1473 - Jagt den Terraner
dieses Lächeln einzustufen war, brauchte niemand zu defmieren. Die kaltblickenden Augen verrieten genug. „Ich habe mit dem Kommandanten der ELMER VILLON gesprochen, nicht mit dem Ersten Offizier. Also, Kon - wo willst du auftanken?"
Die gewichtige Frau starrte Tekener verunsichert an, und Kon Makos erlaubte sich ein Grinsen. Es tat ihm gut, sie einmal in ihre Schranken gewiesen zu sehen. „Genau dort, wo es andere Leute niemals tun würden. Wir haben unsere speziellen Erfahrungen. Wir tarnen um zum Nachschubfrachter für Ferrol. Ich spiele den geklonten Invitro, dem es natürlich erst in letzter Sekunde einfällt, seine Gravitrafspeicher zu fluten. Das wird vor der blauen Wega sein; mittendrin im Getümmel der äußeren Einflugschneisen. Wollen wir wetten, daß wir nicht mehr bekommen, als einen Verweis per Hyperfunk? Anderswo könnte es eine Salve aus cantarischen Strahlgeschützen sein."
Kon verzog sein Gesicht so gekonnt, daß es plötzlich wie eine Maske wirkte. Auch der Glanz der Augen veränderte sich. So sahen Invitros aus.
Tekener musterte den Ertruser eingehend. „Daraus ist zu folgern, daß die Cantaro sich nicht scheuen, den komplizierten Betrieb eines Fernraumschiffes geklonten Wesen anzuvertrauen. Oder irre ich mich?"
„Nicht die Spur", beteuerte Makos. „Du bist noch nicht lange genug in unserer vergewaltigten Galaxis, um das Ungeheueriiche voll und ganz durchschaut zu haben. Bionten werden für jeden Zweck gezogen.
Sie erfüllen ihre Aufgabe relativ zufriedenstellend. Das heißt, daß Ausrutscher zur Regel gehören. Damit rechnet man. Wir nutzen es aus, das ist alles."
Tekener sah erneut zu Yart Fulgen hinüber. Der nickte wieder. Sein offenes Gesicht wirkte verschlossen.
Sicherlich dachte er an seine Jugenderlebnisse. „Einverstanden", entschied der Aktivatorträger. „Wenn mich etwas reizen kann, so ist es der gekonnte Bluff."
„Du wirst staunen", versprach Makos. „Ich habe gekonnt gesagt!" mahnte Tekener. „Und ich habe verstanden. Was glaubst du wohl, wie oft wir schon gestorben wären, wenn wir es nicht gekonnt könnten? Klar zum Manöver.
4.
Ronald Tekener hatte in den Jahrhunderten nach der Kosmischen Katastrophe viel erlebt und war nach der Rückkehr in die Heimatgalaxis mit einer Fülle von neuartigen Faktoren konfrontiert worden.
An die Ansprüche der sogenannten Machtpyramide hatte er sich gewöhnt. Für einen Mann, der bereits zur Zeit der terranischen Siedler-Expansion gelebt hatte, waren Machtkämpfe aller Art vertraute Dinge.
Doch nun, am 14. Mai 1146 NGZ, mußte Tekener hinzulernen. Man offenbarte ihm in aller Deutlichkeit, daß es in der Milchstraße zu Auswüchsen gekommen war, die es in dieser Form früher nicht gegeben hatte.
Jene, die man Cantaro nannte, hatten aus fast allen Intelligenzvölkern der Galaxis größere Gruppen herausgezogen und sie genetisch umgeformt. Zweckprägungen aller Art waren entstanden.
Kämpferisch veranlagte Wesen waren zu todesverachtenden Superkriegern geworden. Andere Kreaturen hatten man unter Beachtung ihrer Grundbegabungen auf andere, grundsätzlich aber spezialisierte Einsatzmöglichkeiten ausgerichtet. Die verbrecherisch angewandte Gentechnologie erlaubte alles - oder fast alles.
Ein typisches Beispiel war das ohnehin umweltangepaßte Volk der Ertruser. Sie waren schon zur Zeit des Solaren Imperiums wegen ihrer besonderen Reaktionsschnelligkeit als Raumfahrer willkommen gewesen.
Aus ihnen hatten die Cantaro Invitro-Typen zur Führung moderner Schiffe gebaut.
Die Hyguphoten, geistlose Kampfgiganten mit genetisch abgeregelter Todesfurcht, wurden ebenfalls aus Ertrusern gezogen. Einen solchen Typ wollte Kon Makos allerdings nicht darstellen!
Seine „Stammrolle" war die eines Invitro-Ertrusers mit der Fähigkeit, ein Handelsraumschiff führen zu können. Seine geringe Köi'perhöhe kam ihm beim Rollenspiel zugute. Invitros gelangen eben nicht immer so, wie es sich die Geningenieure vorgestellt hatten.
*
Die ELMER VILLON war vor vierzehn Minuten in den Einsteinraum zurückgefallen, wo sie ihre Eintauchgeschwindigkeit mit vollem Bremshub des Metagravtriebwerks auf Nullwert aufgehoben hatte.
Die Umlaufbahn des zweiundvierzigsten Planeten war noch knapp sechs Lichtminuten entfernt. Weit voraus glänzte ein blauweißer Riesenstern - die Wega.
Die Position, auf der die ELMER VTLLON herausgekommen war, lag im Bereich einer der kosmischen Einflugschneisen ins Wegasystem. Hier sammelten sich ankommende Schiffe
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