1471 - Igors Zombietruppe
und rief halblaut in die Dunkelheit hinein.
»Hast du sie gefunden?«
Die Antwort erfolgte kurze Zeit später. »Nein, ich habe sie nicht gesehen.«
»Dann komm zurück.«
»Ich will noch in das alte Treibhaus.«
»Später.«
»Warum?«
»Frag nicht und komm her.«
Der Protest blieb aus, und damit wusste Karina, dass sie sich ein neues Versteck suchen musste.
Sie schob sich lautlos von den Mänteln an der Garderobe. Innerhalb der nächsten Zeit musste sie einen anderen Platz finden, ohne dabei gesehen zu werden. Sie wusste auch schon, wo sie hin wollte, und zwar in den Raum, in den der Typ vorhin gegangen war.
Karina war leise und schnell. Der Typ an der Tür drehte ihr den Rücken zu. Es war genau das, was sie wollte. Ohne entdeckt zu werden, huschte sie durch die halb offene Tür, die sie nur weiter aufzudrücken brauchte.
Es war kein Bad und auch nicht die Toilette. Sie befand sich in einer Küche.
Sie war geräumig, viel größer als die modernen Küchen. Der Boden war mit Steinfliesen belegt. Ein großes Waschbecken war auch vorhanden. Dort hinein war vorhin das Wasser geflossen.
Karina drückte die Tür wieder in die alten Lage und stellte sich in ihren toten Winkel. Dort gab es noch Platz. Nur ein Eimer war dort abgestellt worden.
Ich muss weiter!, dachte sie und merkte, dass sie ihre Coolness verlor. Es war ihr einfach zu still im Haus. Keine Spur von Igor, nichts zu sehen von Lady Alva und von John Sinclair erst recht nicht. Wenn sie das zusammenzählte, kam kein gutes Resultat heraus.
Im Flur standen die beiden Männer zusammen und sprachen miteinander. Da sie flüsterten, verstand Karina nichts. Sie wusste auch nicht, in welche Richtung die beiden schauten.
Ihr war klar, dass sie ihr Glück nicht zu sehr strapazieren durfte, und deshalb wollte sie Nägel mit Köpfen machen. Vor allen Dingen auch, weil sie die Stimmen der Kerle nicht mehr hörte.
Karina öffnete die Tür ein wenig weiter. Dann der schnelle Blick nach rechts.
Da standen sie nicht mehr.
Sie schaute nach links.
Ein Flur ging dort weiter. Das Ende war bei diesen Lichtverhältnissen nicht zu erkennen, doch für Karina war es genau der Weg, den sie einschlagen musste.
Ihr Zögern dauerte keine Sekunde mehr. Dann war sie unterwegs, und sie war schnell. Die graue Dunkelheit schluckte sie. An der Tür am Ende des Flurs blieb sie einen Moment stehen, bevor sie sie aufdrückte.
Hier begann das eigentliche Haus. Den Raum, der vor ihr lag, konnte man als geräumige Diele oder als einen Empfangssalon bezeichnen. Hier war Platz genug, um Gäste zu empfangen. Das war in früheren Zeiten sicherlich geschehen. Jetzt wirkte alles tot und leer. Auch die Treppe mit den breiten Stufen sah nicht unbedingt einladend aus.
Durch hohe Fenster fiel kein Licht mehr. Die Nacht hatte ihr Regiment angetreten.
Karina erinnerte sich daran, dass hinter einem bestimmten Fenster Licht gebrannt hatte, und sie ging davon aus, dass sie sich in der Nähe dieses Raumes befand.
Eine hohe Doppeltür erregte ihre Aufmerksamkeit. Es war auch nicht still dahinter. Sie zuckte leicht zusammen, als sie die Stimmen vernahm, aber nicht, was dort gesprochen wurde. Aber die Stimme einer Frau hörte sie deutlich hervor, und sie ging davon aus, dass es sich um Lady Alva handelte.
Okay, dort spielte die Musik.
Karina ging davon aus, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Sie würde sie so behutsam wie möglich öffnen und hatte die Klinke schon berührt, als sie hinter sich ein Geräusch hörte und zugleich eine Stimme.
»Er ist doch nicht allein gekommen!«
Karina fuhr herum.
Vor ihr standen die beiden letzten Helfer des Igor Ivanow…
***
Es hatte keinen Sinn, wenn sie sich Vorwürfe machte, nicht genug aufgepasst zu haben. Die beiden waren da, und sie musste mit der Situation fertig werden.
Sie hätte jetzt ihre Pistole ziehen und schießen können. Genau darauf wollte sie vorerst verzichten. Vielleicht war es möglich, mit den beiden ins Gespräch zu kommen, wenn sie hörten, dass auch Karina Grischin ihre Sprache beherrschte.
»Nein, er kam nicht allein«, erwiderte sie. »Mich hat er noch mitgenommen. Oder ich ihn.«
»Du bist Russin?«
»Ja.«
»Dann gehörst du zu uns.«
Karina lächelte kühl. »Im Prinzip schon, aber es gibt Grenzen, die international und einfach menschlich sind. Egal, in welch einem Land der Welt ich mich befinde, Böses ist böse und Gutes ist gut. So muss man das sehen, und so sehe ich es auch. Was ihr hier treibt, das gehört
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