1471 - Igors Zombietruppe
zusammenzuziehen. Es war kaum zu fassen. Er zerrte sie immer weiter von seinem Schädel weg und riss sie damit auch ab. Als wäre die Haut als Kunststoffmasse nur übergestreift, um etwas anderes zu verdecken, was von nun an nicht mehr der Fall war, denn sein wahres Aussehen kam zum Vorschein.
Je mehr Haut er abzog, umso besser sah ich es.
Es gab keinen Hinterkopf in dem Sinne. Da war etwas vorhanden, aber das setzte sich aus einem zweiten Gesicht zusammen. Die Fratze der Hölle oder eines Dämons.
Schräge Augen, in denen kalte Lichter flackerten. Eine dicke Nase und ein flaches Kinn. Feuer tanzte plötzlich über diese Fratze hinweg. Nur kleine Flammen, die auch kaum zitterten, in denen aber genügend Kraft steckte, um die Fratze zu zerstören.
Sie brannten sie aus und den Kopf mit.
Dabei blieb Igor nicht ruhig. Er tanzte durch den Gang wie ein Derwisch.
Er ging dabei immer weiter zurück, er taumelte von einer Wand zur anderen. Nur sein Schädel stand in den Flammen, die letztendlich durch mein Kreuz hervorgerufen worden waren.
Wenn das Böse ausgerottet werden musste, war es gnadenlos, und genau das geschah auch hier.
Ich konnte mir Zeit lassen. Beinahe gemütlich schlenderte ich auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, als er mit einem letzten und fürchterlichen Schrei zusammenbrach.
Danach geschah nichts mehr.
Er lag gekrümmt vor meinen Füßen, und ich suchte seinen Kopf.
Es gab ihn nicht mehr. Weder den ersten noch den zweiten. Es war nur noch der Körper vorhanden, und nicht mal Asche hatte sich auf dem Boden verteilt.
Igor Ivanow würde niemals mehr töten, und genau das beruhigte mich sehr…
***
Auf der Treppe kam mir Karina Grischin entgegen. Als sie mich sah, blieb sie stehen. Sie wirkte erschöpft und erleichtert, aber ich sah erst jetzt ihre Verletzungen, bei denen sich eine Blutkruste gebildet hatte.
»Du hast es überstanden, John?«
»Sicher.«
»Und Igor?«
»Es existiert von ihm nur noch ein Körper, aber kein Kopf mehr.«
Ihrem Blick entnahm ich, dass sie mehr wissen wollte, und ich hielt damit auch nicht hinter dem Berg.
»Es ist grauenhaft«, flüsterte sie. »Aber war er nun ein Mensch? Was sagst du?«
Ich hob die Schultern. »Er war möglicherweise beides. Mensch und auch Dämon.«
»Ja«, murmelte sie und nickte. »So wird es wohl gewesen sein.«
Wir gingen nach unten.
Igors Helfer hatte Karina Grischin mit Gardinenschnüren gefesselt.
Einer von ihnen war noch immer bewusstlos. Die Helfer mussten von Igor auf die Hölle eingeschworen worden sein oder auf ihn, aber sie selbst waren nicht mit den Kräften des Teufels in Berührung gekommen. Was mit ihnen geschah, mussten wir abwarten.
Karina berichtete mir auch von den beiden Toten im Treibhaus.
Ich nahm es zur Kenntnis, dachte dabei aber bereits an Lady Alva und fragte auch nach ihr.
»Sie ist tot, John.«
»Was? Wie konnte das passieren?«
»Zyankali. Es war Selbstmord. Sie hat wohl keinen anderen Ausweg mehr gesehen.«
»Ja«, murmelte ich, »das wird für sie wohl das Beste gewesen sein.«
ENDE
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