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1470 - Der Wechselbalg

1470 - Der Wechselbalg

Titel: 1470 - Der Wechselbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorbei, aber die Folgen bekamen wir zu spüren.
    London ist eine Stadt mir viel Grün. Der das Unwetter begleitende Orkan hatte sich wie ein gewaltiges Raubtier auf die Natur gestürzt und die ihm im Weg stehenden und nicht so fest verankerten Bäume entwurzelt oder bei ihnen Äste und Zweige abgerissen, die durch die Luft geflogen waren, Autos beschädigt hatten oder als Hindernisse auf den Straßen lagen.
    Kleineres Geäst konnten wir umfahren, aber es gab auch Straßen, die unpassierbar waren. Das Verkehrschaos war unausweichlich.
    Zwar regnete es nicht mehr, doch das Wasser hatte bei diesem starken Regen nicht abfließen können. So breiteten sich auf tiefer gelegenen Straßenzügen kleine Seen aus, und an den Straßenseiten schäumten Bäche entlang, die alles mitrissen, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Viel Hoffnung konnten wir nicht schöpfen, denn der Wetterbericht hatte weitere Unwetter vorausgesagt.
    Allerdings war das Chaos nicht ganz so groß, wie ich befürchtet hatte. Zahlreiche Autofahrer hatten ihre Fahrzeuge stehen lassen. Es war viel Polizei und Feuerwehr unterwegs, und wir reihten uns praktisch in diesen Reigen ein, denn ich hatte die Sirene angestellt und auf dem Dach unseres Wagens bewegte sich das Drehlicht. So kamen wir auch an Stellen vorbei, die für den normalen Verkehr gesperrt waren. Da rollten wir dann über breite Bürgersteige.
    Das GPS-System war ausgefallen. Aber es gab zum Glück noch die Karte, die ich auf meinen Knien ausgebreitet hatte, sodass ich Suko den Weg weisen konnte.
    »Wenn das ein Reinfall ist, John, wirst du der Nächste sein, der ein großes Essen ausgibt.«
    »Versprochen.«
    »Gut.«
    Über einen Punkt ärgerte ich mich. Als Polizist durfte mir das eigentlich nicht passieren. Es mochte am Wetter liegen, dass ich nicht daran gedacht hatte. Ich hatte es versäumt, mir die Handynummer von Wayne Rooney geben zu lassen. Ein weiteres Gespräch hätte möglicherweise schon etwas klären können. Aber so musste ich warten, bis wir uns mit ihm trafen. Zudem hatte er meine Handynummer auch nicht.
    Das Unwetter hatte sich zwar verabschiedet, nicht aber der Dunst und die Nässe. Der Nebel schien aus allen Ritzen im Böden zu steigen und sich zu gewaltigen Dunstschwaden zu verdichten, die durch die Straßen trieben oder an den Hauswänden in die Höhe krochen.
    Die Stadt atmete nicht aus. Das war auch nicht möglich, weil kein kühler Wind durch die Straßen fuhr. Dafür hatte die Luftfeuchtigkeit die Hundert-Prozent-Marke fast erreicht, und wer draußen einatmete, der hatte das Gefühl, die Luft trinken zu können.
    Trotz allem erreichten wir irgendwann die Außenbezirke im Nordosten und damit auch den Motorway A13, den wir einige Kilometer fahren mussten. Auch hier hatte das Unwetter seine Spuren hinterlassen, aber nicht so schlimm wie in der Stadt. Zumindest lagen auf der Fahrbahn keine Äste oder Zweige.
    »Hast du dir schon Gedanken über diesen Seth gemacht?« erkundigte sich Suko.
    »Nicht mehr als du.«
    »Du willst dich überraschen lassen – oder?«
    Ich hob die Schultern. »So ähnlich. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass man einem Engel den Namen Seth geben kann. Das ist etwas weit hergeholt.«
    »Vergiss nicht, dass es auch bei den Engeln Unterschiede gibt. Das haben wir oft genug erlebt.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Wie dem auch war, uns blieb nichts anderes übrig, als uns überraschen zu lassen, wobei das Wetter ebenfalls für Überraschungen sorgen würde, denn das wenige Blau, das wir in den letzten Minuten am Himmel gesehen hatten, war bereits wieder verschwunden. Man konnte zuschauen, wie sich der Dunst allmählich wieder in dünnen Wolkenbahnen ausbreitete.
    Wir mussten dann vom Motorway auf eine normale Straße abbiegen, um unser Ziel zu erreichen, das nicht in dem Ort Forest Gate lag, sondern abseits.
    Wir entdeckten bald einige Gehöfte, die recht einsam lagen.
    Bis Redbridge mussten wir nicht, aber Wayne Rooney hatte von einem Sendemast berichtet, der uns als Hinweis dienen sollte, und genau den entdeckte ich, auch wenn er von einer Dunstwolke umgeben war.
    Ich deutete nach links. »Schau dorthin, da ist der Mast.«
    »Alles klar!«
    Jetzt brauchten wir nur noch den Weg zu finden, der zum Hof der Rooneys führte. Ich spürte in mir schon das Kribbeln, das immer dann eintrat, wenn etwas bevorstand, das mir unbekannt war.
    »Da ist der Weg«, sagte Suko. Er hatte ihn früher entdeckt als ich.
    Wenig später kämpften wir mit der

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