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1470 - Der Wechselbalg

1470 - Der Wechselbalg

Titel: 1470 - Der Wechselbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seth hinter ihm. Er fragte mit leiser Stimme: »Hast du meine Verfolger gesehen?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Hast du denn darauf geachtet?«
    »Das schon, aber ich konnte sie nicht entdecken.« Er drückte die Tür weiter auf. »Da, schau dir den Nebel an. Er ist verdammt dicht. Darin kann sich leicht jemand verstecken.«
    Seth nickte nur. Er ging ebenfalls ins Freie, aber er traf keinerlei Anstalten, die Flügel auszubreiten. Er ließ sie eng am Rücken liegen, und als Rooney mit einer fast zärtlichen Bewegung darüber hinweg strich, spürte er das Material. Es war recht weich, aber er konnte nicht herausfinden, ob es nun künstlich war oder nicht. Jedenfalls war und blieb der Junge für ihn ein Phänomen.
    Es ging alles glatt, und als sie das Haus betraten, machte Seth einen zufriedenen Eindruck. Er schaute sich dabei allerdings um, und das mit Blicken, die leicht zu durchschauen waren. So wie er sich umblickte, verhielt sich normalerweise jemand, für den alles neu war. Wie ein Kleinkind, das auf Entdeckungsreise geht.
    Rooney schaute ihn vom Kopf bis zu den Füßen an. »Mal sehen, ob ich für dich das Richtige finde.«
    »Wieso?«
    »Kleidung. Ich denke nicht, dass du hier fast nackt herumlaufen solltest.«
    »Aber es macht mir nichts. Ich friere nicht.«
    »Es ist trotzdem besser.«
    »Wie du meinst.«
    »Super.« Rooney strich ihm über das dunkelbraune Haar. Es wirkte ein wenig künstlich, als hätte man ihm eine Perücke auf den Kopf gesetzt, denn er suchte vergeblich nach den Übergängen, wo die feinen Härchen am Hals wuchsen.
    »Kommst du mit?«
    »Wohin?«
    »Keine Sorge, wir bleiben im Haus. Ich möchte nur mit dir nach oben gehen. Dort habe ich früher gewohnt.«
    »Ich vertraue dir.«
    »Das kannst du auch.«
    »Andere hätten mich gefangen genommen.«
    Rooney lächelte. Eine Antwort gab er nicht. Wenn er es richtig einordnete, dann war Seth auch in seiner Nähe so etwas wie ein Gefangener. So einfach würde er ihn nicht mehr entkommen lassen. Dieser seltsame Mensch war ein Phänomen, und sicherlich würde es die Wissenschaftler brennend interessieren, ob es sich bei ihm tatsächlich um einen normalen Menschen handelte.
    Durch eine Tür gelangten sie in einen gefliesten Flur, in dem sich auch eine Treppe befand.
    Rooney ging vor. Hinter sich hörte er das leise Klatschen der nackten Füße auf den Stufen. In der ersten Etage schaltete Rooney das Licht ein. Der Flur, von dem die Türen abzweigten, war schon recht breit. So hatten auch einige Truhen ihren Platz zwischen den Zimmertüren gefunden. Lilian Rooney war ein Truhen-Fan. Sie sammelte sie leidenschaftlich und konnte nicht genug davon besitzen. Auf allen möglichen Märkten hielt sie danach Ausschau.
    Wayne öffnete eine Tür. Das Zimmer war geräumiger, als man hätte erwarten können. Aus zwei Räumen war einer gemacht worden, denn man hatte eine Zwischenwand entfernt.
    »So«, sagte er und ging auf einen breiten Kleiderschrank zu, während sich Seth umschaute. »Da wollen wir mal sehen, was wir für dich finden.«
    Wie nebenbei stellte er fest, dass auch in seinem ehemaligen Zimmer Truhen standen. Seine Mutter hatte eben Platz gebraucht. Zwei der Stücke sahen noch recht vergammelt aus. Sie mussten noch bearbeitet werden. Auch so etwas konnte seine handwerklich geschickte Mutter übernehmen. Da hatte sie sich firm gemacht.
    Leise vor sich hin pfeifend blieb Rooney vor dem offenen Schrank stehen. Seine Mutter hatte die alten Sachen nicht weggeräumt. Sorgfältig zusammengefaltet lagen die T-Shirts. Da hingen die Hemden ebenso über Bügeln wie auch die Jacken.
    »Mal sehen, was wir für dich haben, Junge.«
    »Denk an meine Flügel.«
    »Das werde ich machen. Ich denke, dass ein weites Hemd am besten für dich ist.«
    »Kann sein.«
    »Probieren wir es aus.«
    Rooney holte ein weißes Hemd vom Bügel. Der Stoff war schon ein wenig vergilbt, aber das machte nichts. Während Seth das Hemd anprobierte, suchte Wayne bereits nach einer Hose. Keine lange, sondern eine der kurzen Sommerhosen. Er fand sie und stellte fest, dass ihm die grüne Farbe noch immer nicht gefiel. Sie war einfach nur schrecklich. Von der Länge her passte sie. Bis zu den Waden reichte sie dem Jungen, sie musste nur zugebunden werden.
    Rooney fand einen alten Gürtel, der passte. Nur mit den Schuhen gab es Probleme.
    »Zufrieden?«
    Seth schaute an sich herab. »Ja, das muss ich wohl.«
    »Klasse.« Wayne lächelte. »Dann hätten wir das erste Problem bereits

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