1470 - Der Arzt von Angermaddon
zurückgezogen. Der eifönnige Körper des syntronischen Superrobots glitt heraus und entfernte sich von der Tür in Richtung des Kommunikationsanschlusses. In seiner „nackten" Gestalt war der Vario einen halben Meter hoch, an seiner dicksten Stelle besaß er zwanzig Zentimeter Durchmesser. Die Enden des eiförmigen Körpers waren deutlich abgeflacht. Das Innere des Roboters war einst von siganesischen Wissenschaftlern entworfen und im Mikroverfahren gebaut worden. In jüngster Zeit war der Vario im Zuge seiner Regeneration auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden, wie die Widder sie beherrschten. Über dem Terminal blieb der Roboter hängen. Er fuhr die zwei Armteleskope aus und bildete an deren Enden winzige, überaus biegsame Tentakel. Gleichzeitig öffnete sich an der unteren Hälfte des Eies ein kleiner Bereich, aus dem eine starre Röhre glitt.
Mit den metallenen Tentakeln tastete der Vario das Terminal ab, öffnete es und legte die Schnittstellen frei. Nach kurzer Untersuchung formten sich in dem starren Rohr die passenden Kontakte, und der Roboter schloß sich an 'das Terminal an.
Der Vario ging äußerst vorsichtig zu Werke. Die cantarische Computertechnik basierte zwar ebenso auf dem Prinzip des Syntrons wie die galaktische, aber sie war höher entwickelt, und Überraschungen konnten nicht ausgeschlossen werden. Eine knappe Stunde verging, in der der Roboter das System testete und nach Fallen und Sicherungen untersuchte. Dies war der schwierigste Teil des Unterfangens, denn ein Syntron stellte eine omnikommunikative Einrichtung dar. Im Vergleich mit den altertümlichen Computern der planetengebundenen Zivilisation verfügte ein moderner Syntron über keine Trennung zwischen Arbeits- und Massenspeicher mehr. Was bei einer Positronik noch .zu schneller, aber umständlicher Wirkungsweise geführt hatte, fiel beim Prinzip der Hyperinpotronik und der Syntronik vollständig weg. Alle Arten von Daten kommunizierten ständig miteinander. Das System, daß Programme und Daten zwei völlig verschiedene Stiefel waren, hatte sich wohltuend aufgelöst. Ein Syntron war aus diesem Grund ständig in der Lage, die ihm innewohnenden Programme an Hand neuer Daten selbst zu modifizieren und damit zu modernisieren. Um diese Fähigkeit im negativen Fall außer Kraft zu setzen verhinderte ein vorgeschaltetes, umfangreiches Filterprogramm, daß etwa die Wissensbank des Syntrons geschädigt wurde oder eine Vernichtung des Gesamtspeichers durch Virenbefall eintrat. Dieses Filtersystem war wiederum eine eigenständige syntronische Einheit, und so stellte sich allein das Hauptsystem eines Raumschiffs wie zum Beispiel der CIMARRON als ein Verbundsystem aus acht Syntrons dar, mit dem wieder Hunderte kleinerer Einheiten in den einzelnen Schiffsabteilungen zusammenhingen.
Mit einem so ausgebauten System, lediglich in weitaus komplizierterer Weise, hatte der Vario-500 es hier zu tun. Gemessen an galaktischen Verhältnissen, wie die Organisation WID-DER sie besaß, hätte ein falscher Rückschluß dazu geführt, daß das Kommunikationssystem auf Angermaddon das gesamte Planetensystem mit etwa einer Million Anschlüssen umfaßte. Die Wahrheit, durch langsames Hineintasten in das Programmsystem und die Abtastung der aktiven und arbeitenden Sektoren herausgefunden, bestand darin, daß Rhabhat-Khish lediglich ein paar tausend Anschlüsse untergeordneter Art besaß, das heißt, sie wurden von einem unbedeutenden Syntron in den Industrieanlagen bedient und verwaltet. Der Hauptteil aller Informationsströme beschränkte sich auf das Gebiet des Raumhafens, des Hypersenders und des Zentrums der Nordstadt.
So gesehen, saßen sie beide im Zentrum der Macht und hatten Zugriff zu allen wichtigen Speicherinhalten.
Allerdings besaßen alle diese Speicher ein Log, das jede Benutzung aufzeichnete und sich zumindest von einem gewöhnlichen Terminal aus nicht löschen ließ.
Nach etwa eineinhalb Stunden löste sich der Roboter von den Schnittstellen und verschloß das Terminal ordnungsgemäß. Nachdem er in seine pseudovariable Kokonmaske zurückgekehrt war, hängte er sich von der Tür ab und suchte das Wohnzimmer zurück, wo Xattur in einem der schwebenden Wasserpolster auf ihn wartete.
Gemeinsam traten sie neben den Behälter. „Ich bin gerade damit beschäftigt, im Innern meines Körpers eine Schaltung zu bauen, mit der die sich überschneidenden Energiefelder der Log-Aufzeichnung unterbrochen und so geordnet werden können, daß keine
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