1470 - Der Wechselbalg
Hinterlassenschaft des Unwetters. Der starke Regen hatte den sowieso schon weichen Boden noch mehr aufgeweicht.
Der Rover schlingerte. Ich hörte Suko leise schimpfen und konzentrierte mich selbst auf das Ziel, das ich jetzt zu Gesicht bekam.
Es war der Hof. Aus der Entfernung war nicht festzustellen, ob es sich um ein einzelnes Haus oder um mehrere Gebäude handelte.
Das war auch nicht wichtig, denn mir fiel etwas anderes auf.
Ich schüttelte den Kopf.
Suko bemerkte es und wollte wissen, was los ist.
»Diese Wolke da gefällt mir nicht«, sagte ich leise.
»Welche Wolke?«
»Dicht über dem Haus oder nahe dabei. Die ist nicht natürlich, habe ich den Eindruck.«
»Was ist es dann?«
Ich hob die Schultern. »Wir werden es herausfinden.«
Suko war beunruhigt. Er ging noch mehr mit dem Tempo herunter, bis er schließlich an einer relativ trockenen Stelle auf die Bremse trat und den Rover anhielt.
»Was meinst du genau?«
Ich deutete durch die Scheibe und sagte: »Schau dir mal die Wolke an, Suko.«
Mein Freund runzelte die Stirn und murmelte nach einer Weile:
»Sie sieht schon komisch aus.«
»Genau das meine ich.«
»Und weiter?«
»Ich will keinen unnötigen Verdacht äußern, aber ich denke, dass wir vorsichtig sein sollten.«
»Und du glaubst nicht, dass es mit dem nächsten Unwetter im Zusammenhang steht? Dass diese Wolke gewissermaßen ein Vorbote ist?«
Ich hob die Augenbrauen an. »Sicher bin ich mir nicht, aber die Formation ist schon ungewöhnlich. Jetzt sind es schon mehrere. Sie fallen von oben nach unten, und sie kommen mir vor wie eine glatte Wand. Das hat meiner Meinung nach nichts mit einer normalen Wolkenbildung zu tun.«
»Sondern?«
»Keine Ahnung.«
Suko fragte: »Was ist mit deinem Kreuz?«
»Es reagiert nicht.«
»Das ist beruhigend.«
»Trotzdem sollten wir Acht geben.«
Suko dachte einen Moment nach. »Ich kenne ja deine Ahnungen, John. Jetzt bist du der Boss. Sag mir bitte, wann wir weiter fahren können.«
»Ein Fernglas müsste man haben«, murmelte ich.
»Was sagst du?«
»Ach, schon gut.« Ich schaute noch mal intensiv zum Gehöft hin, dessen Vorderseite wir sahen. Es hatte das Unwetter ohne Schaden zu nehmen überstanden. Ich ließ die Seitenscheibe nach unten fahren und lauschte dabei ins Freie.
Es herrschte draußen weiterhin die Ruhe nach dem Sturm. Die Stille nahm ich auch nicht als normal hin, sie war für mich bedrückend, als hielte sie noch etwas fest, das sich bald aus ihr lösen würde, um die Welt wieder in ein Chaos zu stürzen. Dazu passte das Grummeln in der Ferne.
Ich wollte einfach nicht glauben, dass es normale Wolken waren, die das Haus umgaben. Da war dieser graue Würfel vom Himmel gesunken, dessen vier Seiten so glatt aussahen. Da wallte und wogte nichts, und es gab auch keinen Sonnenstrahl, der sie durchbrochen hätte.
»Sollen wir weiter fahren?« fragte Suko.
»Klar. Hier stehen bleiben können wir nicht.«
Mein Freund griff bereits nach dem Schaltknüppel, als seine Hand wieder zurückzuckte. Genau in diesem Augenblick war die Haustür geöffnet worden.
»Da!« sagte Suko nur.
Ich wusste, was er meinte, denn ich hatte die Bewegung ebenfalls gesehen. Wir erkannten einen Menschen, der für einen Moment ins Freie trat. Er schien sehr misstrauisch zu sein. Er traute sich nicht richtig hervor, und plötzlich zog er sich wieder zurück, als hätte er etwas Bestimmtes gesehen oder gespürt.
»Was hast du gesehen?«
Suko hob die Schultern an. »Nicht viel. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es der Kollege gewesen ist, von dem wir ja sowieso nicht wissen, wie er aussieht. Aber du hast Recht. Diese glatten Schatten sind keine Wolken. Irgendetwas stimmt damit nicht.«
»Umso wichtiger, dass wir sie uns ansehen.«
»Hast du keinen Verdacht?«
Es war eine gute Frage, auf die ich leider keine Antwort wusste.
Konnte es sein, dass hier die Grenzen verschiedener Dimensionen verschoben waren?
Das wäre schon möglich gewesen. Gerade bei unserem letzten Fall, als es um den Köpf er aus der Vergangenheit ging, hatten wir so etwas erlebt.
Suko war noch nicht gestartet. Er wartete ab, bis ich das Kreuz hervorgeholt hatte und es offen auf meiner Hand liegen ließ. Wenn es eine starke Gegenmagie in der Nähe gab, dann hätte es reagieren müssen. Aber weder ein Wärmestoß noch ein Leuchten war zu spüren oder zu sehen. Das Kreuz blieb normal.
Ich schüttelte den Kopf. »Es gefällt mir nicht, dass mit dem Kreuz nichts passiert.«
»Sei lieber
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