1475 - Auf Gesils Spuren
würde auch nicht schaden", meinte Ran und bedauerte, nicht früher daran gedacht zu haben.
Ellert gab keine Antwort. Er schob sich Laub zurecht und streckte sich darauf aus. Ran machte es ihm nach, und bald verkündeten sanfte Schnarchtöne, daß er trotz seines Durstes eingeschlafen war.
*
Ellert erwachte, als der Morgen dämmerte. Es konnte noch nicht spät sein. Er richtete sich auf und blickte in Richtung Haus. Einige Fenster waren geöffnet worden, also schien man auch dort erwacht zu sein.
Er weckte Ran, der sich murrend auf die andere Seite wälzte und wahrscheinlich noch Stunden geschlafen hätte, wertn Ellert nicht rücksichtsloser geworden wäre. Er boxte ihn in die Seite.
Ran schreckte hoch und sank wieder in die ursprüngliche Lage zurück, als er Ellert erkannte. „Ach - du bist es? Was ist denn?"
„Aufstehen! Vielleicht gibt es bald Frühstück."
Das brachte den Asporco sofort auf die Beine. „Wo gibt es Frühstück?"
„Im Haus von Vaanles - hoffe ich wenigstens. Ich denke, wir können es jetzt versuchen."
„Keine Hauri?"
„Ich habe keinen gesehen. Auch vor dem Portal ist noch alles ruhig. Sie werden sich von den Freuden der Nacht erholen."
Ran spähte zum Haus hinüber. „Da öffnet sich eine Tür. Ein Beegone kommt heraus. Ob das dieser Vaanles ist?"
Ellert hatte ihn längst gesehen. Der Beegone stand vor der Tür und sah sich aufmerksam nach allen Seiten um, als suche er etwas. Kein Zweifel, das mußte Vaanles sein, der sie erwartete. „Gehen wir, Ran! Wir gewinnen nichts, wenn wir uns hier die Beine in den Bauch stehen."
„Die Beine in den... noch nie gehört."
„Zerbrich dir nicht den Kopf deswegen. Komm!"
Sich nach allen Seiten umblickend, verließen sie ihr Versteck, nachdem sie das Laub abgeschüttelt hatten. Den Umhang hatten sie wieder angelegt. Als sie noch gut ein Dutzend Schritte von dem ihnen ruhig entgegenblickenden Beegonen entfernt war, hob Ellert grüßend die Hand.
Vaanles erwiderte die Geste - das ausgemachte Erkennungszeichen.
Es gab nur ein paar schnell gewechselte Worte, dann bat Vaanles die beiden Besucher ins Haus. Er führte sie durch eine geräumige Vorhalle in einen gemütlich eingerichteten Raum und bot ihnen einen Platz an. Zu Rans Beruhigung versprach er ein baldiges Frühstück. Er lebte allein mit einer Haushälterin, da seine Frau schon vor einigen Jahren gestorben sei, erklärte er dazu. Die beiden Söhne, so betonte er weiter, seien Händler und noch mit ihrem Schiff unterwegs. Er hoffte, daß die Hauri sie nicht erwischt hatten.
Damit kam man zum Thema, zu Rans Bedauern noch vor dem angekündigten Frühstück.
Ellert brachte sein Anliegen vor und vergaß nicht zu erwähnen, daß sein Zusammentreffen mit dem gesuchten Terraner auch für Conjonk von Vorteil sein könnte. „Es hängt viel davon ab, daß ich ihn finde, Vaanles. Nicht nur für deine Welt, sondern auch für meine und viele andere. Ich hoffe, daß du mir helfen kannst. Du bist meine letzte Hoffnung."
Vaanles lächelte ein wenig schmerzlich, wie es Ellert schien. „Mein Bruder hat mich bereits über deinen Wunsch informiert, aber ich habe bisher nicht viel erreichen können. Man muß vorsichtig sein, wenn man Fragen stellt. Es gibt leider Verräter unter uns."
„Die Gantis, wir wissen es."
„Richtig, die Gantis. Sie sind unsere große Enttäuschung, und ich schäme mich für mein Volk. Wenn die Hauri wieder fort sind, werden wir die Verräter zur Rechenschaft ziehen." Er sah Ellert forschend an. „Sie werden doch wieder fortgehen, oder nicht?"
„Das vermag niemand mit Sicherheit zu sagen", bedauerte er aufrichtig. „Wer kann schon wissen, welche Absichten die Hauri für die Zukunft haben? Immerhin führen sie Krieg gegen ein anderes Volk, die Karaponiden, und können ihre Streitkräfte nicht zu sehr verzetteln."
„Nun, das wäre wenigstens ein schwacher Hoffnungsschimmer. Aber nun wollten wir... ah, da kommt unser Frühstück."
Eine Beegonin älteren Jahrgangs betrat mit einem Tablett den Wohnraum und deckte den Tisch. Ran lief das Wasser im Mund zusammen, und auch Ellert verspürte plötzlich Appetit. Während des Essens wurde nicht gesprochen, sosehr es Ellert auch drängte, endlich mehr zu erfahren. In dieser Hinsicht schien der Beegone die Ruhe selbst zu sein.
Erst nachdem die Haushälterin abgeräumt hatte und den Raum verließ, räusperte sich Ellert anzüglich, ohne eine Frage zu stellen. Aber der Beegone verstand ihn auch ohne Worte. „Einer
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