1473 - Sandrines Voodoo Lehre
aber er sah auch nicht so aus, als würde er sich die Butter vom Brot nehmen lassen.
Die Schatten gaben ihr genügend Schutz. Sie hätte sich auch hinstellen können und wäre kaum gesehen worden.
Die Puppe hielt sie weiterhin fest. Sollte der Engel den Kampf gewinnen, war er dran. So oder so, er konnte sich schon jetzt als Verlierer ansehen. Aber das konnte er nicht wissen. Er machte weiter, weil er vor seinen Kumpanen nicht das Gesicht verlieren wollte.
Die Frau des Touristen hielt sich zurück. Sie stand in der Nähe und schaute sich alles an, aber sie behielt dabei die anderen Typen unter Kontrolle, und sie machte nicht den Eindruck einer Person, die sich besonders fürchtete.
Für Sandrine war das auch nicht normal. Dieses Paar schien zu wissen, worauf es ankam.
Der Engel war in Hochform. Er wollte zeigen, was er konnte. Hier war er der Größte, unten an der Küste nicht. Da gab es zu viele von seiner Machart.
Und dann war er nicht mehr zu halten!
***
Alain versuchte es mit einem Sprung. Vielleicht hatte er das mal irgendwo gesehen und auch schon ausprobiert. Sich selbst nach vorn zu rammen, um den Kopf wuchtig in den Unterleib des Gegners zu stoßen.
Wäre er nüchtern gewesen, wäre ihm das unter Umständen sogar gelungen.
So aber waren seine Bewegungen nicht die schnellsten. Er rannte auf Harry zu, schwankte dabei, und Stahl hatte Zeit genug, ihm zu zeigen, wie der Hase lief.
Er riss das rechte Bein hoch.
Der Aufprall, dann der Schrei. Das Knie hatte Alain am Kopf getroffen. Selbst sein benebeltes Gehirn gab ihm die Info, was da passiert war. Er brüllte auf, stolperte zur Seite und presste beide Hände gegen den Kopf. Dann prallte er gegen einen seiner Kumpane und verlor das Gleichgewicht. Er fiel auf die Knie, fluchte und schrie den anderen zu, sich auf Harry und die Frau zu stürzen.
Die jungen Leute hatten zu viel getrunken. Sie waren zwar benebelt, aber irgendwie gab es bei ihnen noch eine Sperre. Sie hatten gesehen, was mit Alain geschehen war, der ein so großes Maul gehabt hatte.
Er kniete jetzt am Boden. Er stöhnte und presste seine Hände gegen den Kopf. Aber er gab nicht auf. Seine Flüche zeugten davon, dass es ihm wieder besser ging, und Harry ließ ihn nicht aus den Augen, während sich Dagmar um das Mädchen mit dem zerrissenen Oberteil kümmerte.
Keiner tat etwas, als sie zu der Kleinen ging und sie an die Hand nahm.
»Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Er wird dir nichts mehr tun. Geh am besten nach Hause.«
»Ja, ja, danke.« Die Kleine wischte durch ihr verweintes Gesicht.
Plötzlich war ihre Freundin neben ihr, die sehr blass war und aussah, als müsste sie sich jeden Augenblick übergeben.
»Ich gehe mit dir, Claudine.«
»Ja, gut.«
Sie zogen tatsächlich ab, und Dagmar war froh, von dieser Sorge befreit zu sein.
In der Zwischenzeit hatte sich der Engel wieder erholt. Mit einer ruckartigen Bewegung erhob er sich wieder, drehte sich nach links und glotzte Harry an.
Sofort war die Erinnerung wieder da, und sein Gesicht verzog sich zu einer bösen Grimasse.
Harry wollte ihn mit Worten beruhigen, aber Alain ließ sich auf nichts ein. Er griff auch nicht an. Dafür tat er etwas anderes. Er senkte den Kopf und ließ seinen Blick über den Boden gleiten.
Aus seinem Mund drang ein Schrei, als er fand, was er suchte. Es war eine zerbrochene Flasche. Er packte den Teil mit dem Hals, und mit dem Zackenrand der oberen Hälfte wollte er Harry die Kehle aufschlitzen.
»Du stirbst!« flüsterte er, wobei er in Angriffsposition ging. »Du stirbst einen irren Tod, das verspreche ich dir!«
Harry sagte nichts. Er schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich auf seinen Gegner. Obwohl der Blonde leicht schwankte, war er nicht zu unterschätzen. Der Zackenrand wies auf Harrys Körper.
Und dann passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte. Auch Dagmar und Harry wurden davon überrascht. Aber sie sahen, was da ablief.
Der Blonde brüllte auf. Zugleich schnellte er aus seiner geduckten Haltung in die Höhe, und im nächsten Augenblick war zu sehen, das aus seinem linken Ohr ein dünner Blutstrom schoss wie aus der Öffnung einer Flasche.
Alain schrie wie am Spieß. Er konnte nichts gegen den Blutstrom und die rasenden Schmerzen tun.
Wenig später fiel er zusammen, als hätte man ihm die Beine einfach weggeschlagen…
***
Es war ein Bild, das alle Zuschauer entsetzte und sprachlos werden ließ, auch Dagmar Hansen und Harry Stahl. Dagmar war wieder zu ihrem Freund
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