1473 - Sandrines Voodoo Lehre
sind.«
»Ich weiß es nicht. Ich bin da überfragt. Wir kümmern uns auch mehr um das Hotel, verstehen Sie? So geht mich der Klatsch im Ort wenig an, es sei denn, meine Belange werden berührt. Da denkt man dann anders darüber und mischt sich ein.«
»Dann haben Sie mit diesem Alain nichts zu tun gehabt?« wollte Harry noch mal wissen.
»So ist es. Mit Leuten wie ihm will ich nichts zu tun haben.«
»Und was ist mit Pierre Garnier?«
»Nun ja, Monsieur Stahl, wir waren gute Kollegen und nahmen uns nicht gegenseitig die Gäste weg. Ansonsten hockten wir nicht jeden Tag zusammen.«
»Trotzdem wurde Ihr Kollege getötet.«
»Leider.«
»Und Sie befürchten nichts?«
»Müsste ich das denn?«
»Ich habe keine Ahnung. Deshalb frage ich Sie ja. Fürchten Sie nicht, dass Sie Ärger bekommen könnten?«
»Dafür müsste es dann einen Grund geben. Ich habe mir keinen Menschen zum Feind gemacht, der mir ans Leben wollte.«
»Garnier denn?« fragte Dagmar.
Der Hotelier hinter der Bar hob die Schultern. »Auch das kann ich Ihnen nicht sagen, obwohl ich zugeben muss, dass Garnier nicht eben der netteste Mensch war. Das hatte nichts mit seinen Gästen zu tun, aber gern arbeiteten die Leute nicht bei ihm.«
»Ist er zu ruppig oder arrogant gewesen?«
»Auch.« Albert Noir lächelte verhalten. »Da hat es auch mal Ärger mit dem weiblichen Personal gegeben. Ob es stimmt, kann ich nicht sagen, denn die Leute reden viel. Er stand auf junge Frauen und hatte es schon bei einigen versucht. Einer Angestellten soll er dabei sehr nahe gekommen sein.«
»Wie nahe?«
»Man munkelt von einer Vergewaltigung.« Noir hob beide Hände.
»Aber das sind Gerüchte. Nichts wurde bestätigt. Es hat auch keine Anzeige gegeben.«
Harry war plötzlich sehr aufmerksam geworden. »Wie lange liegt der Vorgang denn zurück?«
»Nicht mal ein Jahr, glaube ich.«
»Und wer wurde von Garnier sexuell belästigt?«
»Eine junge Frau.«
»Kennen Sie den Namen?«
»Bitte«, flüsterte Noir den beiden zu. »Da wir es nicht mit Tatsachen zu tun haben, denke ich schon, dass ich den Namen nicht nennen sollte. Seien Sie mir nicht böse, aber Ihre Fragen kommen mir schon etwas ungewöhnlich vor. Als hätte ich zwei Polizisten vor mir, die ein Verhör durchführen.«
Harry winkte ab. »So schlimm ist es nicht. Aber Sie müssen auch uns verstehen. Wir sind schließlich die Zeugen zweier mehr als ungewöhnlicher Vorgänge geworden. Wir haben das Sterben eines Menschen erlebt und auf dem Marktplatz die schwere Verletzung, die ebenfalls wie aus dem Nichts gekommen ist.«
»Ja, schon. Aber das aufzuklären ist Sache der Polizei. Ich halte mich da raus.«
Harry nickte. »Verstehe schon. Was sollen wir uns da hineinhängen. Morgen ist unser Freund aus London hier, da haben wir dann andere Dinge zu tun, als einen Mörder zu jagen.«
»Sie sagen es.«
Dagmar und Harry lobten noch die Drinks, bevor sie sich entschlossen, ins Bett zu gehen.
»Sie werden bestimmt eine ruhige Nacht verbringen«, sagte der Hotelier. »Der Krach auf dem Marktplatz ist ja verstummt. Und Sie sollten sich nicht zu viele Gedanken machen. Das lohnt sich einfach nicht. Versuchen Sie, den Rest Ihres Urlaubs noch zu genießen.«
»Danke, das werden wir«, sagte Dagmar. Sie lächelte und nickte dem Hotelier zum Abschied zu. Arm in Arm schlenderten sie wieder zurück ins Hotel. Die Nacht war noch immer perfekt. Jetzt war auch noch das Zirpen der Grillen hinzugekommen, und der Himmel hoch über ihnen zeigte einen Teppich aus funkelnden Sternen.
»Frustriert, Harry?«
»Ein wenig schon.«
»Du möchtest den Namen wissen.«
»Du nicht?«
»Doch, ich auch.«
»Dann gehen wir beide davon aus, dass es eine Spur ist. Jemand hasst bestimmte Personen hier im Ort verdammt tief. Sie müssen dieser Person etwas angetan haben. Etwas sehr Schlimmes und etwas weniger Schlimmes, und so sind auch die Stufen der Rache verteilt. Bei Garnier war es die Härte, bei diesem Alain zwar auch schlimm, aber nicht so, dass er getötet wurde. Und ich frage mich, wer als Nächster an die Reihe…«
»Ah, Sie gehen jetzt zu Bett?« Die Stimme der Frau hatte Harry Stahl unterbrochen.
Beide blieben stehen. Sie befanden sich bereits im Hotel und sahen jetzt Madame Noir vor sich. Sie hatte sich umgezogen und die Küchenkleidung abgelegt. Eine lockere Leinenhose, eine weit geschnittene Bluse, das war jetzt ihre bequeme Kleidung.
»Ja«, bestätigte Dagmar. »Wir sind schon recht müde.«
»Das kann ich
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