1470 - Der Wechselbalg
froh.«
Ich warf Suko einen Seitenblick zu. »Bist du das denn?«
»Nein, überhaupt nicht.«
»Eben.«
»Gut, dann fahren wir jetzt weiter.«
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden…
***
Wayne Rooney hatte den Satz des Vogeljungen gehört und erwiderte erst mal nichts. Er saß starr auf seinem Platz, und nur seine Augen waren in Bewegung. So gut es von seiner Position aus möglich war, suchte er die Umgebung ab, aber da hatte sich nichts verändert.
Es war nichts zu sehen und auch nichts zu hören.
Trotzdem wollte er nicht so einfach über die Feststellung hinweggehen. »Sorry, Seth, aber ich höre nichts.«
»Sie sind da«, behauptete der Junge monoton. »Ich weiß es. Sie haben mich gefunden.«
Rooney sah auch jetzt keinen Grund, darüber zu lächeln. »Und wo halten sie sich auf? Ich kann sie nicht sehen.«
»Ich auch nicht.«
»Dann ist ja alles klar. Wenn sie hier eindringen sollten, werden wir sie stellen.«
»Nein, Wayne, so ist das nicht. Sie halten sich im Unsichtbaren auf. Auch sie können unsichtbar sein. Manchmal sind sie es, manchmal nicht. Sie wollten nicht, dass ich wieder zurückkehre.«
Rooney stutzte, dann fragte er: »Moment mal, soll das heißen, dass du schon mal hier gewesen bist?«
»Nicht genau hier. Aber es war so ähnlich.«
»Und weiter?«
Der Blick des Jungen fing an zu flackern. »Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Überhaupt nicht?«
»Na ja…« Seth druckste herum. »So kann man das nicht sagen. Manchmal erscheinen so Fragmente…«
»Flashbacks?«
Seth schaute hoch. »Was ist das?«
»Schon gut. Es ist so etwas Ähnliches, wie du es gemeint hast.«
»Verstehe.« Seth lächelte knapp. Dann rückte er unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er schaute in die verschiedenen Richtungen, aber die große Wohndiele war leer.
Wayne Rooney stand auf. »Da wir beide hier nichts gesehen haben, werde ich mich mal draußen umschauen. Bleib du bitte sitzen. Versprochen?«
Seth nickte.
Mit etwas steifen Schritten ging Rooney auf die Tür zu. Er wusste nicht, ob das alles stimmte, was Seth ihm gesagt hatte. Er war ein Realist. Ein normaler Polizist. Er hatte bisher nur Fälle erlebt, die mit Logik zu erklären waren. Normale Verbrechen und Vergehen. An Übersinnliches hatte er bisher nicht geglaubt. Es hatte sich herumgesprochen, dass es Männer wie John Sinclair und Suko gab, die sich mit bestimmten Fällen auseinander setzten, die aus dem normalen Rahmen fielen, doch er selbst war damit nie konfrontiert worden.
Jetzt erlebte er dies mit aller Macht, und er hatte den Eindruck, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können.
Es fühlte sich stark verunsichert, was ihm selbst nicht gefiel und ihn dazu brachte, dass er sich innerlich ausschimpfte.
Dann zog er vorsichtig die Tür auf.
Er warf einen ersten Blick ins Freie und war zunächst froh, dass niemand vor der Tür stand. Kein Mensch, kein Engel und auch kein Außerirdischer.
Seine Spannung wich. Nur trat er nicht weiter hinaus. Er wollte so nahe wie möglich bei Seth bleiben, aber zuvor warf er einen Blick in die Runde.
Da war nichts – oder?
Doch, denn wenn ihn seine Augen nicht täuschten, erkannte er den Umriss eines Autos. Es stand ziemlich weit weg. Die Marke war nicht zu erkennen.
Was wollte der Fahrer?
Da es kein anderes Gehöft in der Nähe gab, konnte er nur zu ihnen wollen. Aber er fuhr nicht weiter. Möglicherweise irritierten ihn auch die äußeren Bedingungen, die keine klare Sicht zuließen.
Wayne wollte sich wieder zurückziehen, als ihm noch etwas auffiel. Es war zum einen das ferne Grollen, dem er entnahm, dass das Unwetter noch längst nicht vorbei war, und zum anderen die ungewöhnlichen Formen der Wolken über dem Haus.
Sie passten nicht ins Bild. Sie waren einfach anders. Sie sahen aus, als wären aus den Wolken Rollos nach unten gezogen worden.
Er dachte zuerst an eine Anomalie des Wetters, aber das konnte es nicht sein. Da lief einiges verkehrt. Hier schien irgendeine fremde Kraft eingegriffen zu haben.
Er nahm sich vor, dem Jungen nichts zu sagen, drehte sich um und ging zurück an, seinen Platz.
»Und?« fragte Seth, als sich Wayne Rooney gesetzt hatte. »Was hast du gesehen?«
»Nichts.«
»Ach.«
Wayne lächelte, auch wenn es ihm schwer fiel, und fragte dann:
»Was hätte ich denn sehen sollen?«
»Aber sie sind da!« behauptete Seth.
»Kann ja sein. Nur habe ich keinen entdeckt. Zudem hast du sie mir nicht beschrieben.«
Fast traurig schaute Seth
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