1474 - Der Schnitter
weiter?«
»Sie will mit dem Schnitter gehen. Sie will ihr erstes Blutbad erleben, das sie dann stark macht.«
»Wo? Hier im Park?«
»Nicht ganz.«
Jean Voltaire schüttelte ihn durch. »Wenn du dein verdammtes Maul nicht aufmachst, dann…«
»Lassen Sie ihn. Er wird reden. Er spürt das Kreuz und weiß verdammt genau, wie stark es ist.«
»Gut, noch eine Chance, Sinclair.«
»Danke.« Ich nickte Voltaire zu und wandte mich wieder an den Gefangenen. »Sie sind hier im Park geblieben, nicht wahr?«
»Ja…«
»Wo?«
»Sie wollten zur Insel.«
»Gut. Und weiter?«
»Dort findet ein Treffen statt. Es geht um einen Verteilungskampf zwischen den Türken und den Albanern. Sie wollen sich zwei Bezirke besser aufteilen und auch zusammenarbeiten. Beim Verkauf der Drogen soll es gerechter zugehen.«
»Und wem passt das nicht?«
»Ich weiß nicht, wie der Mann heißt. Aber er kennt Mama Rosa gut. Beide stammen aus dem Senegal.«
»Das kann nur Doc Alesi sein«, sagte Voltaire.
»Und wer ist das?«
Er winkte ab. »Einer der größten Hundesöhne, was den Drogenhandel angeht. Sein Netz ist fast perfekt. Er verlässt sich nur auf Menschen aus Schwarzafrika. Von dort stammt auch das verdammte Kokain. Er will der größte Rauschgiftboss hier in der Stadt sein. Wenn sich seine Konkurrenten treffen und sich über einen Zusammenschluss verständigen, dann hat der Doc ein Problem. Also ist er scharf darauf, das Problem erst gar nicht entstehen zu lassen. Wenn beide aus dem Senegal stammen, dann kennen sich Mama Rosa und der Doc. Da liegt es auf der Hand, sie für seine Zwecke einzuspannen. Der Schnitter wird die Konkurrenz erledigen, und dem Doc kann keiner etwas nachweisen. Eigentlich ist alles ganz einfach.«
Wenn man es aus dieser Perspektive sah, schon. Ich widersprach meinem Kollegen nicht, der Gomo am linken Ohr packte und ihn in die Höhe zog.
»Habe ich recht? Will Doc Alesi hier der Star werden? Soll der Schnitter die Konkurrenz killen?«
»Das kann sein.«
»Das kann nicht nur, das wird auch so sein. Da gibt es keinerlei Ausrede.«
»Wo ist die Insel, auf der das Treffen stattfindet?«
Gomo presste die Lippen zusammen und schwieg.
Ich warf meinem Kollegen einen schrägen Blick zu. Bevor ich eine weitere Frage stellen konnte, kam er mir mit seiner Antwort zuvor.
»Es gibt noch einen zweiten See. Auf dem befinden sich zwei Inseln.« Voltaire drehte seinen Kopf dem Killer zu. »Auf welcher Insel findet es statt?«
»Auf der kleineren.«
Voltaire war zufrieden. »Das ist gut für uns, John.«
»Warum?«
»Es ist nicht weit von hier.« Er deutete in nördliche Richtung. »Wir können sogar auf dem alten Weg bleiben.«
»Dann tun wir das doch.«
»Und ich kenne eine Anlegestelle. Da hat ein Bootsverleiher seine Fahrzeuge liegen.«
»Perfekt.«
»Wobei Dagmar und ich auch mit von der Partie sind«, sagte Harry Stahl. »Schließlich haben wir noch eine Rechnung offen.«
Da konnte ich nicht widersprechen. Allerdings waren Gomo und sein Bruder Toto noch ein Problem. Als ich Jean Voltaire darauf ansprach, sagte er nur: »Das erledige ich.«
Er ließ uns stehen und ging zu Janine. Im Moment waren keine Kunden da. So konnte sich der Mann auf Voltaire konzentrieren.
Aber es war zu sehen, dass er sehr bleich geworden war. Auch sein Lächeln wirkte nicht mehr echt.
Beide sprachen miteinander. Was sie sagten interessierte mich momentan nicht. Ich ging zu dem bewusstlosen Toto. Es gab keine Hinweise drauf, dass er bald erwachen würde. Meine beiden Treffer hatten ihn tief in die Bewusstlosigkeit katapultiert.
Aber er würde erwachen, und dann musste er weiterhin außer Gefecht bleiben.
Harry kam zu mir. Sein Nase blutete nicht mehr. Auch er erkannte das Problem, das wir schließlich auf eine sehr simple Art und Weise lösten. Eine Handschelle reichte aus, um beide Männer aneinander zu fesseln. Gomo behielt den Ring um sein Handgelenk, bei Toto war es das Fußgelenk.
Als Voltaire zurückkehrte und sah, was geschehen war, bekam er große Augen.
»Gut mitgedacht!« lobte er. »Das Gleiche wollte ich soeben vorschlagen. Wir schnappen uns die beiden und legen sie hinter Janines Bude.«
»Ob ihn das freut?« fragte Harry.
»Egal. Irgendwie gehört er auch zu uns.« Voltaire grinste bitter.
»Das heißt, er war mal bei uns. Sogar ein guter Polizist. Dann kam sein wahres Ich durch, und er war nicht mehr zu halten. Aber der Polizei ist er noch immer verbunden.«
Der Boden war nicht eben sauber, über den
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