtung Strand zurück.
Als Chorr’nizz auftauchte, stand Villagordo fünfzehn Schritte weit entfernt und belauerte ihn aus der scheußlichen Echsenfratze. An der Stelle, wo Chorr’nizz’ Stachel ihn durchbohrt hatte, schoss ein Dampfstrahl in die Luft. Chorr’nizz brummte und krächzte voller Wut. Er schüttelte sich und wollte erneut angreifen, doch Villagordo tauchte unter und verschwand.
Chorr’nizz watete zu der Stelle, an der er das Echsenwesen zuletzt gesehen hatte. Er konnte nicht glauben, dass der andere einfach so weggetaucht war wie ein Fisch. Irgendwann musste der elende Villagordo doch wieder auftauchen!
Er tauchte aber nicht wieder auf. Stattdessen schob sich ein Schatten über den Gelbschwarzen, und eine blecherne Stimme ertönte vom Himmel. »Bitte verlassen Sie sofort das Wasser! Sie befinden sich in unserer Schusslinie! Bitte verlassen Sie sofort das Wasser…!«
Der Flugpanzer glitt dicht über ihn
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