1471 - Museum der Archäonten
ihre Sternenrobe über. „Und welche?"
„Ich weiß jetzt, wie wir die Sache mit dem Wasser regeln." Valinet scheute sich nicht, seinen Stolz deutlich zu zeigen. „Wir brechen ein."
„Wo?" Ginnimar schaute entgeistert. „Im Servozentrum. Versorgungseinrichtungen werden nicht bewacht. Es gibt keine Alarmmelder. Damit rechriet keiner; auch nicht Sailor oder die Schnecken."
Noch am selben Abend schlichen sie im Schutz ihrer Deflektorfelder ins Servozentrum. Niemand bemerkte die nächtlichen Besucher. „Da ist der Zentralrechner", sagte Ginnimar. Sie zeigte auf eine kleine, etwa zwei mal zwei Meter großen Block. „Warte, Valinet. Das erledige ich."
Sie aktivierte die Programmeinheit, stellte diejenigen Sektionen fest, die den Wasserverbrauch regelten, und installierte eine Datenschleife. Zufrieden lehnte sie sich zurück. „Schon fertig?" wollte er wissen. „Ja. Sobald in meiner Wohnung ein ungewöhnlicher Wasserverbrauch entsteht, geht der Computer auf Null zurück. Dann zählt er wieder, geht auf Null, und so weiter."
„Sehr gut. Wir können beginnen."
Binnen drei Tagen produzierten sie genügend Seuchengas, um damit eine große Hochdruckflasche zu füllen. Sie legten ihre Schutzanzüge an, aktivierten die Deflektoren und machten sich auf den Weg.
Niemand hielt sie auf.
Die Herrschaft der Symbionten war zu gefestigt, als daß irgendwer noch viel auf Sicherheitsmaßnahmen gegeben hätte. Der Feind war draußen, nicht in der Stadt. Die Friedensinsel galt es zu zerstören.
Bald hatten Valinet und Ginnimar die Luftverteiler gefunden. Sie setzten das Alarmsystem außer Kraft, speisten den Inhalt der Flasche ein und warteten ab. Nichts tat sich; zumindest gab es keine Hinweis darauf, daß die Bakterien bereits wirkten. „Vielleicht müssen wir ein paar Tage warten", fürchtete Ginnimar. „Oder die Schnecken sind resistent."
Eine Stunde später verließen sie die Kaverne. Draußen auf den Alleen bot sich ein furchtbarer Anblick.
Amarena taumelten halt- und ziellos herum. Keiner von ihnen schien mehr einer klar durchdachten Handlung fähig. Die verzerrten Gesichter gruben sich tief in Valinets Gedächtnis ein, und er war sicher, daß er nie mehr diese Qualen vergessen würde.
Nicht einmal, wenn eine Million Jahre vergangen waren.
Er und Ginnimar trugen für diese Tragödie die Verantwortung. Gewiß, sie hatten nicht anders handeln können. Aber dennoch waren sie es, die gehandelt hatten.
Am nächsten Tag fielen die Symbionten tot von den Schultern ihrer Wirte. Die Amarena wachten auf; sie erholten sich und fanden den eigenen Willen wieder. Viele zerbrachen an der Erinnerung. Die übrigen gingen an die Arbeit, so schnell es möglich war. Unermeßlieher Schaden war angerichtet, und es galt, soviel wie möglich wieder gutzumachen.
Noch am selben Tag geriet Ginnimar in die Krise.
Der Streß hatte die natürlichen Vorgänge in ihrem Körper beschleunigt. Valinet fand sie zusammengekrümmt am Boden, ohne Bewußtsein und mit flachem Atem. Sailor hielt sich in der Kurszentrale auf. Also mußte er allein etwas unternehmen.
Valinet gab Alarm für die Medorobots.
Er nahm ihren Kopf auf und bettete ihn sanft in seinen Schoß. „Was ist mit dir?" flüsterte er angstvoll.
Noch immer liebte er sie, das wurde ihm in diesem Augenblick deutlicher als je zuvor bewußt. „Ginnimar!
Antworte doch!"
Ihre Augen öffneten sich um einen Spaltbreit, doch der Blick ging ins Leere. „Sailor?" wisperte sie kraftlos. „Gut, daß du da bist... Ich habe eine Frühgeburt."
Mehr sagte sie nicht. Wann trafen die Medos ein? Endlich - Valinet begleitete den Antigravtransport und wartete mit fliegenden Nerven im Hospital ab. Minuten später kam Sailor dazu. „Ich habe es gerade gehört", keuchte der andere. „Wie geht es ihr?"
„Wir müssen abwarten, Sailor."
Die Operation dauerte fast einen Tag lang. Ginnimar schwebte in Lebensgefahr. An diesem Tag drohte ihr Leben, das ein paar Ewigkeiten lang gewährt hatte, zu verlöschen. Aber es kam nicht dazu. Die Medorobots retteten sie. „Dürfen wir zu ihr?" fragte Sailor den nächstbesten Medorobot, der vorbeischwebte. „Ja", lautete die knappe Antwort, „aber nehmt Rücksicht auf ihren geschwächten Zustand."
Ginnimar sah eher wie eine Leiche aus, als wie eine lebendige Amarena. Mit zitternden Finger berührte sie Sailor, dann sah sie Valinet an. „Wie geht es dir?" Sailors Worte klangen so zärtlich, wie es Valinet von ihm nie zuvor gehört hatte. „Gut", gab sie
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