1473 - Sandrines Voodoo Lehre
mich ist er eher das Gegenteil eines Engels. Ich würde ihn eher als einen Teufel ansehen.«
»Womit Sie wohl nicht so verkehrt liegen«, sagte Harry. »Wissen Sie mehr über ihn?«
»Nein, nicht besonders viel. Er stammt aus dem Ort. Sein Revier hat er unten an der Küste. Er gehört zu den Aufreißern und kommt im Sommer nur selten zurück in den Ort.«
»Womit verdient er sein Geld?« fragte Dagmar.
»Das kann ich Ihnen nicht so genau sagen. Angeblich kellnert er, aber ich würde ihn nicht einstellen, nein, nicht so einen Typen. Aber er und seine Kumpane reißen eben die Frauen auf und träumen davon, mal ein Schiff zu besitzen.«
»Hier ist er nicht besonders angesehen?«
»Genau. Vielleicht bei den jungen Leuten. Denen kann er dann was vom angeblichen tollen Leben erzählen, die glauben das noch. Viele andere und ich allerdings nicht.«
»Gibt es eine Person, die ihn hasst?« fragte Dagmar. »So richtig aus vollem Herzen hasst, sodass sie ihm sogar den Tod wünscht? Kennen Sie solch einen Menschen?«
»Oh…«, Albert Noir winkte ab. »Da fragen Sie mich was.«
»Nun ja, aber Sie leben hier und müssten eigentlich Bescheid wissen.«
»Das stimmt schon, Madame Hansen. Aber nicht mögen und richtig hassen, das ist schon ein Unterschied.«
»Sie sagen es. Aber der Typ wäre fast verblutet. Er fiel zu Boden, das Blut sickerte aus seinem linken Ohr. Dabei wurde er nicht angegriffen.«
»Wie ist es dann dazu gekommen?«
Harry Stahl senkte seine Stimme. »Genau das fragen wir uns auch. Zudem waren wir in seiner Nähe. Wir sind also die unmittelbarsten Zeugen. Seine Verletzung hat etwas Unerklärliches für uns, als wäre etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen.«
»Verdammt, das hört sich schon gruselig an.«
»Ist es auch«, murmelte Harry.
»Kennen Sie sich denn damit aus?«
Dagmar und Harry nickten andeutungsweise. Sie erklärten, dass sie schon einiges über unheimliche Phänomene gelesen hatten und sich jetzt ihren Reim darauf machten.
»Wissen Sie denn mehr?«
Dagmar überließ Harry die Antwort, und der kam auf ein bestimmtes Gebiet zu sprechen.
»Sagt Ihnen der Begriff Voodoo etwas?«
Der Hotelier stutzte zunächst. Dann musste er nachdenken, und schließlich nickte er.
»Er sagt mir nichts Konkretes. Ich weiß nur, dass es ein alter Zauber aus Afrika ist.«
»Das stimmt.«
»Und weiter?«
Harry lächelte. »Bitte, wir fragen Sie und würden gern wissen, ob Sie schon mit dieser Art von Zauber konfrontiert worden sind.«
»Nein, das bin ich nicht, wirklich, und ich kann auch nicht daran glauben.«
»Verständlich. Aber kennen Sie denn Menschen, denen der Zauber nicht so fremd ist?«
»Sie meinen hier aus dem Ort?«
»Ja.«
»Hm.« Albert Noir gab sich Mühe. Es war ihm anzusehen, dass er angestrengt nachdachte. Leider hob er die Schultern. »Ich selbst habe es nicht erlebt, und hier im Ort kenne ich auch keinen, der Ihnen da weiterhelfen könnte.«
Harry Stahl gab so schnell nicht auf. »War auch nur eine Frage. Nur geschieht wohl nichts ohne Grund im Leben. Und auch die Vorgänge, die hier stattgefunden haben, sind nicht grundlos geschehen. Es muss jemanden geben, der von einem wahnsinnigen Hass erfüllt ist und ihn jetzt an den verschiedensten Menschen auslässt. Bringt Sie dieser Gedanke vielleicht weiter?«
»Sie reden von einer Person, die andere Menschen wahnsinnig hasst?«
»Nicht nur das«, sagte Dagmar. »Bei dieser Person muss es auch einen Grund für den Hass geben.«
»Oh, das ist schwer.« Noir schüttelte den Kopf. »Das ist sogar verdammt schwer. Klar, nicht alle hier verstehen sich. Dafür sind wir Menschen. Aber dieser Hass, der sich sogar auf mehrere Personen bezieht, das ist etwas ganz anderes.«
»Klar, der muss tief sitzen. So tief, dass sogar Menschen getötet werden, und es muss mehrere Personen hier im Ort geben, die auf der Racheliste stehen. Einige hat es ja schon erwischt, und einen Toten hat es leider auch gegeben.«
»Ich wüsste keinen.«
»Auch keine?« fragte Dagmar.
»Eine Frau?« Noir musste lachen und entschuldigte sich dafür.
»Die erst recht nicht.«
Dagmar ließ nicht locker. »Es muss etwas mit diesem blonden Engel zu tun haben – und auch mit Garnier. Wenn wir bei den beiden Personen bleiben, können Sie uns da sagen, ob sie sich so starke Feinde gemacht haben, dass ihr Tod in Kauf genommen wurde?«
»Sie stellen Fragen.«
»Die auf der Hand liegen, wenn Sie überlegen, dass wir Zeugen zweier unerklärlicher Vorgänge geworden
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